Brennertunnel : 300-Tonnen-Bohrmaschinen unterirdisch aufgestellt

Anfag April 2023 wurde der Antrieb einer Tunnelbohrmaschine für das Baulos H41 des Brenner Basistunnels angeliefert und mittels SPMT in den Tunnel transportiert.

Es war mit großem logistischen Aufwand verbunden, die bis zu 270 Tonnen schweren Komponenten im engen Tunnel zu den Montagekavernen zu fahren.

- © Felbermayr/Müller

Mit 55 Kilometern entsteht unter dem Brenner die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt. Felbermayr lieferte dafür zwei neue Tunnelbohrmaschinen. Die Strecke von der temporären Baustelle südlich und oberhalb von Innsbruck bis zu den Montagekavernen ist zwar nur knapp sechs Kilometer lang, hat es aber in sich. Sie verläuft zur Gänze durch Tunnels, drei Kilometer davon haben eine Steigung von bis zu zwölf Prozent, zudem sind die Fahrbahnen im Berg nass und erschweren die Traktion.

„Für diese Transporte haben wir die Selbstfahrer SPMT von Scheuerle mit sechs, zehn oder zwölf Achsen eingesetzt, zwölf waren es bei den größten Stückgewichten von jeweils 270 Tonnen für die beiden Antriebe mit 7,8 Metern Durchmesser“, informiert Projektleiter Markus Meusburger, Abteilungsleiter der Felbermayr Transport- und Hebetechnik in Lauterach.

Die Antriebe wurden auf der Baustelle vormontiert. „Bei einem Gesamtgewicht von fast 300 Tonnen und der starken Steigung sind wir rechnerisch im Grenzbereich der Bremsen angelangt. Um diese Transporte in jedem Fall sicher durchführen zu können, haben wir eine vierachsige Schwerlastzugmaschine als zusätzliches Bremsfahrzeug eingesetzt. Für die ersten drei Kilometer mit dem starken Gefälle haben wir etwa drei Stunden gebraucht, für die gesamte Strecke fünf."

Felbermayr transportierte für den Bau des 55 Kilometer langen Brenner-Basistunnels zwei riesige Tunnelbohrmaschinen. Allein für eine der beiden Tunnelbohrmaschinen waren 97 Straßentransporte erforderlich.

- © Felbermayr/Müller

Für die Transporte wurden die Selbstfahrer SPMT von Scheuerle mit sechs, zehn oder zwölf Achsen eingesetzt.

- © Felbermayr/Müller

1.000 Tonnen Hubkraft

Bei den rund 30 Transporten pro Tunnelbohrmaschine mussten auch enge Kurven durchfahren werden. „Dort war zentimetergenaues Manövrieren gefragt, das war wohl die größte Herausforderung“, erzählt Meusburger.
Einige Komponenten der Tunnelbohrmaschine waren zwar weniger schwer, dafür aber sperrig. „Teile des so genannten Nachläufers sind 15 Meter lang, 4 Meter breit und 4 Meter hoch. Da es zur Tunneldecke hin sehr eng wird, saß ein Mitarbeiter fünf Stunden auf der Ladung, um seinen Kollegen, der den Selbstfahrer steuerte, genau einzuweisen.“ Zu diesen Spezialtransporten kommen noch unzählige Fahrten für Kleinteile und Montagematerial in kleineren Fahrzeugen.

In den großen Montagekavernen wurden die Teile mittels 1.000-Tonnen-Hubgerüst der Felbermayr-Tochter Wimmer Maschinentransporte abgeladen und in die Montagepositionen gedreht. Dort wurden die Einzelteile nach und nach zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Dazu gehörte auch der 250 Tonnen schwere Bohrkopf mit einem Durchmesser von 10,7 Metern. Jede der beiden baugleichen Tunnelbohrmaschinen wiegt inklusive Nachläufer - der unter anderem die gesamte Infrastruktur wie den Transport von Abbruchmaterial, Transformatoren, Strom, Wasser, Druckluft und Ausbaumaterial beinhaltet - kaum vorstellbare 2.000 Tonnen. Geplant und umgesetzt wurden diese technisch anspruchsvollen Montagen vom Felbermayr-Bereich Engineered Solutions.

In der Montagekaverne wurden die Einzelteile mittels 1.000-Tonnen-Hubgerüst durch den Felbermayr Bereich Engineered Solutions in Position gebracht.

- © Felbermayr/Müller

Jahrelange Vorbereitung für Tunnelprojekt

Felbermayr hatte auch den Zuschlag für die Anlieferung erhalten. „Vom Hersteller Herrenknecht im baden-württembergischen Schwanau waren allein für eine Tunnelbohrmaschine 97 Straßentransporte notwendig, weitere 30 für den in der Slowakei gefertigten Nachläufer“, sagt Meusburger.
Auch der gesamte Teileumschlag auf der Baustelle erfolgte mit Schwerlastkränen unterschiedlicher Größe, koordiniert von der Felbermayr Transport- und Hebetechnik in Wörgl. Auch Stapler und Arbeitsbühnen kamen zum Einsatz. Ende Mai schloss Felbermayr das Projekt mit dem Transport von zwei Lokomotiven ab.
Die rund 40 Tonnen schweren Lokomotiven wurden mittels SPMT vom Baustelleneinrichtungsplatz zum unterirdischen Umschlagplatz transportiert und stellen die Materialversorgung der Tunnelbohrmaschine sicher.

Das Großprojekt wurde jahrelang vorbereitet, blickt Meusburger zurück. „Wir haben Trassenstudien erstellt, zahlreiche Transportrouten evaluiert und konnten das Projekt erfreulicherweise mit dem Auftraggeber auf Ende 2022 fixieren.“ Für das Felbermayr-Team war es übrigens nicht der erste Einsatz am Brenner Basistunnel: „Bereits 2015 haben wir eine kleinere Tunnelbohrmaschine für den Erkundungsstollen angeliefert und in die Kaverne transportiert.“

Beim Einsatz für die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt bewiesen die Experten von Felbermayr, Wimmer Maschinentransporte und Engineered Solutions, dass sie ein perfekt eingespieltes Team sind.

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In den Montagekavernen wurden die Einzelteile nach und nach zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Diese technisch anspruchsvollen Montagen wurden durch Engineered Solutions geplant und umgesetzt.

- © Felbermayr/Müller