Luftbefeuchtung : So wichtig ist die optimale Luftfeuchtigkeit in Büroräumen
13.000 Liter Luft atmet ein erwachsener Mensch durchschnittlich pro Tag ein. Lebensnotwendige Luft, die gesundheitsschädlich und im Zweifel sogar lebensbedrohlich sein kann. Gerade im Winter sind Grippeviren wortwörtlich in aller Munde und verbreiten sich wie ein Lauffeuer – besonders gerne in Büroräumen. In einem Artikel machte die Yale University vergangenes Jahr auf einen ganz entscheidenden Begünstigungsfaktor für Viren aufmerksam: Die Luftfeuchtigkeit. Ein Yale-Forscherteam rund um die Immunbiologin Akiko Iwasaki zeigte anhand von Versuchen mit Mäusen, dass die relative Luftfeuchte entscheidend für die Infektion mit einem Virus ist. Die Mäuse wurden dabei in zwei Kammern gesteckt, die zwar dieselbe Temperatur, aber unterschiedliche Luftfeuchtigkeit hatten. Danach wurden die Tiere in den Kammern einem Grippe-Virus ausgesetzt. Das Ergebnis des Experiments: Die Mäuse in den Kammern mit weniger Luftfeuchte infizierten sich wesentlich häufiger mit dem Grippe-Virus.
In Büroräumen herrschen gerade in der kalten Jahreszeit aufgrund der Heizung und fehlendem Lüften meist katastrophale Luftfeuchtebedingungen. Während eine optimale Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent liegt, fällt die relative Feuchte in einem Drittel der österreichischen Büros unter die 30 Prozent-Marke, während der Heizperiode ist sogar in jedem zweiten Büro die Luft zu trocken. „Problematisch wird es vor allem, wenn die relative Luftfeuchte unter 20 Prozent liegt. Dann haben die trockenen Schleimhäute keine Chance mehr, Viren abzuwehren“, erklärt Dominic Giesel, Marketingleiter beim Luftbefeuchtungsexperten Condair Systems. Die Aufgabe der Atemwege ist es, den Körper vor Gefahren zu schützen und Erreger abzutransportieren. Diese Selbstreinigungsfunktion hängt aber wesentlich von der Luftfeuchtigkeit ab, denn bei zu trockener Luft werden die Schleimhäute träge und können die Viren nicht mehr befördern. „Für eine funktionierende Selbstreinigung benötigen die Schleimhäute eine Mindestluftfeuchte von 40 Prozent, in Büros liegt der Wert aber nicht selten bei zehn bis 15 Prozent“, so Giesel. Teilt man sich den Raum dann mit einem hustenden Kollegen, kann man davon ausgehen, auch selber schnell infiziert zu werden.
Viren werden ohne Feuchtigkeit konserviert
Zu trockene Luft lähmt aber nicht nur die Schleimhäute, sie pökelt Viren zusätzlich und macht sie damit länger haltbar. „Die Viren werden vom Körper mit fast 100 Prozent Feuchtigkeit ausgeschieden. Kommen sie dann durch Husten oder Niesen mit der trockenen Raumluft in Verbindung, wird ihnen diese Feuchtigkeit entzogen und sie kristallisieren“, erklärt der Luftfeuchte-Experte. Wie ein gepökelter Fisch bleiben die Viren damit frisch und entfalten, sobald sie wieder auf eine feuchte Schleimhaut treffen, ihre volle Wirkung. „Die Viren sind damit eine tickende Zeitbombe“, warnt Giesel.
Was für die Mitarbeiter Schnupfen und Husten bedeutet, ist für den Arbeitgeber purer Verlust. „Man kann davon ausgehen, dass 25 Prozent der Atemwegserkrankungen durch optimale Luftfeuchte verhindert werden können“, erklärt Dominic Giesel. Laut Statistik Austria wurden 2018 4,627 Millionen Krankenstandfälle erfasst – um 32,1 Prozent mehr als noch vor zehn Jahren. Durchschnittlich 9,6 Kalendertage verbringt jeder berufstätige Österreicher im Jahr im Krankenstand. 9,6 Tage, die der Arbeitgeber trotzdem finanzieren muss und die mit einer guten Raumluftqualität zumindest reduziert werden können. Während eine ideale Luftfeuchtigkeit Krankenstände reduziert, erhöht sie gleichzeitig die Mitarbeiterzufriedenheit.
Optimale Luftfeuchtigkeit führt zu produktiveren Mitarbeitern
Wer Mitarbeiter behalten will, muss im wahrsten Sinne ein gutes Betriebsklima wahren. Durch ein angenehmes Raumklima steigt auch das Wohlbefinden der Mitarbeiter, was wiederum die Produktivität positiv beeinflusst – eine Win-Win-Situation. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels, ist es für Unternehmen von hohem Interesse, qualifiziertes Personal langfristig zu binden. „Neben Gehalt und sozialen Faktoren ist hier auch das Raumklima entscheidend“, so Giesel. Für den Arbeitgeber lohnt sich dabei nicht nur die steigende Produktivität, auch der Rückgang von Krankenständen, der mit feuchter Luft einhergeht, zahlt sich aus. Dennoch wird das Thema Luftfeuchtigkeit im Raum noch immer sehr stiefmütterlich behandelt, wie auch die Studie zur Luftfeuchtigkeit am Arbeitsplatz des Fraunhofer Instituts zeigt: „Insbesondere die Luftfeuchtigkeit ist jedoch in den letzten Jahren kaum umfassend in der Praxis untersucht worden. Dabei haben sich sowohl Büronutzung, Gebäudetechnik und Befeuchtungsmöglichkeiten als auch die Ansprüche an Büroflächen in den vergangenen Jahren verändert.“
Das Fraunhofer Institut beschäftigte sich bereits 2015 mit den Vorstellungen des perfekten Arbeitsplatzes und befragte 100 Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik darüber, wie sich Bürogebäude zukünftig verändern werden. Eine der Thesen beschäftigte sich dabei mit den Erwartungen an die Raumluftbedingungen zukünftiger Arbeitsplätze: „Das Wissen um den Einfluss des Raumklimas auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Büroarbeiter ist mittlerweile soweit akzeptiert, dass in nahezu jedem Büro ganzjährig ein optimales Raumklima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Luftwechsel) herrscht.“ Anhand dieser These prognostizierten die Experten ein wachsendes Interesse im Bereich Luftfeuchtigkeit: 71 Prozent der Experten sind der Meinung, dass spätestens 2030 diese These so gelebt wird. 47 Prozent glauben, dass sich diese These sogar schon 2025 erfüllt. Nur etwa ein Zehntel erwartet, dass diese Entwicklung nicht so eintreffen wird.
Wege der Luftbefeuchtung
Die Realität ist jedoch eine andere. Derzeit wird nur in 15 bis 20 Prozent der Bürogebäude die Luftbefeuchtung über die raumlufttechnischen Anlagen geregelt. Auf direkte Luftbefeuchtung setzen derzeit weniger als zehn Prozent, allerdings mit steigender Tendenz. Dabei macht die Fraunhofer-Studie deutlich, dass sich niedrige Luftfeuchtigkeit in der Büroumgebung negativ auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter auswirkt. Dominic Giesel empfiehlt Angestellten deshalb selbst tätig zu werden: „Erste Frühwarnsysteme für zu trockene Luft sind brennende Augen sowie ein Trockenheitsgefühl in Rachen und Nase. Die Mitarbeiter sollten dann die Haustechnik oder das Facility Management bitten, die Luftmessungen durchzuführen und die Raumluftanlagen entsprechend anzupassen.“ Damit die Luftfeuchtigkeit aber konstant auf mindestens 40 Prozent gehalten wird, empfiehlt sich die Installation entsprechender Anlagen.
Neben einer Befeuchtung durch die raumlufttechnischen Anlagen, bieten sich auch Düsensysteme an, die direkt im Raum installiert werden und regelmäßig einen Feuchtigkeitsnebel abgeben, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen. „Viele ältere Gebäude und auch einige Niedrigenergiehäuser haben keine Klimaanlage. Hier kann mit Direkt-Raumluftbefeuchtung nachgerüstet werden“, erklärt Dominic Giesel und weiter: „Das funktioniert, egal ob in der Industriehalle, bei der Produktion oder im Bürogebäude.“ Während eine raumlufttechnische Anlage meist das gesamte Gebäude klimatisiert, können mit Direkt-Raumluftbefeuchtung gezielt einzelne Räume befeuchtet werden.
Bei der Auswahl der richtigen Geräte weist Giesel auf zwei entscheidende Prüfkriterien hin: Das DGUV Test-Zeichen für optimierte Luftbefeuchtung und die VDI-Zertifizierung 6022 Blatt 6. Beide Prüfzeichen werden an Luftbefeuchtungstechnik mit einwandfreien Hygienekriterien vergeben und gelten sowohl in Österreich, als auch in Deutschland. „Bei der Hygiene von Luftbefeuchtungssystemen muss darauf geachtet werden, dass das verwendete Wasser keimfrei und speziell aufgearbeitet ist. Nur dann kann die Raumluftoptimal befeuchtet werden und für ein gesünderes Büroklima und damit weniger Krankenstände sorgen“, meint Giesel abschließend.
Weitere Möglichkeiten und Vorteile der Direkt-Raumluftbefeuchtung sowie Tipps für bessere Luftfeuchtigkeit in Büroräumen finden Sie auch im Whitepaper „Gutes Raumklima für gute Büroarbeit“ vom Deutschen Netzwerk Büro.