Verkaufszahlen : Fertighaus greift Baumeisterhaus vehement an

Markterholung nach Krisenjahren
Nach Jahren rückläufiger Verkaufszahlen hat sich der österreichische Fertighausmarkt im Jahr 2024 signifikant erholt. Laut der aktuellen Marktstudie Branchenradar Fertigteilhäuser in Österreich stieg die Zahl der Verkaufsabschlüsse von Ein- und Zweifamilienhäusern in Fertigteilbauweise um 16,5 Prozent auf insgesamt 2.088 Einheiten. Die Herstellererlöse erhöhten sich im selben Zeitraum um 17,0 Prozent auf rund 664 Millionen Euro.
Das Bauhandwerk wird sich überlegen müssen, wie es diesem Verdrängungswettbewerb begegnet.Andreas Kreutzer, Geschäftsführer Branchenradar
Fertighausquote erreicht neuen Höchstwert
Das Nachfrageplus bei Fertigteilhäusern ging ausschließlich zulasten des traditionellen Baumeisterhauses. Die Fertighausquote – also der Anteil von Fertigteilhäusern an den gesamten Baubewilligungen für Ein- und Zweifamilienhäuser – stieg von 14,8 auf 24,0 Prozent. Damit wurde 2024 nahezu jedes vierte neue Eigenheim als Fertighaus errichtet.
„Als Schwungrad erwiesen sich die in den letzten Jahren massiv gestiegenen Baupreise, weshalb sich private Bauherren vermehrt für ein – im Vergleich zum handwerklichen Massivbau – günstigeres Fertigteilhaus entschieden“, erklärt Andreas Kreutzer, Geschäftsführer von Branchenradar Marktanalyse.
Marktentwicklung Fertigteilhäuser total zu Herstellerpreisen | 2021 | 2022 | 2023 | 2024 |
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Umsatz in Mio. Euro | 828,8 | 727,0 | 567,5 | 663,7 |
Abweichung zum Vorjahr in Prozent | - | -12,3 % | -21,9 % | +17,0% |
Preisdifferenz als zentraler Treiber
Ein wesentlicher Grund für den Bedeutungsgewinn des Fertigbaus liegt in der Kostenstruktur: Der durchschnittliche Preis für ein schlüsselfertiges Fertighaus betrug im Jahr 2024 rund 400.000 Euro (inklusive Mehrwertsteuer). Ein vergleichbares Baumeisterhaus war kaum unter einer halben Million Euro zu realisieren – was einem Preisvorteil von mehr als 25 Prozent entspricht. Seit 2020 haben sich die Fertighauspreise um etwa 30 Prozent verteuert, während Baumeisterhäuser im selben Zeitraum sogar um rund 40 Prozent teurer wurden.
Strategische Neuausrichtung der Fertighausbranche
Neben den Preisargumenten tritt die Branche zunehmend auch in höherpreisigen Segmenten selbstbewusst auf. Die Hersteller von Fertigteilhäusern positionieren sich verstärkt in Marktbereichen, die früher dem Massivbau vorbehalten waren.
„Die Fertighausbranche drängt mit Vehemenz in die höherpreisigen Eigenheimsegmente und substituiert damit den angestammten Markt der Baumeisterhäuser. Das Bauhandwerk wird sich überlegen müssen, wie es diesem Verdrängungswettbewerb begegnet“, sagt Kreutzer.