Ukraine-Russland-Konsequenzen : Wie die Strabag Deripaska unter die Sperrminorität drücken will

Klemens Haselsteiner

Bei der geplanten Reduzierung der Rasperia-Anteile gehe es auch um die internationale Reputation des Unternehmens, betonte Strabag-Chef Klemens Haselsteiner.

- © Strabag SE

Kapitalerhöhung durch Rücklagen als Weg

Die Hauptversammlung der Strabag SE stand von Beginn an im Zeichen des Oligarchen Deripaska. Angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine und der damit verbundenen Sanktionen gegen russische Unternehmen will die Strabag den Anteil Deripaskas unter 25 Prozent drücken. Derzeit hält er über seine Firma MKAO Rasperia 27,8 Prozent an der Strabag.

Strabag-Aufsichtsratspräsident Alfred Gusenbauer ging gleich zu Beginn der Hauptversammlung im Wiener Techgate auf die heikle Causa ein, schließlich war Rasperia von der Teilnahme an der Versammlung und vom Stimmrecht ausgeschlossen. Dies sei von nationalen und internationalen Rechtsexperten mehrfach geprüft worden, betonte der ehemalige SPÖ-Bundeskanzler vor den Strabag-Aktionären. Gusenbauer verwies auf die EU-Sanktionen, die die Stimmrechte der von Rasperia gehaltenen Strabag-Aktien "eingefroren" hätten. Dies führe zu einem "umfassenden Verwertungsverbot".

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Um den Anteil von Rasperia unter ein Viertel zu drücken, will der Baukonzern Rücklagen für eine Kapitalerhöhung verwenden, bei der die russischen Partner aus den genannten Gründen nicht mitziehen können.

Sechs Prozent EBIT-Marge als Ziel

Hinsichtlich der Dividendenpolitik bekräftigte Haselsteiner heute das Ziel einer konstanten Dividende, die mit einem Dividendenvorschlag von zwei Euro je Aktie erreicht werde. Die Ausschüttungsquote läge damit bei 43 Prozent. Großaktionär Deripaska soll auch heuer leer ausgehen.

Bereits im Vorjahr war dem russischen Milliardär die Ausschüttung verweigert worden. Das Geld wurde auf einem separaten Konto deponiert. Außerdem wurde der von Rasperia gestellte Aufsichtsrat abberufen. Gegen diese Beschlüsse wehrt sich der russische Kernaktionär mit Klagen.

Die Strabag hat 2022 deutlich weniger Gewinn gemacht als im wachstumsstarken Vorjahr. Unter dem Strich blieben 472,5 Millionen Euro - ein Minus von 19 Prozent gegenüber 2021, aber "der zweithöchste Wert seit Bestehen der Strabag", wie der Konzern bei der Bilanzpressekonferenz im heurigen April erklärte.

Als Ziel gab Haselsteiner eine EBIT-Marge von mindestens 6 Prozent bis 2030 aus. Ein Fokus liege auf Nachhaltigkeit, so sollen die Kreislaufwirtschaft und die eigene Energieerzeugung ausgebaut werden.

Florian Beckermann, Hauptgeschäftsführer des Interessenverbandes für Anleger (IVA), sparte nicht mit Lob für das Finanzgebaren des Baukonzerns und unterstützte auch das Zurückdrängen des russischen Kernaktionärs. Dies sei ein Signal, "auch wenn es sich um eine komplexe Kapitalmaßnahme" handle.