Fachkräfte : Handy-App warnt Bau-Facharbeiter vor Hitze
Die Handhabung der App ist ganz einfach: Über die Handy-Einstellungen wird eine direkte Echtzeit-Schnittstelle zu der dem Arbeitsort bzw. der Baustelle nächstgelegenen Messstelle der ZAMG hergestellt. Sind die 32,5 Grad Celsius erreicht, ertönt ein Warnsignal. Meist wird die hohe Temperatur erst zu Mittag oder am Nachmittag erreicht. Dann haben die Bauarbeiter bereits bis zu acht Stunden lang schwer gearbeitet. Deshalb geht es in Summe um wenige Stunden, welche pro Jahr Hitzefrei anfallen, nicht um Tage.
GBH-Bundesvorsitzender Abg.z.NR Josef Muchitsch dazu: „Gerade die Beschäftigten auf Baustellen leisten Schwerstarbeit und leiden massiv unter der Sommerhitze. Im Sommer ist Bau-Hauptsaison, enge Fertigstellungstermine erschweren die Situation, es fallen die meisten Überstunden an. Dazu kommen Hitze, Lärm, Staub, Stress, gefährliche Arbeitsbedingungen und andere Arbeitsbelastungen. Kein Bauwerk und kein Fertigstellungstermin rechtfertigen unnötige Qualen bei schwerster Arbeit am Bau. Mit der App schaffen wir Bewusstsein bei unseren Bauarbeitern und geben allen Beteiligten mehr Sicherheit.“
Und nicht nur im Sommer kann damit gearbeitet werden: In den Wintermonaten (ab 1. November) stellt sich die App von einer „Hitze.App“ auf eine „Kälte.App“ um und informiert die Fachkräfte auf der Baustelle, sobald minus 10 Grad Celsius erreicht werden.
Mit der App schaffen wir Bewusstsein bei unseren Bauarbeitern und geben allen Beteiligten mehr Sicherheit.GBH-Bundesvorsitzender Abg.z.NR Josef Muchitsch
Die App wurde von der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) in Kooperation mit Global 2000 und dem Digitalisierungsfonds der AK entwickelt. Finanziert wurde das Projekt über den Digitalisierungsfonds der AK Wien. „Es müssen die Menschen geschützt werden, die unter extremer Hitze – aber auch extremer Kälte – arbeiten müssen“, sagt AK-Präsidentin Renate Anderl.
Agnes Zauner, politische Geschäftsführerin von Global 2000 sagt: „Die Hitzetage werden mehr und die Situation für Bauarbeiter dauerhaft unerträglicher. Immer heißere und längere Sommer erfordern auch in unserer Arbeitswelt Adaptierungen. Es braucht den Willen zur Veränderung. Die App soll ein Beitrag zu diesem wichtigen ersten Schritt sein. Gleichzeitig wollen wir mit der App Menschen erreichen und für die Klimakrise sensibilisieren, die sich bislang vielleicht noch weniger mit den Gefahren der globalen Erwärmung beschäftigt haben.“
Infos zur Hitzefrei-Regelung
Im Juni und Juli 2019 gab es 18 Hitzetage mit über 32,5 Grad Celsius und 107.138 Schlechtwetterstunden für insgesamt 34.682 Arbeitnehmer, welche von 4.689 Firmen eingereicht wurden.
Hitzefrei gibt es ab 32,5 Grad Celsius im Schatten. Diese Werte werden meistens erst ab mittags bzw. am Nachmittag erreicht. Der Arbeitgeber muss Hitzefrei anordnen, derzeit gibt es keinen Rechtsanspruch. Der Richtwert von 32,5 Grad gilt nach der nächstgelegenen Messstelle der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und ist für ArbeitgeberInnen aktuell, einfach und direkt auf der Website der BUAK (Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse) abrufbar. Bei Anwendung der Hitzeregelung gibt es eine Entgeltfortzahlung von 60 Prozent für die ArbeiterInnen. Diese 60 Prozent plus 30 Prozent Lohnnebenkosten werden dem/der ArbeitgeberIn zur Gänze von der BUAK refundiert. Somit entstehen für die Betriebe keine Kosten, wenn sie Verantwortung übernehmen und Menschlichkeit beweisen, indem sie ihren BauarbeiterInnen Hitzefrei geben.