Durchsuchungen in Deutschland : Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Windpark-Pionier Windreich

Von Untersuchungen der Staatsanwaltschaft will sich Windreich-Chef Willi Balz nicht vom Kampf für die Energiewende abbringen lassen. Ermittler durchsuchten die Hauptverwaltung des Windpark-Planers und Privatwohnungen. Der Vorwurf lautet auf Bilanzmanipulation und Kapitalanlagebetrug.Von der Stuttgarter Staatsanwaltschaft will sich der schwäbische Windpark-Planer Willi Balz nicht stoppen lassen. "Ich ziehe die Energiewende trotzdem durch, entgegen allen Anfeindungen", sagte Balz, Vorstandsvorsitzender und Alleinaktionär der Windreich AG. Supermärkte bauen, und dann Windräder Balz ist mit dem Bau von Supermärkten reich geworden und dann ins Geschäft mit der Windkraft eingestiegen. Der Ingenieur sieht sich als Pionier der Energiewende. Nun aber ermittelt die Staatsanwaltschaft. Balz jedoch sieht sich ungerecht behandelt.Am Dienstag hatten Beamte des Landeskriminalamts der Hauptverwaltung des Unternehmens sowie vier Privatwohnungen einen Besuch abgestattet und beschlagnahmten Unterlagen. Die Staatsanwaltschaft wirft fünf amtierenden und ehemaligen Managern unter anderem Bilanzmanipulation vor. Ermittelt wird neben Balz, auch gegen den früheren FDP-Wirtschaftsminister Walter Döring, der bis Sommer 2012 bei Windreich im Vorstand saß. Auslöser für die Untersuchungen war nach Angaben der Behörde eine anonyme Anzeige. Das Unternehmen kündigte an, "vollumfänglich" mit der Staatsanwaltschaft zu kooperieren. "Die Anschuldigungen werden sich als haltlos erweisen."Angespannte Finanzen im Offshore-Bereich Windreich ist eigenen Angaben zufolge der größte deutsche Planer von Windparks in der Nordsee. Drei Parks sind im Bau oder in der Planung. Sechs weitere Offshore-Parks von Windreich sind im Genehmigungsverfahren. Hinzu kommen mehrere Windparks an Land. Bisher produziert noch keine der Offshore-Anlagen Strom. Der erste Park namens "Global Tech 1" sei in zwei Monaten soweit, sagte Balz.Die finanzielle Lage des Windpark-Planers ist angespannt. Wegen der hohen Investitionen birgt das Geschäft Risiken. Windreich produziert jahrelang Anlagen vor, bis tatsächlich Windräder im Meer aufgestellt und an Energieversorger verkauft werden. Im Jahr 2011 beliefen sich die Schulden der schwäbischen Firma auf 434 Mio. Euro bei einem Umsatz von 121 Mio. Euro und einem Gewinn von 12 Mio. Euro. Ein geplanter Börsengang wurde erstmal verschoben. Im vergangenen Jahr war die Windreich AG in Probleme geraten. Ein schottischer Investor, Lord Irvine Laidlaw, half Balz mit Krediten und kaufte ihm das Windpark-Projekt "Deutsche Bucht" ab.Die Staatsanwaltschaft Stuttgart wirft den Managern von Windreich nun neben Fehlern in der Bilanz auch Kapitalanlagebetrug, Marktpreismanipulation und Kreditbetrug vor. Die an der Stuttgarter Börse notierten Anleihen des Windanlagenbauers sind seit der Ausgabe stark unter Druck geraten. Am Montag wurden die beiden Anleihen vom Handel ausgesetzt, nachdem Windreich die Anfang März fälligen Zinsen für die Papiere erst mit zwei Tagen Verzögerung ausgezahlt hatte. Die Mittel hätten anderweitig disponiert werden mussten, wie Balz in einem Brief an die Anleihezeichner erklärte. Die Firma Creditreform hatte das zuvor gesenkte Rating von Windreich Mitte Februar ausgesetzt, danach habe es Informationsbedarf an Banken gegeben.Wer ein Interesse haben könnte, den Windanlagen-Planer zu stoppen, kann sich der ehemalige Vorstand und FDP-Minister Döring auch nicht erklären. Die anonyme Anzeige mache ihn aber "stutzig", sagte Döring der dpa. An prominenten Befürwortern fehlt es Windreich zumindest nicht. Anfang des Jahres war die TV-Moderatorin Sabine Christiansen in das Kontrollgremium eingezogen und hatte Balz' Bemühungen als Kampf von "David gegen die Goliaths" bezeichnet. (dpa/apa/pm)