Digitalisierung I Hinweis Webinar : Wie der Green Deal dem Baustoffhandel zum Zukunftsgeschäft verhilft

Gebäude mit Bäumen

Wer das Webinar versäumt, kann danach die Aufzeichnung unter office@verband-bau.at anfordern.

- © Adobe Stock

Der Baustoffhandel – und auch die produzierende Industrie – sind heute noch weitgehend vom Geschäft mit fabriksneuen Bauteilen und Materialien abhängig. Die seit etwa zwei Jahren anhaltende massive Nachfragekrise in der Bauwirtschaft macht dies schmerzlich bewusst. Während die aktuellen Krisengründe aber hoffentlich nur vorübergehend bestehen, dräut am Horizont eine wesentlich umfangreichere, weil dauerhafte Belastung des Neuwarengeschäftes.

Die europäische Politik hat sich der Rückbesinnung von der aktuell linearen Wirtschaftsform zur Kreislaufwirtschaft verschrieben. Dies übrigens mit aller Konsequenz und in enger Anlehnung an die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, abgebildet durch die neue Ökodesignverordnung und etwa 20 begleitende Rechtstexte sowie einer Vielzahl künftiger delegierter Rechtsakte.
So attraktiv die Kreislaufwirtschaft durch ihre Ausrichtung auf maximale Lebensdauer und annähernd endlose Wiederverwendung von Produkten und Materialien für die Ökologie und die Verringerung der Rohstoffabhängigkeit Europas von anderen Weltregionen ist, stellt sie doch gleichzeitig auch die herkömmlichen Geschäftsmodelle von Baustoffindustrie und Baustoffhandel vor große Herausforderungen.

Chancen der Kreislaufwirtschaft

In einem Umfeld sinkender Neumaterialerträge ist eine Umorientierung des Geschäftsmodelles erfolgsversprechender als die kompromisslose Teilnahme am Preis- und Verdrängungswettbewerb bei sinkender Nachfrage.
Das technisch, logistisch und organisatorisch schwierige Umfeld der Baustoffwirtschaft Räumt dem dreistufigen Vertrieb über den Baustoffhandel traditionell eine wesentliche Rolle ein. Der Baustoffhandel vereint Beratungs-, Kredit- und Logistikfunktionen mit einem wesentlichen Mehrwert den kein anderer Betriebstyp für das Bauwesen erbringen kann: Die umfangreiche Sortimentsbildung und baustellennahe Bevorratung und damit verbunden die unerlässliche Möglichkeit für das Baugewerbe, mit der nötigen Flexibilität auf sich laufend ändernde Rahmenbedingungen rasch reagieren zu können. Damit sind nicht nur plötzliche Wetterumschwünge gemeint.

Diese Funktionen stellen bereits auch einen wesentlichen ökologischen Mehrwert dar, weil in weniger Teillieferungen die ca. 2.000 üblicherweise im Bauablauf notwendigen verschiedenen Materialien kombiniert und somit umweltschonend bereitgestellt werden können. Ähnliche wie diese Kernfunktionen des regionalen Baustoffhandels werden auch für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft dringend benötigt. Wie kann die Baustoffwirtschaft auf die neuen Anforderungen transformiert – und zur Drehscheibe für Sekundärbaustoffe werden?

Wirtschaftliche Relevanz

Die europäische Gesetzgebung versteht es ausgezeichnet, ökologische Notwendigkeiten zu wirtschaftlichen Zwängen zu transformieren, welche in einem marktwirtschaftlichen Umfeld zu den gewünschten Verhaltensänderungen führen.

Bereits die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Großunternehmen entsprechend den Bewertungskriterien der EU-Taxonomieverordnung pflanzt sich über Liefer- und Bauverträge bis in kleine Unternehmen fort. Dies erfordert nicht nur detaillierte Nachweißführung sondern auch über positive und negative Anreizsysteme die Auseinandersetzung mit Variantenvergleichen bis hin zum ökologischen Einfluss unterschiedlich langer Transportwege.

Wer nachweisen kann, die nötigen Baumaterialien mit möglichst geringem Umweltschaden bereit zu stellen und einen Beitrag zur Einhaltung der verpflichtenden Schwellenwerte maximalen Rohstoffverbrauches zu leisten, kann sich damit aus dem reinen Preiswettbewerb befreien. Dadurch wird Kreislaufwirtschaft auch ökonomisch abbildbar.

Hürden für die Umstellung auf Kreislaufwirtschaft

Die wesentlichen Probleme in der laufenden Wiederverwendung von Materialien und Bauelementen sind weniger technischer, sondern vielfach rechtlicher und wirtschaftlicher Natur. Wie können Wertstoffe im Gebäude gefunden werden? Wie können Wertstoffe auf wirtschaftliche Weise voneinander getrennt werden? Welche Qualitätskriterien und Prüfverfahren können für wiederverwendete Elemente, Bauteile und Sekundärrohstoffe angewandt werden? Und vor allem, lassen sich die zentralen Fragen des Rechtsrahmens auflösen?

Normative Zulässigkeit

Von wenigen Ausnahmen abgesehen sind weder Bauordnungen noch technische und Werkvertragsnormen bislang auf die Wiederverwendung von Bauteilen und Sekundärmaterialien ausgelegt. Die Bewertung der Gleichwertigkeit und der Zulässigkeit des Einbaues ist vielfach ungeklärt.

Gewährleistung

Mangels konkreter Qualitätssicherungsvorgaben bei Gebrauchtteilen und wiederverwendeten Materialien lässt sich auch der Gewährleistungsfall schwer rechtlich definieren und absichern

Haftung

Bauwerke und gegebenenfalls das Versagen derselben ist immer mit Gefahren für Leib und Leben verbunden. Die Haftungsfrage ist deshalb essenziell. In Produktbereichen für welche dies nicht geklärt ist, kann ein mengenmäßig relevanter Markt für Sekundärbaustoffe nicht in Fahrt kommen

Verfügbarkeit und Trennbarkeit

Tatsächlich stellt die Verfügbarkeit von Sekundärrohstoffen derzeit vielfach ein Problem dar. So kann ein nagelneues XPS-Recyclingwerk bislang nicht mit voller Kapazität betrieben werden, weil schlicht die Ausgangsmaterialien aus dem Rückbau fehlen. Und wenn die Materialien verfügbar sind bleibt immer noch die Frage wie diese getrennt werden können.

Neue Geschäftsmodelle für den Baustoffsektor

Der Handel kann in Erweiterung seiner traditionellen Kernaufgabe zur regionalen Drehscheibe für die Abwicklung von Sekundärrohstoffbewegungen werden. Der große Unterschied zur linearen Denkweise liegt in der multilateralen statt wie bisher unidirektionalen Abwicklung.

Rohstoffangebote aus dem Rückbau kommender Projekte müssen frühzeitig erkannt und mit Bedarfsträgern vernetzt werden, wobei eine geeignete zeitliche Abwicklung – gestützt durch die Lager- und Logistikmöglichkeiten des Handels – unverzichtbar ist.

Neue technische Möglichkeiten wie die Kombination digitaler Gebäudemodelle mit ökologischen Kennwerten aus EPD und digitalem Produktpass erleichtern die zerstörungsfreie Prüfung und Erhebung von Wertstoffpotenzialen nicht nur bei Neuprojekten, sondern auch im Bestand.

Das FFG-Leitprojekt Kraisbau setzt sich mit über 30 Forschungspartnern über vier Jahre umfassend mit den sich daraus ergebenden Fragestellungen auseinander und lädt Unternehmen der Baustoffwirtschaft herzlich ein, gemeinsam an Lösungen inklusive einer auf dem Industriedatenpool basierenden Datenplattform zur Umsetzung zu arbeiten.

Kostenfreies Webinar: "Green Deal- Herausforderungen und Chancen der Kreislaufwirtschaft für den Baustoffhandel"

Online am 11. November von 11 bis 13 Uhr und danach als Aufzeichnung

Der Handel kann in Weiterentwicklung seiner traditionellen Kernaufgabe zur regionalen Drehscheibe für die Abwicklung von Sekundärrohstoffbewegungen werden. In dem Webinar mit Dr. Anna-Vera Deinhammer und Baumeister Ing. Otto Handle wird den Fragen nachgegangen:
- welche Hürden bei der Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft zu bewältigen sind,
- welche Fragen noch zu klären sind - wie sich die rechtlichen Rahmenbedingungen im Green Deal dazu entwickeln und
- wo die konkreten Chancen für den Baustoffhandel in seiner Rolle als regionale Drehscheibe liegen, einen wichtigen und wirtschaftlicherfolgversprechenden Beitrag zur Kreislaufwirtschaft im Bauwesen zu leisten.

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