Baubranche I Konjunktur I Arbeitsmarkt : Bauwirtschaft in Niederösterreich kämpft weiter
Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich berichtet: „Wie schon in den ersten beiden Quartalen ist die gesamtwirtschaftliche Stimmung aufgrund der schwachen Nachfrage in der Industrie und im Baugewerbe negativ. Positiver könnte die Zukunft im Hochbau aussehen. Hier hat sich die Abwärtsdynamik in letzter Zeit bereits verlangsamt, was auf einen Wendepunkt hindeutet. Das Bauhauptgewerbe und die gesamte Bauwirtschaft warten auf die Wirkung der so genannten Baumilliarde, dann könnte es auch hier wieder aufwärts gehen!"
Von der Baumilliarde stehen Niederösterreich ca. 147 Mio. Euro für Neubau- und 44 Mio. Euro für Sanierungsförderung zur Verfügung. Zusätzlich liegen etwa 95 Mio. Euro für zinsgestützte Darlehen bereit.
Die Materialkosten am Bau
Der Trend von sich einpendelnden Materialkosten vom zweiten Quartal setzt sich auch im dritten fort. Beim Hoch- und Tiefbau haben sich die Preise um 0,2 Prozent verringert. Auch Estricharbeiten (-4,3% zum Vorjahr) und Trockenbauarbeiten, inkl. Holzfußböden (-3,8%) entwickeln sich hier preisdämpfend.
Allerdings haben sich die Kosten für den Wohnhaus- und Siedlungsbau im Jahresvergleich um 7,6 Prozent erhöht, was vor allem auf die Lohnsteigerungen zurückzuführen ist. Ausreißer sind außerdem Natur- und Kunststeinarbeiten (+8,7% zum Vorjahr), Elektroinstallationen (+6,7% zum Vorjahr).
Arbeitsmarkt spiegelt den Trend
Bei der Arbeitslosenquote im Bausektor liegt Niederösterreich mit 5,7 Prozent weiterhin unter dem Österreich-Schnitt von 6,2 Prozent. Dennoch stieg die Arbeitslosenquote auch in NÖ im Juni auf ein Plus von 16,8 Prozent.
„Im Hoch- und Tiefbau gibt es allerdings wieder mehr offene Stellen als im Vorjahreszeitraum“, weiß Wolfgang Ecker. Dem WKNÖ-Präsidenten bereiten allerdings, die Zahlen der niederösterreichweiten Baubewilligungen Sorgen: „Im 1.Quartal 2022 gab es noch 1.264 Baubewilligungen bei Wohngebäuden, wogegen es im 1. Quartal 2024 nur mehr 573 Baubewilligungen waren. Wir sprechen hier von einem Minus von fast 55%. Niederösterreich als traditionelles Land der Häuslbauer trifft das stark.“
Daher sieht Ecker die jüngsten Zinssenkungen der EZB sehr positiv, auch wenn die Juni-Zinssenkung noch keine großen Auswirkungen auf die Kreditzinsen hat: „Mit der Senkung vom September ist hier der richtige Weg eingeschlagen worden.“ Ein Lichtblick sei auch, dass die Neukreditvergabe im ersten Halbjahr wieder etwas angewachsen ist.