Lehrgang an der BAUAkademie OÖ in 3 Modulen : Was die Baubranche von der Luftfahrt lernen kann
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2020 rettete Harald Kopececk einen abgestürzten Segelflug-Kollegen aus der Donau. „Der Mann war sechs Minuten ohne Bewusstsein im Wasser gewesen. Glücklicherweise konnte er wiederbelebt werden.“
Die Langstrecken- und Starkwindsegelfliegerei ist ein ebenso komplexes wie riskantes Unternehmen – „eine Mischung aus Schachspielen und Formel 1 in der Luft“. Starkwindflieger sind bei Windgeschwindigkeiten zwischen 100 und 150 Kilometern in der Stunde in Höhen von 6.000 bis 8.000 Metern unterwegs. Die Fehlertoleranz ist hier gleich Null.
In der Vergangenheit erzielte Kopececk Top-Platzierungen bei nationalen und internationalen Wettkämpfen. Erfolgreich verlief auch ein Rekordflug über 1.200 Kilometer im reinen Segelflug.
Seit ein paar Jahren tritt er leiser: „Die extreme Form der Segelfliegerei, mit der ich mich beschäftigt habe, muss man entweder intensiv betreiben oder man lässt es bleiben. Sonst wird es zu riskant.“
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„Wir müssen Fehler als Chancen sehen. Dafür braucht es einen Kulturwandel in den Unternehmen.“
Harald Kopececk, BAUAkademie OÖ
Bauunfälle verhindern
Ums Risiko geht es auch bei einem neuen Lehrgang der BAUAkademie OÖ, der im Februar kommenden Jahres startet. Als Leiter und Geschäftsführer eben dieser Bildungseinrichtung wie auch der ZAB Zukunftsagentur Bau dürfte Kopececk vielen in der Branche vertraut sein.
Auslöser für das ergänzende Bildungsangebot war ein tragischer Arbeitsunfall, bei dem ein ehemaliger BAUAkademie-Absolvent ums Leben kam. „Der Unfall war das Ergebnis einer Verkettung von Fehlentscheidungen im Vorfeld. Mich hat das sehr getroffen. Und ich habe daher mit meinem Team nach Möglichkeiten gesucht, wie man die Wahrscheinlichkeit derartiger Vorfälle in Zukunft minimieren kann.“
Hier kommt wiederum die Luftfahrt ins Spiel, die konsequent an einer Perfektionierung des Risiko- und Fehlermanagements arbeitet. Durch sein Hobby ist Kopececk mit Berufspiloten befreundet und kennt die Abläufe aus erster Hand.
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30.000 Beinahe-Unfälle
„In den vergangenen Jahrzehnten hat sich in der Luftfahrt viel getan“, so der BAUAkademie-Leiter. „In den 1960ern wurden Verbesserungsmaßnahmen oftmals erst dann erwogen und umgesetzt, wenn schon etwas passiert war.“ Im Sinne eines „Punishment by Mistake“ wurde dann meist auch gleich die Zusammenarbeit mit dem Piloten aufgekündigt.
Heute werden Risiken proaktiv evaluiert, analysiert und in der Folge so weit als möglich ausgeschalten. Proaktive Maßnahmen sind auch am Bau längst gang und gäbe – von Helm bis Absturzsicherung.
„Hier wäre noch viel Potenzial, vor allem aber braucht es einen Kulturwandel in den Bauunternehmen“, erklärt Kopececk. Letztlich müsse man Fehler als Chancen sehen. Das beginne bei der Führungsebene. „Die Grundhaltung muss sein: Wir stehen zu unseren Fehlern. Aber wir machen jeden Fall nur einmal, weil wir daraus lernen.“
Im Rahmen seiner Vortragstätigkeit in Unternehmen analysiert Kopececk die vielfältigen Ursachen von Bauschäden und Bauunfällen. Wünschen würde er sich, dass nicht erst ein Unfall geschehen oder ein Schaden eintreten muss, damit aus Fehlern gelernt wird. „Jeder weiß, dass eine Unfallmeldung zu machen ist, wenn etwas passiert ist. Was aber ist mit den vielen Beinahe-Unfällen?“ Auch diese sollten letztlich dokumentiert werden, um daraus für die Zukunft lernen zu können.
Statistiken zufolge kommen auf jeden tödlichen Arbeitsunfall rund 30.000 Beinahe-Unfälle. „Wir reden immer nur über die Spitze des Eisberges.“ Ein Drittel aller Arbeitsunfälle ereignet sich im handwerklichen Bereich, der davon naturgemäß überproportional betroffen ist.
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Kommunikation & Dokumentation
Damit ist hier auch das Potenzial am größten. Dieser positive Aspekt steht für den Weiterbildungsexperten im Vordergrund. „Es gibt exzellente Branchenbetriebe, die schon heute sehr viel in diesem Bereich machen. Durch eine offene Kommunikation zwischen den Unternehmen ließen sich diese Bemühungen nochmals intensivieren. Bei den Fluglinien ist das schon heute gang und gäbe.“
Bauunternehmen und ihre Mitarbeitenden können davon nur profitieren. „Es geht nicht einfach darum, die Anforderungen des Arbeitsinspektorats zu erfüllen. Arbeitnehmerschutz schafft Produktivität und verhindert menschliches Leid.“ Umfassendes Fehlermanagement hält dabei zugleich mögliche Imageschäden sowie die durch Fehler verursachten Kosten vom Unternehmen fern.
Überzeugende Argumente also, diese Thematik anzugehen und nicht dem eigenen inneren Schweinehund zu folgen. Oder dem Präventionsparadoxon, das besagt: Ist eine Präventionsmaßnahme erfolgreich, verlieren die Menschen das Gefühl für die Gefahren – und die Unternehmen den Sinn für die Nützlichkeit ihrer Investition ins Risikomanagement. Kopececk: „Alle Ebenen von der Managerin über den Bauleiter bis zum Polier müssen an einem Strang ziehen. Darauf wollen wir mit unserem neuen Lehrgang hinarbeiten.“ Dieser wird daher auch als Lehrfach ins Prozessmanagement-Studium der Akademie eingebunden.