Im Nachhinein ist man immer klüger. Das trifft leider auch auf viele Fälle im Bau zu, bei denen man wirklich schon früher hätte klüger sein sollen. Beispiel Fertighaus.
In den 1970er Jahren stieg der Wohnungsbedarf rasant. Das lag unter anderem daran, dass sich die Zahl der Singles in Österreich in dem Jahrzehnt mehr als verdoppelte und dadurch mehr Einzel-Haushalte geführt wurden. Bauen musste auf einmal sehr viel schneller gehen, um diesen Bedarf zu decken. In Deutschland, wo sich die Zahlen ähnlich entwickelten wie in Österreich, wurden alleine zwischen 1969 und 1973 bereits 85.000 Fertighäuser gebaut – die erste große Welle dieser schnellen und vor allem kostengünstigen Lösung für das Wohnraumproblem.
Das erschien damals klug. Aber heute sind wir eben klüger. Denn viele rasche und günstige Baulösungen stellten und stellen immer noch ein Gesundheitsrisiko dar. Gerade in Fertighäusern finden sich nämlich Schadstoffe wie Formaldehyd, PCP oder Lindan wieder. Ersteres wird gerne für Bindemittel bei der Verleimung von Holzwerkstoffen verwendet. Seit 1990 dürfen in Österreich Holzplatten nur mehr maximal 0,1 ppm Formaldehyd ausgasen. In den 1070er Jahren war das noch anders. PCP und Lindan wurden zudem als Holzschutzmittel verwendet, oft in Kombination miteinander. Das damals verwendete PCP war häufig mit anderen gesundheitsschädigenden Stoffen verunreinigt. Es wird heute als krebserregend eingestuft und steht unter Verdacht, erbgutschädigend zu sein – seit 1986 ist Pentachlorphenol als Holzschutzmittel in Innenräumen in Deutschland verboten. Auch in Österreich war PCP bis in die 1980er noch erlaubt.