Bautechnik : Effektive Steuerung von BIM
„BIM-Standardisierung ist notwendig“, fordern die Podiumsteilnehmer; v.l.n.r.: P. Krammer, E. Größ, F. Lulei, R. Schedler, S. Graf, A. Fromm
- © ÖBVEnde 2023 wurde von der VIBÖ und ÖBV ein Digitalisierungs-Workshop mit drei Arbeitsgruppen mit jeweils zehn handverlesenen Digitalisierungsexperten veranstaltet. Darin wurden Grundlagen für mehr Digitalisierung im Bauprozess, in LV-Positionen zur Abrechnung und das „Big Picture“ Standardisierungslandschaft erarbeitet.
Die Ergebnisse wurden danach 100 Führungskräften und Experten präsentiert. Bei dem Megathema Standardisierungslandschaft stellte sich die Expertengruppe die Frage, wie man die umfassende Zahl an Gremien und Standardisierungsinitiativen bündeln und die verschiedenen Stakeholder in Österreich koordinieren kann, damit es nicht weiterhin zu Doppelgleisigkeiten und Effizienzverlusten kommt. Nach Vorstellung der Ergebnisse waren über 90 Prozent des Publikums bei der Umfrage durch Mentimeter der Meinung, dass es für die Baubranche eine zentrale Stelle zur übergeordneten Koordination sämtlicher BIM-Standards brauche.
ÖBV vertritt die ganze Branche
Die Legitimation einer Steuerungsgruppe folgt dem Leitgedanken, dass nur die Branche selbst die Fachexpertise zur Entwicklung der (digitalen) Lösungen besitzt und nur sie in der Folge diese Lösungen anwendet. Daher nimmt sie auch das Heft der Steuerung in die eigene Hand. Das soll im Rahmen der neutralen Plattform der ÖBV erfolgen, der Vorstand der ÖBV hat dazu einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Wirksamkeit der Steuerungsgruppe
Die Steuerungsgruppe besteht aus Vertretern der größten Institutionen der ÖBV, die am Bauprozess zentral beteiligt sind: Öffentliche Auftraggeber:innen, Ziviltechniker.innen und ausführende Bauunternehmungen. Die Vertreter koordinieren sich intern jeweils innerhalb des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins (ÖIAV), der Bundeskammer der Ziviltechniker:innen (zt:) und der Vereinigung industrieller Bauunternehmungen Österreichs (VIBÖ).
Durch ihr Selbstverständnis mit einem rein koordinierenden Ansatz hat die Steuerungsgruppe nicht das Erfordernis, „alle“ Disziplinen der Branche aufzunehmen. Der breite Diskurs muss auf der inhaltlichen Ebene stattfinden, die die Steuerungsgruppe bewusst nicht abdeckt. Den Raum dafür bieten vielmehr die bereits bestehenden Institutionen und Arbeitsgruppen in der gesamten Branche.
Grundlage für Entscheidungsträger
Sie schafft mit dem Ergebnis ihrer Arbeit Grundlagen für Entscheidungsträger in der Branche zur Orientierung, zur Meinungsbildung und für Auswertungen zur zielorientierten und ressourcenoptimierten Entwicklung in der Digitalisierung zum Wohle der Branche. Die dafür notwendige Datenstruktur ist zentral vorgegeben, wobei alle Felder Pflichtfelder darstellen. Es wird unterschieden in Daten, die faktenbasierend erhoben werden und solche, die aufgrund von weiterführenden Überlegungen der Steuerungsgruppe und ihrer Experten abgeleitet werden.
3 Fragen an Stefan Graf, Vorsitzender der Steuerungsgruppe
SOLID: Was ist der Hemmschuh bei der Anwendung von BIM in Österreich? Stefan Graf: Die österreichische Baubranche setzt bereits seit vielen Jahren massive Bemühungen, BIM in der Branche voranzutreiben. Jedoch kommt es teilweise zu relevanten Doppelgleisigkeiten bzw. Informationslücken und der essentielle Grad an Standardisierung – die wesentliche Voraussetzung für die Entfaltung von BIM wird nicht oder nur sehr mühsam erreicht.
Wie kann die Anwendung von BIM schneller vorangetrieben werden?
Graf: Nur die Branche selbst besitzt die Fachexpertise zur Entwicklung der (digitalen) Lösungen und wendet diese Lösungen an. Daher nimmt sie auch das Heft der Steuerung in die eigene Hand. Das soll im Rahmen der neutralen Plattform der ÖBV erfolgen, der Vorstand der ÖBV hat dazu einen entsprechenden Beschluss gefasst.
Und wie kann die Branche dies umsetzen?
Graf: Die Steuerungsgruppe besteht aus Vertretern der größten Institutionen der ÖBV, die am Bauprozess zentral beteiligt sind. Durch ihre Empfehlungen sollen die Arbeitskreise und -gruppen der unterschiedlichsten Institutionen, die sich der inhaltlichen Erarbeitung von Normen, Richtlinien oder sonstiger Schriften widmen, aufeinander abgestimmt arbeiten können und so ihre Kräfte bündeln und entfalten können.
