Wohnbau : Sozialbau-Chef für schärfere Regeln beim Eigenkauf von Wohnungen
Als Lehre aus der Causa um umstrittene private Wohnungskäufe eines Generaldirektors sollte sich die gemeinnützige Wohnungswirtschaft neue "Benimmregeln" geben und dafür an internationalen Beispielen orientieren. Nach der für Herbst erwarteten Empfehlung des Branchenverbandes GBV sollten die Mitglieder ihre Regeln nachschärfen, um sie zeitgemäß zu machen, fordert Sozialbau-Chef Herbert Ludl.Die Affäre um Wohnungskäufe von GBV-Obmann Gewog-Chef Karl Wurm, die dieser im vorigen Jahrzehnt bei seinem eigenen Unternehmen getätigt hat (mehr dazu auf SOLIDbau.at hier), zeigt aus Sicht von Ludl "Schwachstellen in der Branche auf, und die muss man sich anschauen", so der Sozialbau-Chef im Interview mit der APA.Er, Ludl, sei immer "ein Verfechter einer sauberen Abwicklung der Dinge" gewesen, deshalb seien Verbands-Empfehlungen "sicher gut", sie sollten berücksichtigen, was international "state of the art" sei: "Dann sollte der Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen seinen Mitgliedern sagen: So schaut es in der zivilisierten Welt aus", meinte der Chef des größten heimischen privaten Hausherrn mit über 48.000 Wohnungen in Verwaltung.Andererseits sei der in der Causa kritisierte "Vorgang an sich nicht bedenklich", offenbar sei ja alles korrekt abgewickelt worden, und auch die Frage einer Vorteilsannahme stelle sich ja wohl ebenfalls nicht, gab Ludl zu verstehen. Wurm selbst, der auch Geschäftsführer der Neuen Heimat/Gewog ist, hatte mehrere Wohnungen in Gebäuden erworben, die von der Gewog errichtet wurden, unter anderem ein Penthouse im Jahr 2003. Wurm hat betont, stets zu Marktpreisen gekauft zu haben, jedoch schon eingestanden, dass die Optik "nicht sehr gut" sei.Auch für Ludl bewegt sich das Thema eher "auf der Ebene von Benimmregeln - im weiteren Sinne" und weniger auf der von Gesetzestexten. Und zu seinem eigenen Unternehmen sollte auch ein Generdirektor stehen dürfen. Bei börsennotierten Firmen werde es ja auch positiv gesehen, wenn ein Vorstandsmitglied oder der CEO Aktien des eigenen Unternehmens kaufe. Und auch den Mitarbeiter eines Autokonzerns schicke man ja nicht zur Konkurrenz, wenn er sich einen neuen Wagen anschaffen wolle.Die Eigentümer der gemeinnützigen Bauträger kämen ja in der Regel aus dem altruistischen Ecke, "daher gehe ich davon aus, dass sich die Unternehmen das selbst anschauen und dass die Schwachstellen, die sich gezeigt haben, geschlossen werden". Der GBV sollte sich zur Erarbeitung seiner Empfehlungen "auch jemand Externen mit Erfahrung und Reputation holen", dann liege es an den Mitgliedern, die Regeln - die es in vielen Häusern ohnedies in irgendeiner Form gebe - zeitgemäß zu machen.Der Verband der gemeinnützigen Bauvereinigungen will wie berichtet bis Herbst einen Leitfaden mit freiwilligen Empfehlungen ausarbeiten. Ein Verbot von Insidergeschäften - dass etwa Chefs von Bauvereinigungen Wohnungen an sich selbst verkaufen - dürfte aber nicht kommen."Es gibt vielschichtige Fragen, die wir zu behandeln haben. Daher will ich mich zu diesem Thema mit Verboten oder Verhinderungen nicht festlegen", hatte GBV-Vizeaufsichtsratschef Frank Schneider am Mittwoch im Radio erklärt. Die Regeln würden für die Mitglieder nicht verpflichtend sein. "Es können nur Empfehlungen sein. Viele Unternehmungen haben sowieso schon Compliance-Regeln", Käufe wie jene des Gewog-Chefs habe es in der letzten Zeit schon nicht gegeben, so Schneider. Dem GBV-Obmann haben die Verbandsgremien vorige Woche das Vertrauen ausgesprochen, dieser selbst fordert strengere Compliance-Regeln. (apa/pm)