Österreich : Betonakademie: "Wir sitzen alle im gleichen Boot"

Die beiden Betonakademie-Geschäftsführer Michael Pauser und Christoph Ressler

Betonakademie-Geschäftsführer Michael Pauser und Christoph Ressler (v.l.)

- © Nadine Studeny

SOLID: Sie bieten auch für 2023 neue Seminare und top aktuelle Inhalte in der Betonakademie an, die nicht nur rein bautechnischen Fokus haben. Warum?

Michael Pauser: Das technische Know-how für unsere Seminarteilnehmer ist besonders wichtig, das spiegelt sich auch in 80 Prozent unserer angebotenen Betonakademie-Seminaren wider. Jedoch meinen wir, um den Erfolg bei einem Bauprojekt zu sichern, gehört nicht nur technische Kompetenz aller Beteiligten, sondern auch andere Voraussetzungen. So fängt ein erfolgreiches Bauprojekt bereits mit einem, für alle Beteiligten gelungenen, Bauvertrag an. Nur, wenn diese kooperativen Verträge mit einer gemeinsamen Projektausrichtung von AG und AN geschaffen werden, ist gewährleistet, dass alle im gleichen Boot sitzen und gemeinsam in die gleiche Richtung rudern. Auch das Verständnis für die Chancen eines menschenorientierten LEAN-Managements kann dabei helfen. Zu guter Letzt wurde es auch schon oft nachgewiesen, dass die Kooperationskultur mit dem Erfolg von Bauprojekten direkt zusammenhängt.

Christoph Ressler:
Wenn diese drei Zahnräder, wie es Michael Pauser beschrieben hat, ineinandergreifen, dann lebt die Chance auf einen Bauprojekterfolg. Das wollen wir in unserem 1,5-tägigen BETONAKADEMIE-Seminar „Vertrag-Lean-Kultur (VLK)“ mit drei Praktikern unseren Seminarteilenehmern vermitteln. Die Teilnehmer erhalten das Wissen darüber, welche Vertragsmodelle für welches Projekt am geeignetsten sind, über die Wertschöpfung orientierter Logistik und Umsetzung von gewerkeübergreifenden Abläufen mittels Lean-Construction sowie über eine Maßnahmenpallette für kooperative Projektkultur.

Was tut sich aktuell bei den Baustoffen selbst? Von der Verknappung von Rohstoffen ist immer wieder die Rede, neue nachhaltigere Baustoffe werden angeboten? Wie berücksichtigen Sie diese Entwicklung in Ihrem Aus- und Weiterbildungsangebot?

Pauser: Bei den Betontechnologie-Seminaren ist die BETONAKADEMIE österreichweit Marktführer. Wir bieten jedes Jahr top aktuelle Seminare mit dem jeweils aktuellen Stand der Normen von Praktikern für Praktiker. Auf dem Gebiet der Betontechnologie tut sich derzeit sehr viel. Neue Ausgangsstoffe kommen auf den Markt, neue Nachweisverfahren für die Dauerhaftigkeit werden entwickelt, validiert und in der Praxis implementiert. Alle diese Entwicklungen sind einerseits der Verknappung von gewissen Rohstoffen geschuldet, Alternativen müssen gefunden werden und diese Entwicklungen hängen andererseits aber auch mit dem Bestreben zusammen, den Bausektor „nachhaltiger“ und „zukunftsfit“ zu machen.

Ressler
: Den Entwicklungen in der Betontechnologie Rechnung tragend, wurde die bisherige Prüfvorschrift für Frisch- und Festbeton, die ONR 23303, komplett überarbeitet. Die bisherige ONR geht in die neue ÖNORM B 4710-3 „Beton - Festlegung, Eigenschaften, Herstellung und Konformität - Teil 3: Nationale Anwendung der Prüfnormen für Beton und seiner Ausgangsstoffe“ über und ist nicht nur am Letztstand der europäischen Normen und nationalen Prüfvorschriften, sie wurde auch in wesentlichen Bereichen erweitert. Die Dauerhaftigkeit und damit die Lebensdauer von Betonbauten ist in der Lebenszyklusanalyse ein wichtiger Parameter für die Bewertung der Nachhaltigkeit von Bauwerken. Neue Nachweisverfahren am Festbeton für den Karbonatisierungs- und den Chloridwiderstand sind nur zwei Prüfverfahren aus der neuen ÖNORM B 4710-3, die eine Beurteilung der Dauerhaftigkeit am Festbeton ermöglichen. Auch für den lösendem Angriff wurde ein neues Prüfverfahren am Festbeton aufgenommen.

Das „Konzept der gleichwertigen Betonleistungsfähigkeit, kurz ECPC nach dem englischen Begriff „equivalent concrete performance concept“, ist seit vielen Jahren auch in der österreichischen Betonnorm, der ÖNORM B 4710-1 verankert. Diese Norm enthält aber nur Grundsätze, die das Konzept prinzipiell beschreiben. Genaue Vorschriften für die Anwendung des Konzeptes gab es bisher nicht. Die neu erschienene ONR 23339 „Regeln für die Umsetzung des Konzepts der gleichwertigen Betonleistungsfähigkeit“ füllt diese Lücke nun auf. Die ONR legt erstmals einheitliche Regeln für die Anwendung des Konzeptes fest. Wesentliche Basis für die Nachweise der gleichwertigen Betonleistungsfähigkeit sind die Festbetonprüfungen der ÖNORM B 4710-3. Die beiden neuen Regelwerke ergänzen sich damit optimal.

Pauser
: Die eben beschriebenen Regelwerke sind Grundlage der qualitätsgesicherten Herstellung von Beton. Um die Wichtigkeit dieser Grundlage zu unterstreichen, haben wir ein neues Seminar ins Leben gerufen „Betontechnologie 4 (BT4)“, dessen Inhalte sich auf die beiden Regelwerke, die ÖNORM B 4710-3 und die ONR 23339 konzentrieren. Mit diesem neuen Angebot halten wir mit der Entwicklung des Normenwesens Schritt und können das Fachwissen direkt in die Praxis transferieren.

Infos und Buchung

Alle Infos zu den Spezialseminaren finden sie unter www.betonakademie.at