Formel 1 : Wer bringt eigentlich die Kurven nach Spielberg?

Klar, wenn die Strecke erstmal gebaut und eröffnet ist, wird mehr über den Rennsport gesprochen denn über die Architektur. Und doch diskutieren die Formel-1-Fans damit unweigerlich eben gerade über die Bauweise, beeinflusst diese das Rennen schließlich ungemein.

So auch in Spielberg. „Diese Strecke lebt in einer tollen Symbiose mit Architektur und Landschaft. Ich kenne keinen anderen Kurs, der so prächtig in eine attraktive Gegend eingebettet ist“, sagt niemand geringerer als Helmut Marko, ehemaliger Rennfahrer und Motorsport-Chef bei Red Bull. Die drei Hänge, die den Circuit umgeben, werden teilweise als Naturtribüne genutzt, die nach außen hin auch als Schallschutz beitragen. Ein Arena-Feeling entsteht.

Charakteristisch für Spielberg ist das Auf und Ab der Strecke. Damit wird die Landschaft nicht bloß hingenommen, sondern regelrecht integriert – sie macht die Beschaffenheit der Strecke aus. Niki Lauda sieht in der ersten Linkskurve sogar eine der schwierigsten überhaupt in der Formel 1. Genau das richtige für einen „G’fühlfahrer“, meint da der ehemalige Rennfahrer Gerhard Berger.

Was die markanten Höhenunterschiede am Spielberg-Circuit so einzigartig machen, ist die Übersicht über die Strecke, die damit entsteht. Verantwortlich für die dazu führenden Umbauten des Österreich-Rings – heute Red Bull Ring – im steirischen Spielberg war Hermann Tilke, alle Hochbauten stammen aus dem Architekturbüro Domenig & Wallner. Der deutsche Tiefbauingenieur Tilke – auch selbst Rennfahrer – hat sich mit der Entwicklung von über 55 Rennstrecken im Motorsport einen Namen gemacht – und das auf der ganzen Welt.

Zum „Herr der Ringe“, wie ihn Insider gerne nennen, wäre er aber ohne seinen Geschäftspartner, den Architekten Peter Wahl, wohl kaum geworden. Die Symbiose, die bei der Spielberger Strecke so gepriesen wird, ist wohl auch in diesem Duo zu bemerken. Hier trifft Architektur auf das Wissen um die Anforderungen an eine Strecke. Auch, dass die beiden gleich die Realisierung der Tribünen und Nebengebäude in die Hand nehmen, gibt es sonst nur sehr selten in dieser Branche.

https://youtu.be/7Ga7QSz97Ss

Was bei Spielberg die einen so spannend und einzigartig finden, ist aber genau das, was Tilke auch bereits den Vorwurf eingebracht hat, langweilige Strecken zu bauen. Der Red Bull Ring ist für seine Kurven bekannt – doch mehrere Formel-1-Weltmeister und andere Insider bezeichneten diese als wenig zuschauerfreundlich. Die Kurven seien in erster Linie so angelegt, die Fahrer zu Fehlern zu verleiten – die aber nicht passieren, was das Rennen für das Publikum fade mache, so etwa der dreifache Weltmeister Jackie Stewart.

https://youtu.be/HjFu90uhWqI

Spielberg zeigt, dass auch beim Design von Rennstrecken nicht alles geht. Was als schwer und spannend angedacht ist, finden manche einfach aufgrund des Könnens der Fahrer langweilig. Aber vielleicht lieber dieser Vorwurf denn als Bauer von Todesstrecken zu gelten.

Lesen Sie weiter auf Seite 2: Der Red Bull Ring in Zahlen! So ist Spielberg gebaut, das ist seine Geschichte!

Länge der Strecke: 4,318 km

Breite: 12 – 13 m

Kurvenanzahl: 10

Seehöhe: 677 m

Höhenunterschied: 65 m

Maximale Steigung: 12 %

Maximales Gefälle: 9,3 %

1969: Der Österreichring wird eröffnet.

1970: Der erste Grand Prix findet statt. Bis 1987 und von 1997 bis 2003 ist die Strecke Austragungsort für Rennen.

2011: Wiedereröffnung nach Abriss 2005 und langen Umbauarbeiten.

2014: Spielberg wird Teil der Formel 1.

2017: Lewis Hamilton bricht mit Mercedes den Streckenrekord. Im gleichen Jahr bricht Johann Zarco den Spielberg-Streckenrekord für Motorrad.