Immobilienentwickler : 6B47 auf Wachstumskurs mit Wohnungen und deutschen Immobilien

Der Immobilienentwickler 6B47 will heuer seinen Wachstumskurs in Österreich und Deutschland fortsetzen. Neben neuen Städten in Deutschland liegt der Fokus in Wien auf "leistbaren" Wohnungen.

Zur Expansion ist eine dritte Kapitalerhöhung - um 50 Mio. Euro - geplant, damit soll die Zahl der Gesellschafter (22) anwachsen, kündigte CEO Peter Ulm am Donnerstag an. Auch heuer soll das Investitionsvolumen der Gruppe um rund 20 Prozent zulegen, erklärte Ulm vor Journalisten. Im Vorjahr war es schon auf 1,5 Mrd. Euro angeschwollen, ehe im vierten Quartal Verkäufe für knapp 200 Mio. Euro getätigt wurden. Die zur Zeit knapp 200 Investoren des 6B47 Real Estate Club haben bisher 160 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Ziel für sie sei "eine deutlich zweistellige Rendite", so der CEO; auch 2016 seien wieder knapp 15 Prozent p.a. erzielt worden. Die Konzern-AG habe auch das siebente Jahr in Folge die Ertragszahlen gesteigert. Die momentan 1,3 Mrd. Euro Investitionsvolumen verteilen sich auf 29 Projekte in drei Ländern (mit Polen). Aktuell sind knapp 3.900 Wohnungen in Entwicklung, die Projekte bringen es auf 450.000 Quadratmeter Fläche. Weitere 330.000 Quadratmeter an Bauplätzen und Grundstücken sind für weiteres Wachstum in der Pipeline, sagte Finanzvorstand Sebastian Nitsch. Ins Jahr 2017 geht 6B47 "optimistisch", aber "mit aller gebotenen Vorsicht", da es sich um eine zyklische Branche handle, meinte Ulm. Die Wohnungspreise würden stagnieren, "wir werden keine weitere Preissteigerung sehen", daher müsse man selektiv vorgehen. 2017 werde man sich mit steigenden Zinsen auseinandersetzen müssen, doch "selbst ein oder zwei Prozent mehr würden uns nicht erschüttern, sonst hätten wir etwas falsch gemacht". Die allgemeinen Immo-Investitionen würden durch steigende Zinsen nicht nachlassen. Am Markt ortet er eine deutlich belebte Konkurrenz durch professionelle Akteure. Der Sektor profitiere von der hohen Wohnungsnachfrage. Im Raum Wien will 6B47 künftig jährlich 300 "leistbare Wohnungen" fertigstellen, Ulm bevorzugt die Bezeichnung "wirtschaftliche Wohnungen". Damit sind etwa Eigentumspreise von 3.200 bis 3.500 Euro pro Quadratmeter bzw. Nettomieten um die 10,50 Euro je Quadratmeter wie bei einem aktuellen Vorhaben in der Laxenburger Straße in Wien-Favoriten gemeint. Dort hat man die Ex-Beiersdorf-Zentrale gekauft, es geht um 40.000 Quadratmeter. Knapp 50.000 Quadratmeter errichtet man beim Gasometer ("Albatros"), hier wird der günstigere Teil (bis 3.500 Euro/m2) von der 6B47 Wohnbauträger gebaut, der teurere Teil von der AG. Insgesamt hat die Wohnbau-Tochter drei Projekt fixiert (neben "Albatross" auch eines in der Jadengasse (Wien 15) und eines in der Himberger Straße (Wien 10), drei weitere sind geplant: Am Stadtrand habe man einige Optionen, zudem lege man den Fokus aufs Wiener Umland, so Vorstandsdirektor Friedrich Gruber. Für das Projekt "Goldstück" im deutschen Pforzheim mit 80 Wohnungen und einem Holiday Inn mit 140 Zimmern soll in einem Jahr Baubeginn sein, für 50 "sehr hochwertige" Wohnungen im polnischen Breslau ("Zyndrama") bereits im März. Im ebenfalls polnischen Gliwice (Gleiwitz) wird mit einem Partner ein 20.000 Quadratmeter großes Outlet-Center entwickelt. Schon in Bau sind die "ParkFlats 23" in Wien mit 60 Einheiten, teils für betreutes Wohnen, ferner das "schönste Haus Wiens" in der Kolingasse, das Projekt "Althan-Park" ebenfalls in Wien-Alsergrund sowie ein "hochqualitatives Wohnprojekt" in Ingolstadt, mit dem 6B47 laut Ulm im süddeutschen Raum die "erste Duftmarke" setzt: Dort geht es beim In-Tower um 80 kleine Eigentumseinheiten, samt Gewerbeflächen geht es um 7.000 Quadratmeter. Man gehe den Weg in die Sekundärstädte Deutschlands weiter. Spät aber doch gibt es ein erstes Projekt in Berlin mit 18.000 Quadratmetern in Spandau; ein, zwei weitere Projekte sollen 2017 in Berlin folgen. In Frankfurt/Main erfolgte der Start von "Green Gate" am Areal der Ex-Woolworth-Zentrale, 2017 soll die Umsetzung des Projekts mit u. a. 500 Wohnungen starten. Zum Mega-Projekt "Julius-Tandler-Platz" in Wien-Alsergrund läuft die Projektentwicklung noch. Im kooperativen Verfahren mit Bürgerbeteiligung gibt es einen Zwischenstand, als nächstes soll sich im ersten Quartal die Stadtentwicklungskommission mit dem Vorhaben befassen, so Gruber. Erst danach werde der geplante Nutzungsmix fixiert werden können, sagte Ulm. Jedenfalls soll es gewerbliche und Wohnanteile geben, die Struktur werde erhalten bleiben, teils werde es Richtung Neubau gehen. Das Projekt werde sich 2017 konkretisieren, es solle "ein Landmark" werden, "luftiger und durchweht", so Ulm. Auch wolle man die benachbarte Alserbachstraße als Geschäftsstraße beleben. Momentan residiert in dem Glaspalast über dem Franz-Josefs-Bahnhof die Bank Austria, diese werde offiziell "bis Mitte 2020" absiedeln, eventuell früher. Die ÖBB würden bei der Neugestaltung wohl auch den Bahnhof modernisieren. Gleich daneben in der Nordbergstraße baut 6B47 den "Althan Park" mit Büro-/Gewerbeflächen und 240 Wohnungen auf 21.000 Quadratmetern Nutzfläche: Von Kleinwohnungen bis Penthäusern soll es dort alles geben, allesamt mit Freiflächen, die vier Gebäudeflügel soll Wohnungen in alle Himmelsrichtungen erlauben. Ursprünglich befand sich in der Nordbergstraße 15 ein Post/Telekom-Bürogebäude, in dem 1.200 Menschen arbeiteten. Für knapp 200 Mio. Euro veräußert hat die 6B47-Gruppe 2016 die vier Projekte "Leopoldtower" (Wien), "Westpark" mit 150 Wohnungen in Düsseldorf an dortige lokale Investoren, das Business-Hotel "me and all" mit 179 Zimmern ebenfalls in Düsseldorf an eine BayerLB-Fondsgesellschaft und das "Cascada"-Hochhaus in Frankfurt/Main. Mit drei neuen operativen Landesgesellschaften - für Österreich, Deutschland und Polen - hat sich die 6B47-Gruppe eine neue Struktur gegeben, um lokal stärker aufgestellt zu sein. Trotz des Change-Prozesses habe 2016 kein einziger Mitarbeiter die Gruppe verlassen, so Ulm. Die Mitarbeiterzahl wuchs voriges Jahr von 61 auf 90, dabei in Österreich von 30 auf 55. (APA)