Big Deal : Wienerberger schliesst Übernahme von Pipelife ab
Die Wienerberger AG hat die Übernahme von Pipelife abgeschlossen. Die zuständigen Wettbewerbsbehörden in der EU, der Türkei und in Russland erteilten die uneingeschränkte Genehmigung zur vollständigen Übernahme. Ab 1. Juni wird Pipelife voll konsolidiert (zuvor at-equity konsolidiert) und gemeinsam mit Steinzeug-Keramo, dem Spezialisten für keramische Rohre, und Semmelrock, dem führenden Anbieter für Betonflächenbefestigungen in Zentral-Osteuropa, im neu geschaffenen Berichtssegment "Rohr- und Flächenbefestigungssysteme" ausgewiesen.
Pipelife ist einer der führenden europäischen Hersteller von Kunststoffrohren und Rohrsystemen sowie Formstücken aus hochwertigen Kunststoffen mit 27 Werken in Europa sowie den USA und beschäftigt rund 2.650 Mitarbeiter in 27 Ländern. Die bedeutendsten Regionen sind dabei Nordeuropa, Benelux, Frankreich und Österreich, die zusammen mehr als die Hälfte des Umsatzes erwirtschaften. Das Produktportfolio von Pipelife umfasst Systemlösungen für die Bereiche Gebäudeinstallationen, Trinkwasserversorgung, Bewässerung, Abwasser- und Regenwassermanagementsysteme, Energieversorgung und Drainage sowie Spezialerzeugnisse für die Industrie. 2011 lag der Anteil von Produkten, die in den letzten fünf Jahren entwickelt und auf den Markt gebracht wurden, bei mehr als 20 % der insgesamt abgesetzten Menge.
2011 erwirtschaftete Pipelife einen Umsatz von 804,5 Mio. und ein operatives EBITDA von 68,9 Mio. Euro. Auf Abschreibungen entfielen 26,7 Mio., wodurch das EBIT aus fortzuführenden Unternehmensbereichen nach nicht-wiederkehrenden Aufwänden und Wertminderung 39,3 Mio. Euro betrug. Nach Berücksichtigung des Finanzergebnisses von -10,3 Mio. Euro ergab sich ein Vorsteuerergebnis von 29,0 Mio. Euro. Die effektive Steuerquote betrug im Jahr 2011 21 % und das Ergebnis nach Ertragssteuern 22,4 Mio. Euro. Die Bilanzsumme der Pipelife Gruppe in Höhe von 476,4 Mio. setzte sich aktivseitig zu 223,2 Mio. aus Anlagevermögen und zu 253,2 Mio. Euro aus Umlaufvermögen zusammen. Die Nettoverschuldung betrug zum Bilanzstichtag 70,1 Mio. Euro.
Neben der Erhöhung des Konzernumsatzes um etwa ein Drittel und des Konzern-EBITDAs um mehr als 20 % stellt die Übernahme von Pipelife einen Meilenstein für die angestrebte Verbreiterung des Kerngeschäfts der Wienerberger Gruppe dar. Wienerberger steigt damit nicht nur zu einem der führenden Anbieter von Kunststoffrohren in Europa auf, sondern kann auch die Abhängigkeit vom konjunktursensiblen Wohnungsneubau von 70 % (am Umsatz gemessen) auf 60 % reduzieren und sich in den Marktsegmenten Renovierung und Infrastruktur stärker aufstellen.
Darüber hinaus bietet das neue Geschäftsfeld Rohrsysteme Wienerberger interessante zukünftige Wachstumsperspektiven. Nach der Integration von Pipelife sollen vor allem die Bereiche Gebäude- und Elektroinstallationen aktiv weiterentwickelt und durch die Bündelung der Innovationskraft sowie der starken Marktstrukturen von Pipelife und Wienerberger Wachstum realisiert werden. Mittel- und langfristig werden der Renovierungsbedarf bei den bestehenden Versorgungsnetzen in Westeuropa sowie der Bedarf an flächendeckenden Versorgungsnetzen in Osteuropa zentrale Treiber für weiteres Wachstum im Segment Rohrsysteme sein.
Der Kaufpreis für den 50-%-Anteil beträgt 162 Mio. Euro und wird aus dem vorhandenen Cashflow sowie aus verfügbaren Kreditlinien beglichen. Aufgrund der sehr niedrigen Nettoverschuldung von Pipelife Ende 2011 erwartet Wienerberger keine wesentlichen Auswirkungen auf die Konzernbilanz- und -finanzkennzahlen. Die Aufrechterhaltung der finanziellen Disziplin und einer starken Bilanzstruktur sowie stringentes Kostenmanagement bleiben Mittelpunkt des Finanzmanagements, und die angestrebte Entschuldungsdauer (Nettoverschuldung / operatives EBITDA) von weniger als 2,5 Jahren bleibt unverändert aufrecht. Demgemäß erwartet Wienerberger auch nach Begleichung des Kaufpreises und Konsolidierung von Pipelife für Ende 2012 eine Entschuldungsdauer von weniger als 2,5 Jahren. Damit ist auch zukünftig sichergestellt, dass Bankenkennzahlen großzügig eingehalten werden können und ausreichend Handlungsspielraum für die Umsetzung der Wienerberger Strategie vorhanden ist.