Flughäfen : Wie aus dem Provinz-Flughafen Klagenfurt eine Flughafenstadt werden soll
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Als ehrgeizig und interessant bezeichnen das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt die Pläne für den Flughafen Klagenfurt. Und das trifft es schon ziemlich gut.
Die Pläne haben nämlich nichts geringeres vor, als den Kärntner Flughafen zum „modernsten Airport Europas“ zu machen, wie es Aufsichtsrat Peter Malanik formuliert. Was hier im Hinterkopf behalten werden muss: Noch handelt es sich bei dem Flughafen um den mit Abstand kleinsten Österreichs.
Damit sich das ändert, ist ein Um- und Ausbau in den kommenden Jahren geplant, den man der Einfachheit halber auch gleich als kompletten Neubau bezeichnen könnte. Die Pläne dafür kommen auch nicht vom Land Kärnten oder von der Stadt Klagenfurt selbst, sondern von Lilihill, einer heimischen Holding, die seit knapp eineinhalb Jahren Mehrheitseigentümerin des Flughafens ist.
Was ist nun konkret geplant? Die Passagierzahl soll von knapp 230.000 (Stand 2018) auf eine Million pro Jahr gesteigert werden. Bereits der Flughafen Graz fertigt gut eine Million Passagiere pro Jahr ab, Ljubljana sogar 1,8 Millionen – beide sind nicht allzu weit entfernt. Um trotzdem ein so großes Aufkommen für Klagenfurt möglich zu machen, muss der Airport natürlich um einiges größer und attraktiver gestaltet werden. Dafür wird insgesamt – so hieß es gestern, Montag, bei der offiziellen Vorstellung der Pläne – mehr als eine Milliarde Euro investiert.
Von 230.000 zu einer Million
Wo jetzt die Hangars sind, soll ein neues Abfertigungsgebäude hin – das kostet 260 Millionen Euro. Direkt an die Halle schließt ein neues Hotel – das „Avitel“ – mit 250 Betten an – für 90 Millionen.
Das Hotel soll auch für Messegäste gedacht sein – denn ein neues Messezentrum mit bis zu sieben Messe- und Kongresshallen auf 3,5 Hektar Fläche ist auch geplant. Kostenpunkt: 110 Millionen.
Was das Messezentrum betrifft, wird es aber wohl noch Gespräche mit der Stadt geben. Derzeit sind alle Kärntner Messen nämlich in der Innenstadt angesiedelt und die Stadtregierung evaluiert derzeit die Vor- und Nachteile des Standortes Flughafen.
Messezentrum und Hotel würden jedenfalls einen wichtigen Teil der „Aviation City“ ausmachen, doch noch längst nicht den größten. Geplant sind auch ein 25 Hektar großer Technologie-Cluster im Süden des Areals, der „Avimotion TecPark“, für 480 Millionen Euro und das knapp 14 Hektar große Logistikzentrum „Avilog“ für 140 Millionen. Beim TecPark handelt es sich laut Lilihill-Geschäftsführer um ein „Entwicklungs- und Anwendungszentrum für die Bereiche autonome und alternative Mobilität“.
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Technologie, Messen und Logistik
Nach Fertigstellung sollen 37 der 58 Hektar großen Fläche der Aviation City bebaut und nutzbar sein. Das neue Abfertigungsgebäude soll bereits 2024 fertig sein, das Messezentrum und das Entwicklungszentrum 2030. Der Logistikpark wird ebenfalls zwischen 2020 und 2030 gebaut werden. So sollen 5.400 neue Arbeitsplätze in der „Flughafenstadt“ geschaffen werden, allein 4.000 durch die technologischen Einrichtungen.
Hinzu kommen neue Gates, eine Mall in einem modernen Ankunftsbereich, eine Parkgarage mit 3.000 Stellplätzen, ein neuer Busterminal und zwei Hangars mit Stellplätzen für ein eigenes Wartungszentrum für Flugzeuge. Die Passagiermengen, Fluglinien und Unternehmen, die damit angelockt werden sollen, könnten wohl in erster Linie aus dem Bundesland selbst, aus Salzburg, der Steiermark, Slowenien und Italien kommen – also alles geografisch naheliegende. So würden 3,5 Millionen Menschen von der Nähe zum Flughafen profitieren können.
Bleibt Wien-Schwechat der wichtigste Hub in Österreich?
Aber auch die Verbindung zu Wien-Schwechat müsse ausgebaut werden, heißt es von Lilihill. Man prüfe außerdem ein „alternatives Flugangebot hier in Klagenfurt“. Das könnte auf eine eigene Fluggesellschaft hindeuten, genaues ist aber noch nicht bekannt.
Die Pläne klingen groß, dass es sie gibt, ist aber nach der Übernahme durch Lilihill keine Überraschung. Im April 2018 kaufte die Holding 74,9 Prozent der Anteile am Flughafen und teilprivatisierte ihn damit. Eine Minderheit haben seither Land Kärnten und Stadt Klagenfurt. Sie waren bei der Präsentation zwar nicht vertreten, ließen aber verlesen, dass sie dem Vorhaben positiv gegenüberstünden.
Lilihill wurde aufgrund seines Konzeptes für den Airport als Mehrheitseigentümer ausgewählt. Die Holding gehört dem Kärntner Immobilieninvestor Franz Peter Orasch, der schon in den Jahren zuvor mehrere Immobilien in der Innenstadt gekauft hatte. Die Gruppe wurde 2001 gegründet. Mit Stand Anfang 2018 hatte sie ein Immobilienvermögen von 340 Millionen Euro – und den Plan, diesen Wert in fünf Jahren zu verdoppeln. Der Flughafen war da wohl ein großer Schritt in die richtige Richtung – jetzt müssen nur noch alle Pläne aufgehen.
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