Immobilienwirtschaft : Immobilien am See sorgen für künstliches Wohnglück
Sie streiften ein paar Tage ungestört durchs Gelände und kühlten sich im künstlichen See ab. Mit „sie“ sind zwei Baby-Tiger gemeint, mit „Gelände“ das Areal des Wohnparks Fontana in Oberwaltersdorf im Bezirk Baden. Die Jungraubtiere gehörten einem Gentleman mit russischem Hintergrund. Der kolportierte Vorfall liegt schon ein einige Jahre zurück. So unspektakulär, wie die Tiger damals dort auf der Bildfläche aufgetaucht waren, so verschwanden sie wieder von selbiger.
Der Wohnpark Fontana unterscheidet sich in Form seiner exklusiven Gated Community nach amerikanischem Vorbild von den Projekten, die aktuell an Baggerseen in Österreich Gestalt annehmen. Doch warum liegt Wohnen am künstlichen Nass hierzulande im Trend? Patrick Kloihofer, Geschäftsführer der VI-Engineers Bauträger GesmbH & Co KG, antwortet: „Mit Sicherheit ließ die Pandemie den Wunsch nach Wohnen im Grünen wachsen. Ein Haus am See ist natürlich der Idealfall, weil man dort Freizeitaktivität, Natur sowie Erholungsraum direkt vor der Haustüre hat. Aufgrund von Homeoffice und -schooling verbrachten wir enorm viel Zeit zu Hause. Etliche Urlaube mussten verschoben oder gar abgesagt werden. Und jetzt kommen die enormen Preissteigerungen dazu. Da ist und bleibt die Investition ins Eigenheim das beste Rezept gegen die Inflation.“
Von der Garçonnière bis zum Penthouse
Konkret bricht Kloihofer eine Lanze für der Sonnenweiher, der 206 Seehäuser in Grafenwörth umfassen wird. Ebenfalls in Niederösterreich, nämlich im Bezirk Wiener Neustadt, entsteht an einem künstlich angelegten, 18.600 Quadratmeter großen Privatsee, an einen Golfplatz angrenzend das Projekt Lakeside Lanzenkirchen. Ein Joint Venture der Developer Gregor Waltner Immobilien und der Fortuna Firmengruppe errichtet an dem Standort 48 Eigentumswohnungen. Beginnend von der kleinen Garçonnière mit 38 Quadratmetern bis hin zum 228-Quadratmeter-Penthouse möchte man nicht nur Golf-affinen Interessenten ein breites Angebot unterbreiten. Die Anlage verfügt über einen Wellness- und einen Fitness-Bereich. Ende September 2022 soll Lakeside Lanzenkirchen fertiggestellt sein. Bis dato sind 46 von 48 Wohnungen verkauft.
Wir bleiben in Niederösterreich. Dort – in Oberwaltersdorf – befindet sich der Wohnpark Giardino in seiner finalen Ausbauphase. Gerade werden die letzten sechs Seevillen errichtet. Die Bauen & Wohnen Wohnbau GmbH plant die Fertigstellung für Ende 2022 bis Mitte 2023. Geschäftsführer Alois Burian berichtet: „Die Bauen & Wohnen GmbH konzentrierte sich in den letzten Jahren aufgrund des Firmensitzes im Südburgenland schwerpunktmäßig auf Niederösterreich und den Großraum Wien. Hier ist aufgrund des Einzugsgebiets die Nachfrage nach ‚Wohnen wie im Urlaub am eigenen Badesee‘ sehr hoch. Ein Seeparkprojekt konnte in unserer Firmengeschichte aber auch am Mieminger Sonnenplateau auf tausend Metern Seehöhe im Tiroler Oberland umgesetzt werden. Die Nachfrage wäre auch in anderen Bundesländern groß. Aktuell werden entsprechende Projekte beziehungsweise Grundstücke zur Umsetzung geprüft.“
Die Nachfrage nach "Wohnen wie im Urlaub am eigenen Baggersee" ist sehr hoch.Alois Burian, Geschäftsführer Bauen & Wohnen GmbH
Teures echtes Nass
Eine Fachfirma pflegt und betreut die beim Wohnpark Giardino künstlich angelegten Badeteiche. Die Erhaltung der Wasserqualität ist durch die Bestimmungen des Bäderhygienegesetzes und laufende Wasserproben gewährleistet. Die Abrechnung erfolgt durch die Hausverwaltung. Und die Gefahr des Austrocknens in Zeiten des Klimawandels? „Bei den Badeteichen der Bauen & Wohnen Wohnbau GmbH handelt es sich um Folienteiche, die keinen Grundwasserschwankungen ausgesetzt sind. Die Nachspeisung des Wasserverlusts durch Verdunstung erfolgt auf natürlich Art durch Regenfälle und zusätzlich durch Befüllungsmöglichkeiten aus Grundwasserbrunnen beziehungsweise aus dem örtlichen Wassernetz. Unsere 31-jährige Erfahrung zeigt, dass es sich hier um zu vernachlässigende Wassermengen handelt“, so Geschäftsführer Burian.
Wohnen am Wasser ist den Menschen – nicht nur in Österreich – schon lange Zeit ein Bedürfnis. Wie erwähnt intensivierte die Pandemie diesen Wunsch. Liegenschaften an echten Seen sind hierzulande kaum noch verfügbar. Wenn doch, sind die Preise gesalzen. Apartments am Wörthersee schlagen mittlerweile mit bis zu 25.000 Euro pro Quadratmeter zu Buche. Wohnanlagen an künstlich angelegten Seen stellen eine Alternative dar.
Der See ist ein klarer USPPatrick Kloihofer, Geschäftsführer VI-Engineers Bauträger GesmbH & Co KG
Interview mit Patrick Kloihofer
Mit dem Sonnenweiher Grafenwörth errichten die VI-Engineers 206 Seehäuser. Geschäftsführer Patrick Kloihofer betont, dass das künstlich angelegte Nass nicht austrocknen kann.
SOLID: Wie läuft der im Frühling gestartete Verkauf der Seehäuser im Sonnenweiher in Grafenwörth?
Patrick Kloihofer: Mit dem Projekt gelingt es uns, werthaltigen Wohn- und Lebensraum in einer aufstrebenden Region nahe Tulln, St. Pölten und Wien zu schaffen, und das zu leistbaren Preisen. Das Interesse ist deshalb wie erwartet sehr hoch. Ein kleines Seehaus ist am Sonnenweiher schlüsselfertig schon unter 200.000 Euro erhältlich, die größeren Architektenhäuser gibt es in der ersten Bauphase ab 449.000 Euro. Unter den Interessenten sind überwiegend junge Paare und Familien aus Niederösterreich und Wien, aber auch ältere Personen, die in den kleinen Seehäusern mit zwei bis drei Zimmern ein optimales Domizil für ihre Pension sehen.
Wie relevant ist der künstlich angelegte See als Verkaufsargument?
Der Sonnenweiher ist das Herzstück und klarer USP des Projekts. Der mäanderförmige See ist so angelegt, dass jedes Haus direkt am Wasser liegt. In der Konzeption des Projekts wurde darauf geachtet, dass ein fließender Übergang zwischen Wohnen, Garten, Seeufer und See gegeben ist und – trotz Kompaktheit der Siedlung – ein hoher Grad an Privatheit besteht.
Wie relevant ist wiederum das Argument, dass der See unabhängig vom Grundwasserspiegel ist?
Das ist natürlich ein großes Asset, welches sich vor allem in niederschlagsarmen Jahren bezahlt machen wird. Das bringt den zukünftigen Bewohnern die Sicherheit, dass der Sonnenweiher nicht austrocknen kann und sie immer eine Wohlfühloase mit blau schimmerndem See vor sich haben.
Wer übernimmt die Betreuung des Sees? Wie werden die Kosten dafür an die Bewohner abgerechnet?
Im Grunde funktioniert der See in erster Linie mit der Kraft der Natur – vergleichbar mit einem Naturbadeteich, wie ihn viele Menschen im Garten haben. Heimische Wasserpflanzen in den Regenerationszonen übernehmen den wesentlichen Anteil der Reinigung des Wassers. Die im Wasser lebenden Mikroorganismen sind ein weiterer wesentlicher Bestandteil der biologischen Prozesse, die den Reinigungsvorgang gewährleisten. Lediglich für groben Oberflächenschmutz wie Blätter gibt es mit dem Skimmer eine mechanische Vorrichtung, die nur fallweise und bei Bedarf betrieben wird. Es ist daher hinsichtlich der Erhaltung des Sees mit keinen hohen Kosten für die Bewohner zu rechnen. VI-Engineers ist stets darauf bedacht, sowohl bei Ankauf als auch im laufenden Betrieb leistbaren Wohnraum zu schaffen. Die Maßnahmen zur Erhaltung der Bäderhygiene – technische Wartung, Rückschnitt von Wasserpflanzen etc. – sowie Themen wie Versicherungen erfolgen zentral über die Hausverwaltung, deren Leistungen im Rahmen der Betriebskostenabrechnung abgegolten werden.
Werden Personen, die nicht am Sonnenweiher wohnen, in dem See baden dürfen?
Ja, es wird einen öffentlichen Badezugang für die Grafenwörther geben. Das Grundstück für die Badewiese übertrugen wir vergangenen Herbst der Gemeinde – als Geschenk an alle Grafenwörther.