Bausoftware : Simultan mit Speed

Nach Arbeit sieht es nur auf den ersten Blick nicht aus. „Seid Ihr schon fertig?“ fragt ein kleines Textfenster ungeduldig am unteren Rand des Computerbildschirms die anderen. „Wir brauchen noch drei Minuten!“ folgt die prompte Antwort in Sekundenschnelle. Der Dialog mit Short-Messages läuft ab wie in einem Chatroom. Man weiß, wer da ist – und man macht sich selbst auch sichtbar. Dann passiert vorerst nichts.

Erst nach den drei Minuten mit dem Klick auf den Aktualisierungs-Knopf tut sich Beeindruckendes. Am Computerbildschirm, der riesengroß auf die Wand projiziert ist, färben sich am Gebäudemodell Fenster, Türdurchgänge und die tragenden Stützen grün, blau und rot ein. „Jetzt sehen wir, wer woran weitergearbeitet hat“, erklärt Bernhard Binder. Der Ausbildungsleiter der A-Null-Bausoftware in der Wiener Straussengasse 16 ist froh. Die öffentliche Vorführung einer Revolution im Bausoftwarebereich hat vor Planern, Architekten und Presse funktioniert.

Live und simultan

Eine Revolution im Softwarebereich sichtbar zu machen ist eine schwere Sache. Die bunte Optik, ist nämlich nicht das Revolutionäre. Die Bausoftware Archicad 14 auch nicht. Weltweit arbeiten bereits mehr als 100.000 Architekten und Ingeieure mit Archicad, einem Produkt aus dem Hause Graphisoft. Die weithin bereits bekannte Bausoftware speichert Modelldaten, Massen und Materialeigenschaften ab und leitet daraus Detailpläne, Stücklisten und gerenderte Modelle, aber auch Werkplanung und Flächenberechungen ab. Diese Computerrevolution hat schon vor vielen Jahren stattgefunden.

Was nun revolutionäres Potenzial besitzt zeigte die Demonstration. Gleichzeitig arbeiteten in Deutschland, Österreich und der Schweiz 22 Planer an einem mehrgeschossigen Büro- und Geschäftshaus. Live und simultan. In Wien, Linz und Luzern, Nürnberg, Stuttgart und Köln und weiteren neun Städten erledigten Architekten und Ingenieure unterschiedliche Planungsaufgaben für ein Projekt und - auf Knopfdruck waren alle Änderungen in Sekundenschnelle synchronisiert.

Geschwindigkeit via Internet

„Graphisoft hat drei Jahre an der Entwicklung von Teamwork 2.0 gearbeitet und weltweit den ersten BIM-Server entwickelt“, sagt Alfred Hagenauer, Geschäftsführer von A-Null Bausoftware in Wien. BIM steht für Building Information Modell. Das Novum ist der eigens entwickelte und konfigurierte Server. Wurde bisher das gesamte Modell mit seinen bis zu zwei Gigabyte großen Daten auf den Büro-Server übertragen so geht es nun – fachtechnisch gesprochen – nur noch um das „Delta“.

„Delta“ steht für alles was verändert wurde. Und nur für das. Delta spielt sich im Megabyte-Größenbereich ab. Statt am Büroserver die Arbeit zu aktualisieren passiert dies in Zukunft über einen Server, der über das Internet angesteuert wird. So ist internationale Zusammenarbeit zwischen Ingenieurbüros und Architekten noch einfacher möglich. So ist arbeiten im Homeoffice einen großen Schritt leichter.

Für den österreichischen Vertreiber und Ausbildner A-Null Bausoftware GmbH steckt in diesem Update eine Chance. „Ich rechne damit, dass manche Großbüros, die jetzt noch in 2-D zeichnen und starr die alte Methode verwenden, nun doch umsteigen“, sagt Geschäftsführer Hagenauer. Bei den derzeitigen 2.500 Lizenzen und einem Jahresumsatz von 1,5 Millionen Euro sieht er die Chance „merkbar im zweistelligen Prozentbereich zu wachsen“. Denn die Konkurrenz schläft auch nicht. Doch die Pionierarbeit leistete vor über 25 Jahren Graphisoft. Und so auch diesmal.