Fachkräfte I Klima I Arbeitsschutz : Hitzefrei in der Praxis auf der Baustelle

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Im Schnitt bekamen die am Bau Beschäftigten 2023 nur 3 Stunden hitzefrei.

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Bei der Strabag beispielsweise gab es in der Vorwoche österreichweit keinen hitzefreien Tag für die Arbeiter. "Auf den meisten unserer Baustellen stehen wir unter Zeitdruck, daher müssen die Arbeitszeiten sorgfältig geplant werden. Um den notwendigen Baufortschritt zu erreichen, werden die Arbeitszeiten beispielsweise in die Morgen-/Vormittagsstunden gelegt", hieß es in einer Stellungnahme gegenüber der APA.

Porr habe auch nicht konzernweiten Hitzefrei gegeben, teilte der Baukonzern der APA mit. Die Bauleiter auf den jeweiligen Baustellen könnten aber individuell entscheiden, ob sie hitzefrei geben, sollten die Temperaturen tatsächlich 36 Grad erreichen. Heuer habe es bereits auf mehreren Porr-Baustellen hitzefrei gegeben, teilte das Unternehmen mit, ohne konkrete Zahlen zu nennen.

Auch die staatliche Autobahnholding Asfinag als große Auftraggeberin für die Bauwirtschaft will ihren Kunden wegen der Hitze eine gewisse Flexibilität bei der Vertragserfüllung einräumen. Wie viele Baustellen derzeit "hitzefrei" sind, konnte die Asfinag auf APA-Anfrage nicht beziffern und verwies auf die beauftragten Baufirmen.

Um das Arbeiten in der Hitze zu erleichtern, würden aber andere Maßnahmen ergriffen, hieß es von Strabag und Asfinag.

Vor allem Arbeiten im Freien stellten bei Hitze ein erhöhtes Gesundheitsrisiko dar. Auf Dächern oder in Baugruben würden immer wieder Temperaturen um die 50 Grad erreicht. Im Gegensatz zu Arbeitsräumen gebe es für den Außenbereich aber keine gesetzlichen Temperaturgrenzwerte, kritisierte die AK Oberösterreich.

Eine Sonderregelung gebe es derzeit nur im Baugewerbe, wo bei Temperaturen über 32,5 Grad die Arbeit - mit eingeschränkter Bezahlung - eingestellt werden könne. Die Entscheidung darüber liege jedoch beim Arbeitgeber. Die Arbeitnehmervertreter fordern eine Anpassung des Arbeitsrechts, um die Folgen des Klimawandels abzubilden und Rechtssicherheit zu schaffen.

Von den Arbeitgebern fordert die AK, dass Beschattung, UV-Schutz und Schutzkleidung zur Verfügung gestellt werden. Überstunden sollen so weit wie möglich reduziert werden. Besonders anstrengende Tätigkeiten sollten in die Tagesrandzeiten verlegt werden, leichtere Tätigkeiten, die im Schatten verrichtet werden können, möglichst in die Tageszeiten, in denen die Temperaturen am höchsten sind. Zusätzliche Pausen und regelmäßiges Trinken sollten eingeplant werden. Getränke sollten vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellt werden.

Hitzefrei für alle Branchen gefordert

Lediglich im Baugewerbe gibt es seit 2013 eine sozialpartnerschaftliche Hitzefrei-Regelung. Zunächst galt ein Grenzwert von 35 Grad, der 2019 auf 32,5 Grad gesenkt wurde. Die Regelung gilt auch für Zimmerer, Stuckateure und Dachdecker. 2023 gab es 19 Hitzetage. Laut der Gewerkschaft Bau-Holz erhielten 23.875 Beschäftigte in 1.158 Betrieben 71.280 Stunden bezahltes "Hitzefrei", im Schnitt waren das aber nur 3 Stunden pro Beschäftigten. Zudem erhielt nur jeder vierte Bauarbeiter Hitzefrei. Für die Kosten kommt die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungskasse (BUAK) auf.

Eine Allianz aus Arbeiterkammer (AK), Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Fridays for Future und System Change not Climate Change hat am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz eine gesetzliche Hitzefrei-Regelung für alle Branchen gefordert. Das Arbeitsrecht für Beschäftigte, die im Freien arbeiten, müsse "klimafit" gemacht werden, sagte AK-Präsidentin Renate Anderl. Die derzeitige Rechtslage sei "sehr unpräzise".
Anderl verwies auf Beschäftigte am Bau, in der Landwirtschaft und im Tourismus, die häufig Hitze und UV-Strahlung ausgesetzt sind.
"Arbeiten unter Hitze macht krank", sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH), Josef Muchitsch. Es müsse "Schluss mit diesem Blabla" sein und eine gesetzliche Regelung noch vor dem nächsten Sommer beschlossen werden.

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Arbeitszeit und Arbeitsplatz an Hitze anpassen

Im vergangenen Herbst haben sich KlimaaktivistInnen von Fridays for Future und System Change not Climate Change mit der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft Bau-Holz (GBH) zur Allianz "Menschen und Klima schützen statt Profite" zusammengeschlossen. Gemeinsam forderten sie schon damals eine Anpassung des Arbeitsrechts an die Folgen der Klimakrise und eine sozial-ökologische Investitionsoffensive der öffentlichen Hand. Teresa Tausch von Fridays for Future und Fabian Hattendorf von System Change not Climate Change kündigten bei einer Pressekonferenz "altbekannte Protestformen" an, sollte eine gesetzliche Hitzefrei-Regelung nicht vorgelegt werden.

Um das Arbeitsrecht "klimafit" zu machen, hat die Arbeiterkammer Änderungsvorschläge für mehrere Gesetze und Verordnungen ausgearbeitet. Diese sollen bereits in den nächsten Wochen mit den Parteien im Parlament diskutiert werden, kündigte Gewerkschafter und SPÖ-Nationalratsabgeordneter Muchitsch an.
Die Wirtschaftskammer verwies darauf, dass Unternehmen bei Hitze eine Reihe von Maßnahmen setzen, um die Arbeitstemperatur "so weit wie möglich" zu senken, etwa durch Beschattung, Sonnenschutz, Kühlung oder das Bereitstellen von Getränken. Auch gebe es gesetzliche Regelungen, die sicherstellen, dass Arbeitszeiten und Arbeitsplätze "so weit wie möglich" an die Hitze angepasst werden, so die WKÖ gegenüber der APA.
Auch entsprechende freiwillige Vereinbarungen auf betrieblicher Ebene würden "sehr gut" funktionieren.