Innovation : So viel BIM steckt in 2019
Building Information Modeling, oder einfach nur BIM, hat sich in wenigen Jahren von einem einschüchternden Technik-Ungeheuer und Insider-Tipp zu einer vielerorts unverzichtbaren Technologie am Bau entwickelt. Es ist die wohl wichtigste neue Technologie in der Bauwirtschaft. Die Vorteile sind klar – durch ein interaktives, smartes 3D-Model können Architekten, Planer, Techniker und alle anderen Funktionen, denen der Zugang gewährt wird, ein Projekt und alle seine Facetten einsehen. „Eine virtuelle Sandkiste“ nennt das amerikanische Bausoftware-Unternehmen Procore die Möglichkeiten, die das für den Bau bedeutet. Denn arbeiten viele Levels gleichzeitig an einem Model, lassen sich oft noch vor dem Bau spätere Probleme feststellen und Fehler vermeiden. Alles in allem wird so Zeit gespart und ein besserer Gesamtüberblick gewahrt – denn nimmt jemand Änderungen im Model vor, werden diese automatisch für alle und in Echtzeit übernommen.
BIM wird mittlerweile nicht nur bei Gebäuden eingesetzt, sondern auch vermehrt im Straßenbau, Schienenbau, Brückenbau und Tiefbau. Eine weitere Steigerung ist also wahrscheinlich. So hat auch das deutsche Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur bis 2020 BIM zur Verpflichtung bei Infrastrukturprojekten gemacht. Die Europäische Kommission empfiehlt auch für Österreich eine Verpflichtung zu BIM bei öffentlichen Bauaufträgen. In der Schweiz ist BIM ab 2021 bei Immobilien und 2025 auch in der Infrastruktur verpflichtend.
Der digitale Zwilling
Digitale Zwillinge sind virtuelle Kopien echter Strukturen, die BIM mit realen Daten verbinden. Die Daten vermitteln vernetzte Sensoren in der Struktur, zum Beispiel einem Gebäude, oder seiner Umgebung. So können beispielsweise Architekten und Stadtplaner genauestens die Leistung des Bestands einsehen, aber auch neue Baukonzepte und Technologien testen, noch bevor große Investitionen getätigt werden mussten.
Dass digitale Zwillinge immer mehr im Kommen sind, zeigt sich vor allem in Großbritannien, wo die staatlich unterstützte Digital Framework Task Group im Dezember das Projekt gestartet hat, einen Zwilling der kompletten Infrastruktur des Königreichs anzufertigen. Die Task Group ist ein Projekt des Centre for Digital Built Britain, ein Zusammenschluss verschiedener Ministerien und der Uni Cambridge.
Komm, wir ziehen in die Cloud
BIM funktioniert zwar auch ohne die Cloud, doch mit der Cloud funktioniert alles besser – so ungefähr kann man sich Cloud Computing als Grundlage für BIM Level 3, auch genannt iBIM, also integriertes Building Information Modeling, vorstellen. Hier wird eine Browser-basierte BIM-Umgebung geschaffen, die Zugriff von mehreren Personen an mehreren Orten und in Echtzeit zulässt. Die Abhängigkeit von der Leistungskraft eines normalen PC wird somit eliminiert. Jeder mit einem Zugriff kann auch schon per Smartphone oder Tablet in ein Projekt eingreifen und die Daten werden in Echtzeit synchronisiert. Bei so offensichtlichen Vorteilen ist es nicht verwunderlich, dass immer mehr Nutzer von BIM mit ihren Projekten in die Cloud ziehen – ein Trend, der sich 2019 sicherlich fortsetzen wird.
GIS und BIM – die große Verbrüderung
Geoinformationssysteme und BIM sind zwei grundverschiedene Dinge – aber sie können sehr zum Gefallen der Bauwirtschaft auch die besten Freunde sein. 2019 könnte das Jahr sein, in dem der Zusammenschluss aus GIS und BIM zu der großen, wichtigen Neuheit am Markt wird. Noch ganzheitlicher lassen sich Konstruktionen, Infrastrukturprojekte und ganze Regionen gar nicht darstellen. Speist man raumbezogene Details in BIM-Projekte ein, können Bauvorhaben in einem viel größeren Kontext betrachtet werden – im Kontext ihrer unmittelbaren Umgebung und Infrastruktur, sogar des ganzen Viertels oder ganzen Stadt. Faktoren wie die Topografie, die Demografie, das Potenzial zur Sonnennutzung und auch der Lärmbelastung können miteinbezogen werden und ausschlaggebend sein, wo ein Haus gebaut und wie es ausgerichtet wird – sogar, welche Baustoffe eingesetzt werden.
Die Erwartungen an eine solche Verbrüderung sind groß – so haben sich vor kurzem auch das Software-Unternehmen Autodesk und Esri, Hersteller für Geoinformationssysteme, zusammengetan. Nutzer der Autodesk-Plattform Infraworks können bereits Daten über Straßen und Leitungen von Esri importieren.
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