Europa : Baumit: "Werk in Ukraine ist jetzt nebensächlich"

Gerald Prinzhorn

Gerald Prinzhorn: "Die Hilfsbereitschaft allgemein ist überwältigend. Sehr viele Menschen möchten helfen und hier kann wirklich unmittelbar unterstützt werden. Ich habe in den letzten 3 Tagen sicher 30 Häuser und Wohnungen zur Nutzung angeboten bekommen und auch Sachspenden und Gutscheine werden sehr viele gebracht."

- © Baumit

SOLID: Baumit hat ein Werk in der Ukraine. Was geschieht dort und mit den Menschen?
Gerald Prinzhorn:
Baumit hilft in allererster Linie den Familien der Baumit-Mitarbeiter in der Ukraine und deren Angehörigen. Wir empfangen Sie an den Grenzen der Nachbarstaaten durch unsere jeweiligen Landesgesellschaften – also hauptsächlich in Rumänien, aber auch in Polen, Ungarn und der Slowakei. Danach bringen wir sie in Unterkünfte vor Ort um sie danach weiter in den Westen zu geleiten. Vorrangig jetzt einmal nach Österreich, aber unsere anderen Landesgesellschaften haben auch schon angeboten, Freunde zu übernehmen. Hier in Österreich schauen wir zuerst, was am dringendsten gebraucht wird. Psychologische Betreuung und medizinische Versorgung ist das Wichtigste. Die Menschen sind teilweise traumatisiert und die Bilder und Erzählungen sprechen eine deutliche Sprache – das übertrifft alles, was wir hierzulande den Medien entnehmen. Und dann möchten viele gleich Deutsch und Ukrainisch lernen. Viele sind mit Russisch aufgewachsen und wollen mit dieser Sprache nichts mehr zu tun haben….

Wie viele konnten dank Ihrer Hilfe schon Österreich erreichen?

Prinzhorn
: Bisher waren es etwa 20 und in den nächsten Tagen erwarten wir weitere 20 Freunde. Insgesamt werden es wohl zwischen 200 und 300 Frauen und Kinder werden, um die wir uns kümmern werden.

Wie sehen Sie die Hilfsbereitschaft in Österreich?

Prinzhorn
: Die Hilfsbereitschaft allgemein ist überwältigend. Sehr viele Menschen möchten helfen und hier kann wirklich unmittelbar unterstützt werden. Ich habe in den letzten 3 Tagen sicher 30 Häuser und Wohnungen zur Nutzung angeboten bekommen und auch Sachspenden und Gutscheine werden sehr viele gebracht. Hervorheben möchte ich hier die Gemeinden Bad Fischau Brunn und Waldegg sowie das Gasthaus Fromwald, welches bei der Erstaufnahme tatkräftig unterstützt.

Was bedeutet der Krieg für Ihr Werk in der Ukraine?

Prinzhorn: Das ist nebensächlich. Im Moment geht gar nichts. Wir sind die Systeme heruntergefahren und haben sie gesichert, sodass niemand die Anlage starten kann. Ob wir sie je wieder in Betrieb nehmen können weiß niemand. Die Paletten mit Ware haben wir zur Verfügung gestellt. Sie werden denke ich gut zu gebrauchen sein. Vielleicht nicht nur als Baustoff…

Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie und wie fangen Sie diese ab?

Prinzhorn: Wir machen in der Ukraine und in Russland weniger als 3% unseres Gesamtumsatzes. Es ist nicht schön, wenn man ein Land aufgeben muss, aber wir sind gut genug aufgestellt um anderwärtig zu wachsen.