Kommentar | Nachhaltigkeit : Neue Norm: großes Potenzial für Aushub am Bau

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Die Produktion von qualitativ hochwertigen Baustoffen aus Bodenaushub ist ein absolutes Zukunftsthema der Baubranche.

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Kreislaufwirtschaft im Zentrum

Die Österreichische Kreislaufwirtschafts-Strategie verlangt die Reduktion von 25% Primärressourcen bis 2030 – eine Möglichkeit ist, diese Ressourcen durch Produkte der Kreislaufwirtschaft zu ersetzen. Im Bauwesen ist die Quote beim mineralischen Recycling aber schon recht hoch, über 90%; doch es gibt eine riesige, ungenutzte Masse an Abfall, die derzeit überwiegend deponiert wird und erschlossen werden könnte: Bodenaushub.

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Eine soeben erschienene ÖNORM behandelt genau das Thema: ÖNORM B 3141 „Herstellung von Recycling-Baustoffen aus Aushubmaterialien – Anforderungen“ legt die bautechnischen und umwelttechnische Anforderungen an derartige Recycling-Baustoffe fest. Damit könnte die Recycling-Quote am Bau binnen weniger Jahre verdoppelt werden – selbst, wenn nur ein Drittel des Baustellenaushubes einer Verwertung zugeführt werden wird.

Martin Car BVR
Martin Car ist seit über 30 Jahren Geschäftsführer des Österreichischen Baustoff-Recycling Verbandes (BRV) und nun auch der European Quality Association for Recycling (EQAR). Seine Erfahrungen gibt er an drei Universitäten und eine Fachhochschule als Lektor der Jugend weiter. Er leitet auch im ASI den Ausschuss zu Standardisierung von Abbrucharbeiten am Bau und managt die Forschungsgesellschaft Straße-Schiene-Verkehr, den Herausgeber der RVS. - © BVR

Die Anwendungsmöglichkeiten des neuen Standards

Es geht nicht um die Umlagerung von Bodenaushub innerhalb der Baustelle oder der Verfüllung an anderen Stellen – es geht um die Produktion von qualitativ hochwertigen Baustoffen aus Bodenaushub, der ungebunden, gebunden, als Zuschlagstoff oder sogar als Wasserbaustein zum Einsatz kommen kann. Auch das große Potential des Tunnelausbruchs fällt unter die Anwendung.

Um den Baustoff in den Ausschreibungen entsprechend benennen zu können, wurden auch Benennungsregeln in Abhängigkeit der Ausgangsmaterialien (reiner Bodenaushub oder Bodenaushub mit Zugabe anderer Recycling-Baustoffe) vorgesehen. So wird eine natürliche Gesteinskörnung aus Aushubmaterialien als „NA“ bezeichnet, wenn durch Zugabe von Betongranulat auch ein Anteil von rezykliertem, gebrochenen Betongranulat dabei ist, „NAB“, bei rezykliertem, gebrochenen Hochbaurestmassen „NAH“.

Die bautechnischen Anforderungen werden dabei nach den zugrundeliegenden europäischen Normen (z.B. EN 13242), die umwelttechnischen nach den österreichischen Vorgaben (BAWP) festgelegt.

Millionen Tonnen neue Baustoffe

Die wichtigsten Einsatzmöglichkeiten dieser Recycling-Baustoffe liegen vorwiegend im Bereich der Tragschichten im Straßen- und Parkplatzbau. Anwendungen im Beton- und Asphaltbau werden aufgrund der aufzufindenden Materialarten regional zu unterscheiden sein – also abhängig von der geologischen Struktur der Aushübe.

Damit wird es möglich, das größte Abfallpotenzial Österreichs (weit mehr als 50% aller Abfälle!) in ein Wertstoffpotenzial umzuwandeln – ein ökologisch wertvolles Potenzial für die Bauwirtschaft.

Der neue Standard wird erstmals im Rahmen der BRV-Jahrestagung „Neue Wege des Baustoff-Recyclings in der Kreislaufwirtschaft“ am 22. Mai in Wien vorgestellt werden (www.brv.at).