Deutschland : Deutsche Baubranche übertrifft stärksten Produktionsanstieg seit Herbst 2020
Die deutschen Unternehmen haben ihre Produktion vor Beginn des russischen Einmarsches in die Ukraine so stark hochgefahren wie seit über einem Jahr nicht mehr. Industrie, Bau und Energieversorger stellten im Jänner zusammen 2,7 Prozent mehr her als im Vormonat, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mitteilte. Das war bereits der vierte Anstieg in Folge und zugleich der kräftigste seit Oktober 2020.
Ökonomen hatten lediglich mit einer Zunahme um 0,5 Prozent gerechnet. "Allerdings dürfte die konjunkturelle Belebung durch die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine gebremst werden", erklärte das Bundeswirtschaftsministerium dazu. "Es ist momentan ungewiss, wie stark sich dadurch verursachte Engpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten auf die Produktion auswirken." Es könne zu Verzögerungen beim Abarbeiten der aktuell hohen Auftragsbestände der Unternehmen kommen.
Besonders das Baugewerbe zeigte sich zum Jahresauftakt von seinem Dezember-Einbruch erholt: Hier stieg die Produktion um 10,1 Prozent. Die Energieversorger drosselten ihre Erzeugung um 0,1 Prozent, während die Industrie 1,3 Prozent mehr herstellte. Im Vergleich zum Februar 2020 - dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Coronapandemie in Deutschland - liegt die Gesamtproduktion aktuell noch um 3,0 Prozent niedriger.
Die Industrie hatte zu Jahresbeginn auch ein großes Auftragsplus eingefahren. Die Unternehmen sammelten im Jänner 1,8 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vormonat. Allerdings dürfte sich der seit Monaten anhaltende Materialmangel mit dem Krieg in der Ukraine noch verschärft haben. Die Autobauer VW, Porsche, BMW und der Lkw-Hersteller MAN müssen wegen fehlender Teile von Zulieferern aus dem Kriegsgebiet ihre Produktion bereits drosseln. Dabei geht es vor allem um Kabelbäume, bei denen sich der Westen der Ukraine zu einem wichtigen Produktionsstandort entwickelt hat.