Interview Baupraxis : Schalung und Gerüst aus einer Hand

Doka Interview Geschäftsführer am Tisch

Robert Hauser, CEO Doka GmbH, und Harald Zulehner, Geschäftsführer Doka Österreich, stehen im Gespräch mit SOLID Rede und Antwort.

- © DOKA

Anfang des Jahres hat Doka die Akquisition des Gerüstherstellers AT-PAC abgeschlossen. Warum gerade dieser Gerüsthersteller?

Robert Hauser: AT-PAC ist nun eine 100-prozentige Tochter von Doka. Die vollständige Übernahme war der Höhepunkt einer strategischen Zusammenarbeit, die bereits 2020 begann. Zwei Jahre später stellte sich der erste gemeinsame Efolg mit der Zertifizierung des Modulgerüsts Ringlock durch das Deutsche Institut für Bautechnik, DIBt, ein.
Mitte 2022 erfolgte die Mehrheitsbeteiligung und jetzt die vollständige Akquisition. Aufgrund unserer internationalen Ausrichtung haben wir einen Partner gesucht, der weltweit bekannt und vertreten ist. Mit AT-PAC, einem internationalen Marktführer im Gerüstbau mit mehr als 25 Jahren Erfahrung im Industrie- und Bausegment sowie bei Großprojekten, haben wir einen Partner gefunden, der unseren hohen Qualitätsanspruch teilt.

SOLID immer auf Ihrem Tisch - schon vor dem Druck!

Hier geht's zu E-Paper und unseren Prime-Angeboten!

Welche neuen Möglichkeiten ergeben sich durch diese Zusammenarbeit? Was kann man anbieten, was man vorher noch nicht oder nur schwer konnte?

Hauser: Unser Ziel ist es, dem Bausektor ein ganzheitliches Produktportfolio aus Schalung und Gerüst zu bieten. Denn überall dort, wo Schalung zum Einsatz kommt, brauchen unsere Kunden fast immer auch ein Gerüst. Im Sinne eines „One-Stop-Shop" bekommen Kunden bei Doka nun Schalung UND Gerüst.

Harald Zulehner:
Durch die Erweiterung des Produktportfolios um das Modulgerüst Ringlock haben wir in Österreich nun eine Komplettlösung für Schalung und Gerüst. Das bringt erhebliche Vorteile: ein Ansprechpartner, optimal aufeinander abgestimmte Schalungs- und Gerüstlösungen. Ein gemeinsamer Planungs- und Mietprozess, dazu gehört auch ein gemeinsamer Transport, was wiederum Kosten spart und die Umwelt schon. Und genauso wichtig: Mit einem zentralen Ansprechpartner reduzieren wir den Organisations- und Koordinationsaufwand auf Kundenseite.

  • "Durch die Erweiterung des Produktportfolios um das Modulgerüst Ringlock haben wir in Österreich nun eine Komplettlösung für Schalung und Gerüst."

    Harald Zulehner, Geschäftsführer Doka Österreich

Welche Unterschiede gibt es hier technisch und baulich zwischen den USA und Österreich? Und wie kann man diese nutzen, daraus lernen?

Hauser: Das Ringlock-System an sich ist in den USA und Österreich sehr ähnlich. Die technische Ausgestaltung und die Funktionalitäten sind identisch. Die Unterschiede beziehen sich auf die Bemaßungen der Komponenten – das ist aber nicht wirklich relevant. Was jedoch von Relevanz ist, sind der Erfahrungsschatz und das Technologie-Know-how.

Zulehner:
Als robuster und vielseitiger Allrounder auf der Baustelle bietet das Modulgerüst alle Vorzüge: Das seit Jahrzehnten bewährte System ist die ideale und sichere Ergänzung, um Bewehrungs- und Schalungsarbeiten schnell und sicher auszuführen – und das zu einem starken Preis-Leistungs-Verhältnis. Neben dem Einsatz als Fassadengerüst kann Ringlock auch als Grabenbrücke, Treppenturm, Rollgerüst, Hängegerüst, Raumgerüst, Unterstellung oder Fassadengerüst eingesetzt werden.

Der erste Baustelleneinsatz in Österreich, bei dem Doka Ringlock als Fassadengerüst verwendet hat, war ein Wohnhausprojekt in Gmunden. Bei zwei 25 Meter hohen Wohngebäuden wurden das Dach sowie Teile der Fassade saniert.

- © Doka

Zu einem anderen Thema: Wie wirken sich Materialverfügbarkeit, Baupreise etc. auf Sie aus? Wie steuern Sie gegen?

Zulehner: Materialverfügbarkeit war in den vergangenen zwei Jahren ein heißes Thema in der Baubranche. Dank unserer weltweiten Präsenz sind wir in der Lage, diese Herausforderungen gut zu bewältigen. Im spezifischen Bereich der Gerüste profitieren unsere Kunden in Österreich von der Liefersicherheit und den schnellen Bereitstellungszeiten durch unser weltweites Vertriebsnetzwerk. Dadurch können auch große Materialmengen kurzfristig zur Verfügung gestellt werden.

  • "Speziell bei den jungen Bewerber:innen ist ein zunehmendes Bewusstsein bzw. Interesse rund um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit spürbar."

    Robert Hauser, CEO Doka GmbH

Stichwort Fachkräftemangel: Wie sehr merken Sie ihn und wie haben Sie darauf reagiert? Gibt es neue Ansätze, um Personal zu finden?

Zulehner: Betrachtet man beispielsweise die Zahlen des AMS OÖ für das letzte Quartal 2022 im Raum Linz, fällt auf, dass es doppelt so viele offene Stellen gab wie registrierte arbeitssuchende Personen. Auch wenn dieses Beispiel eine sehr spezielle geographische Region beschreibt, gibt es einen Einblick in den Wandel vom Arbeitgeber- hin zum Arbeitnehmer:innen-Markt.
Das spüren auch wir. Viel entscheidender ist dann, möglichst breit zu agieren. So setzen wir bereits seit vielen Jahren einen klaren Fokus auf eine betriebsinterne Lehrausbildung und sind sehr aktiv darin, junge Talente auf unterschiedlichen Wegen anzusprechen. Das tun wir heute natürlich verstärkt über unsere Social-Media-Kanäle. Ohne jedoch ganz die „klassischen“ Kanäle wie Messen, Werksbesichtigungen, Schnuppertage etc. außer Acht zu lassen.

Hauser: Speziell bei den jungen Bewerber:innen ist ein zunehmendes Bewusstsein bzw. Interesse rund um soziale Verantwortung und Nachhaltigkeit spürbar. Mit all unseren gruppenweiten Initiativen und Maßnahmen rund um unser großes Nachhaltigkeitsziel, Net Zero bis 2040, bin ich überzeugt, dass wir hier die richtigen Schritte setzen. Auch im „War of Talents“.

Zulehner: Apropos Talente – Weiterbildung und Entwicklung ist uns wichtig. Zudem wird am Standort in Amstetten eine breite Palette an Benefits, wie zum Beispiel Firmenfahrräder, flexible Arbeitszeiten sowie die Möglichkeit zur Remote-Arbeit angeboten. Auch ein Bus-Shuttle vom und zum Bahnhof, unsere eigene Werkskantine oder unser Vital-Programm schaffen Anreize.
Ganz entscheidend ist auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und demnach das Thema Kinderbetreuungsplätze in der Region. Innerhalb der Umdasch Group, zu der Doka gehört, gibt es auch hier zahlreiche Initiativen, wie etwa das Umdasch Nest – eine Kinderbetreuungseinrichtung nicht unweit von unserem Standort in Amstetten entfernt.

Lesen Sie hier unseren großen Artikel zum Facharbeitermangel am Bau!

Hören Sie hinein: Im Podcast-Interview mit SOLID-Chefredakteur Thomas Pöll spricht der Doka-International-CEO Robert Hauser hier über die Hintergründe und Details der alle Produkte der Firma betreffenden Product Carbon Footprint Initiative.

Auf der Voest-Brücke auf der A7 in Linz wurde ein 66 Meter hoher Pylon mit Ringlock eingerüstet.

- © Clean Frame Photography

Österreich-Referenzen mit Ringlock

Der erste Baustelleneinsatz in Österreich, bei dem Doka Ringlock als Fassadengerüst verwendet hat, war ein Wohnhausprojekt in Gmunden. Bei zwei 25 Meter hohen Wohngebäuden wurden das Dach sowie Teile der Fassade saniert. Die Rücksprünge in der Gebäudefassade sowie die schräge Aufstellbasis, das unebene Gelände, waren Herausforderungen, die mit Ringlock gemeistert werden konnten.

Auf der Voest-Brücke auf der A7 in Linz wurde ein 66 Meter hoher Pylon eingerüstet. Durch die hohe Flexibilität konnte das System hier optimal an den Grundriss angepasst werden.

Derzeit befinden sich zahlreiche weitere Projekte in der Planungsphase. Zum Beispiel wird Ringlock auch bei der neuen A26 Donaubrücke in Linz im Bereich der Drahtseilpakete eingesetzt werden. Außerdem kommt es bei dem Wohnhausprojekt Vienna 22 in 60 Meter Höhe als Arbeitsgerüst zum Einsatz.