Internationale Märkte : Deutsche Bauwirtschaft hat Kampf um Afrika fast verloren

(Von Klaus Lauer, Reuters)
Die deutsche Bauwirtschaft kommt auf einem der weltweit größten Wachstumsmärkte kaum noch zum Zuge. "Der Kampf um Afrika ist gegen China weitgehend verloren. Es gibt dort sehr wenig deutsche Firmen" sagte Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB), in einem am Samstag veröffentlichten Reuters-Interview.
Chinesen: Bauen gegen Rohstoffe
"China macht hier massiv Außenpolitik nach dem Motto: Bauen gegen Rohstoffe." Große Konkurrenten seien auch Koreaner, die wie die Chinesen wegen geringer Lohnkosten bei großen Projekten mit Dumpingpreisen den Zuschlag bekämen. Dennoch setzt die deutsche Branche auch künftig auf das Auslandsgeschäft. Aber weniger in Schwellenländern, sondern eher in westlichen Industriestaaten.
Deutsche Auslandsumsätze: Früher kam ein Fünftel aus AfrikaRund 95 Prozent ihres Auslandsumsatzes machen die Firmen in Australien, Nordamerika und Europa. Insgesamt erreichte die Bauleistung 2012 den Rekord von 32,2 Milliarden Euro. Im vorigen Jahr dürfte der Umsatz laut HDB-Schätzung fast stabil geblieben sein, das schwankungsanfällige Neugeschäft sank jedoch um rund 15 Prozent. Für 2014 rechnet der Verband mit leicht sinkender Bauleistung, aber wieder mit steigenden Aufträgen.
Anfang der 1990er-Jahre sah es noch ganz anders aus. Damals zogen die Firmen noch rund ein Fünftel ihrer Exportaufträge in Afrika und Asien an Land. Sie waren stark in arabischen Ländern vertreten und bauten etwa Brücken, Flughäfen und Krankenhäuser. "Heute findet man in Saudi-Arabien praktisch keine deutsche Firma mehr", sagte Bauer. "In der Golfregion haben die deutlich billigeren Asiaten den Markt großteils übernommen."
Schützenhilfe direkt aus Peking Das Problem für die deutschen Firmen sind aber nicht nur die Preisvorteile der Wettbewerber. "Sie erhalten von ihren Regierungen auch eine deutlich bessere Unterstützung bei Exportkrediten", monierte der Verbandspräsident, der auch Chef des bayerischen Tiefbauspezialisten Bauer ist."Wir wünschen uns, dass die deutsche Entwicklungshilfe ihre Politik massiv ändert." So sollten Projektfinanzierungen an die Vergabe an deutsche oder europäische Firmen gekoppelt werden. Problematisch sei, dass staatliche Hermes-Bürgschaften für Tochterfirmen und Beteiligungen im Ausland kaum zustande kämen. In den meisten Ländern könne man Ausschreibungen aber nur gewinnen, wenn man sich mit einer lokalen Firma bewerbe.Vor allem in Afrika gebe es zwar viele Länder mit enormen Wachstumschancen - etwa das diamantenreiche Botswana. "Hier ist aber oft Schmiergeld ein Riesenproblem", sagte Bauer. "Es gibt Staaten, da kann man als deutsche Firma einfach kein Projekt anbieten, weil das viel zu riskant ist."
Chinesen wollen jedes Geschäft - aber schotten sich total abAuch anderswo fassten hiesige Firmen nur schwer Fuß, da Schwellenländer wie Brasilien und Indien ihre Märkte abriegelten. Besonders extrem sei es bei den Chinesen. "Sie wollen überall in der Welt mitmischen, schotten aber ihr eigenes Riesenreich vor der Auslandskonkurrenz ab", kritisierte Bauer.
Sorgen um das Europa-Geschäft macht er sich kaum. 2009 hätten Firmen aus China den Zuschlag für den Bau einer Autobahn in Polen gewonnen. "Da hatten viele Angst, dass die Chinesen jetzt kommen und die Bauwirtschaft in Europa übernehmen." Aber die Firmen scheiterten mit dem Projekt und Europäer brachten den Bau kurz vor der Fußball-EM 2012 zu Ende.
Der Zugang zu den Märkten in Deutschland und Europa sei für chinesische Firmen wegen hoher Sozialstandards und Mindestlöhnen wenig attraktiv. "Aber gefährlich wäre, wenn etwa polnische Firmen massiv Chinesen einstellen und dann auf den deutschen Baumarkt drängen würden."
Keine Impulse von der Fußball-WM 2018 in Russland
Bauer hofft, dass die Krim-Krise das Russland-Geschäft nicht beeinträchtigt. In der Politik müssten beide Seiten eine Eskalation vermeiden. "Da sollte keiner zu sehr zündeln." Von der Fußball-WM 2018 in Russland erwartet er keine allzu großen zusätzlichen Impulse.
Für das Geschäft in Deutschland peilt Bauer 2014 wie bisher ein Umsatzplus von 3,5 Prozent an. Schub sollen Verkehrsinvestitionen der öffentlichen Hand bringen. Auch der Wohnungsbau wachse weiter. (Reuters/APA/pm)