Wienerwaldgymnasium Tullnerbach als Sieger : 100 Projekte zur Auswahl bei NÖ Baupreis
Im Vordergrund der Prämierung steht die Qualität der handwerklichen Leistung in Verbindung mit zeitgemäßer Gestaltung, wirtschaftlicher Funktionalität und nachhaltiger Bauweise. Diese Kriterien sind Garant für die Erhaltung und Weiterentwicklung der Baukultur und Identität Niederösterreichs.
Der NÖ Baupreis wird für Hochbauten aller Art vergeben, darunter fallen beispielsweise Neu-, Um- oder Zubauten von Ein- und Mehrfamilienhäusern, Wohnbauten, Bauten mit gewerblicher Nutzung, öffentliche Bauten etc.
Das Niveau der eingereichten Projekte ist beeindruckend, die Qualitätsdichte war enorm und hat uns vor eine schwierige Aufgabe gestellt", betonte Juryvorsitzender und Landesbaudirektor Walter Steinacker. Der Sieger erhält 10.500 Euro, der Zweitplatzierte 7.500 Euro und der Drittplatzierte 4.500 Euro.
Partner und Sponsoren des NÖ Baupreises sind die Landesinnung der Bauhilfsgewerbe NÖ unter der Leitung von Landesinnungsmeisterin Irene Wedl-Kogler, die Fachvertretung der NÖ Bauindustrie mit Stefan Graf sowie ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich.
„Es freut mich ganz besonders, dass auch diesmal wieder mit den rund 100 eingereichten Projekten ein eindrucksvolles Zeugnis des hohen Qualitätsstandards unseres niederösterreichischen Bauschaffens abgelegt wurde“, erklärte Landesinnungsmeister Günther Lehner und ergänzte: „Meine tiefe Anerkennung gilt allen Bauherren, Planern und Bauausführenden, durch die dieser Wettbewerb überhaupt erst möglich wird.“
1.Platz: Wienerwaldgymnasium Tullnerbach
Bauherr: BIG BundesimmobiliengesellschaftmbH, im Auftrag der Bildungsdirektion NÖ.
Planer: fasch & fuchs ZT-Gesellschaft mbH, Wien, und EXIKON Architektur & Nachhaltigkeit ZT, Wien. Ausführende Baufirmen: HABAU Hoch- und Tiefbaugesellschaft m.b.H., Linz und Bauunternehmer Ing. Harald Weissel Gesellschaft m.b.H., Linz.
Umgeben von Wald und Natur entstand am Areal des Schulkomplexes Norbertinum das neue Wienerwaldgymnasium Tullnerbach und bietet als Expositur des Purkersdorfer Gymnasiums Platz für 800 Schüler.
Planungsergebnis der steilen Hanglage des Grundstücks und der baulichen Höhenbeschränkungen ist ein viergeschoßiger Baukörper, der bergseitig über zwei Geschoße eingetieft ist und über zwei Innenhöfe, Oberlichten und Lufträume lichtdurchflutet wird. Hangseitig nach Süden mit vorgelagerten Terrassen abgetreppt, sorgen deren Teilüberdachungen für blendfreie Belichtung und regengeschützte Lüftung sowie Vermeidung von Überhitzung. Unter Verzicht auf abgehängte Decken wird der Werkstoff Beton als speicherwirksame Masse genutzt sowie Oberlichten für Nachtlüftung und Kühlung eingesetzt.
Im Inneren werden sämtliche Bereiche der pädagogisch wertvollen Lernlandschaft mit fließenden Übergängen zwischen innen und außen an die offene zentrale Aula angebunden. Nachhaltig und architektonisch qualitätsvoll geplant sowie technisch auf hohem Niveau umgesetzt, überzeugt das Wienerwaldgymnasium als zeitgemäßer und beispielgebender Bildungsbau.
2.Platz: Zentrumsentwicklung Markersdorf-Haindorf
Bauherren: Marktgemeinde Markersdorf-Haindorf, GEDESAG – Gemeinnützige Donau-Ennstaler Siedlungs- Aktiengesellschaft, Krems.
Planer: Architekt Christian Galli Ziviltechniker GmbH, Krems.
Ausführende Baufirma: Swietelsky AG, Standort Nußdorf ob der Traisen.
Im Rahmen der Dorf- und Stadterneuerung und unter Beiziehung einer fachbezogenen Betreuung zur Entwicklung städtebaulicher Situationen mit Bürgerbeteiligung konnten die Detailbedingungen für die Planung der Zentrumsentwicklung geschaffen werden. Eine Wohnhausanlage, ortsbildbezogen in den Umgebungsbestand eingebunden, und die funktionelle und gestalterische Überformung eines bisher landwirtschaftlich genutzten Speicherturmes wurden um einen öffentlich zu nutzenden Platz gruppiert.
Die klassisch entwickelten Mehrwohnungshäuser, gestaltbezogen in das Ortsbild eingefügt, werden durch den Neubaukörper des Gemeindeamtes im Zusammenwirken mit dem aufragenden Speicherturm in Beziehung gesetzt. Im „Lagerhausturm“, vormals für landwirtschaftliche Schüttgüter konzipiert, wurde dieser technisch gekonnt und werterhaltend für das Stapeln gegenwärtiger Raumfunktionen des gemeinschaftlichen Lebens adaptiert. Den unmittelbaren Raumbedarf erfüllend, aber auch mit Weitblick die Raumfunktionen ergänzende Kommunikationsplätze schaffen eine überzeugend positionierte und gestaltete Zukunftsperspektive für die Gemeinschaft.
3. Platz: Wohnquartier Mühlbach Ost
Bauherren: Alpenland Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft reg. Gen. m.b. H., St. Pölten und WET Wohnbaugruppe Service GmbH, Mödling.
Planer: NMPB Architekten ZT GmbH, Wien und DnD Landschaftsplanung ZT KG, Wien. Ausführende Baufirma: Handler Bau GmbH, Bad Schönau.
Durch das umsichtige Zusammenführen von Grundstücksressourcen und das ganzheitliche Entwickeln einer gemeinschaftlichen Bauaufgabe durch die Auftraggeber und die Stadtverwaltung St. Pölten wurden die Bedingungen für das Wohnquartier Mühlbach Ost gesetzt. In einem Wettbewerbsbeitrag konzipiert, wurde in weiterer Folge die Quartiersbildung durch gekonnte Planungsschritte entwickelt und umgesetzt.
Das „Quartier“ stellt eine funktionell im Innen- und Außenraum wirksame, sich ergänzende Anordnung von Baukörpern und Gärten mit zonierter Öffentlichkeit und angemessen gesetzter Privatheit dar. Großzügig belichtete und durch private Freiräume unterstützte Wohnungen präsentieren sich darin vorbildhaft. Die präzise Architekturgestaltung für 327 Wohnungen, gewerbliche Einrichtungen, Ateliers und gemeinschaftlich zu nutzende Räume wird durch die Freiraumgestaltung von sechs Gärten unterstützt und schafft damit einen wertvollen Beitrag gesellschaftlich öffentlich errichteten Wohnbaus.
Sonderpreis: Ehemalige Synagoge St. Pölten
Bauherr: Niederösterreichische Museum Betriebsgesellschaft m.b.H., St. Pölten.
Planer: Arch. DI Wolfgang Pfoser Ziviltechniker GmbH, St. Pölten.
Ausführende Baufirma: Wohlmeyer Bau Gesellschaft m.b.H., St. Pölten.
1912 als freistehender Zentralraum mit achteckigem Kuppelraum im Jugendstil errichtet, diente die Synagoge in St. Pölten bis zur Zerstörung und Arisierung in der NS-Zeit als spirituelles und soziales Zentrum des jüdischen Lebens. Seit 1980 in mehreren Bauetappen restauriert, erfolgte 2021 in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt eine weitere Sanierung und Adaptierung zu einem Veranstaltungsraum mit permanenter Ausstellung für zeitgemäße Geschichtsvermittlung.
Neben der Reparatur der undichten Kuppeldachkonstruktion, die zu schweren Schäden im Gebäudeinneren führte, wurde unter Schutz des vorhandenen Baumbestandes ein Foyerzubau in transparenter Materialität umgesetzt, ebenso wie die Barrierefreimachung des Gebäudes. Hierfür erfolgte ein Lifteinbau in den Sanitärräumen des ehemaligen Kantorhauses sowie die Herstellung einer direkten baulichen Verbindung von diesem auf das Galeriegeschoß der Synagoge.
Zudem wurde zur Verbesserung der Akustik die Brüstung der Empore neugestaltet. Das beeindruckende Raumerlebnis des hohen Kuppelraums mit floraler Schablonenmalerei wird durch eine den Innenraum durchquerende, weiß leuchtende Lichtskulptur, die an die Gewaltgeschichte des Gebäudes erinnern soll, zusätzlich verstärkt.