Energie-Debatte : Pessimistisch vor Klimagipfel in Kopenhagen

Zwei Monate vor der Weltklimakonferenz in Kopenhagen ist nach Auffassung von EU-Experten fraglich, welche Ergebnisse in der dänischen Hauptstadt überhaupt noch zu erzielen sind. Der Leiter des Klimawandel-Referats in der EU-Kommission, Artur Runge-Metzger, sagte in Brüssel, es werde deutlich, dass die Debatte in den Vereinigten Staaten nicht so rasch vorangehe wie noch vor der Sommerpause angenommen. Es bleibe die Frage offen, auf was sich US-Präsident Barack Obama in Kopenhagen noch verpflichten kann.

Hundert Seiten - wenig Zeit

Außerdem sei fraglich, welche Kompromisse in Kopenhagen überhaupt von den Verhandlern zustande gebracht werden könnten. Artur Runge-Metzger, der die Verhandlungen für die EU führt, gibt zu Bedenken: "Die Zeit ist knapp im Dezember." Dies sei anders als etwa bei den Beschlüssen der Klimakonferenz von Bali, die auch die USA mitgetragen haben. In Bali hätten die Verhandler um einen Halbsatz gefeilscht, nun gehe es um mehr als hundert Seiten, sagte der EU-Klimaexperte.

Exakte Grenzen, genaues Ziel

Für das geplante Weltklimaabkommen in Kopenhagen ist noch weitgehend unklar, welche Ziele exakt festgeschrieben werden. So sei offen, ob sich die Staaten auf eine angestrebte Oberschwelle für die weltweite Klimaerwärmung einigen. Die Europäische Union fordert eine Begrenzung der Erwärmung auf maximal zwei Grad Celsius. Offen ist auch, ob die Staaten festschreiben, wenn die Spitze des Emissionsausstoßes erreicht werden soll oder wie die Reduktionsziele für 2050 aussehen.

Kritik an "unzulänglichen" Mitteln

Die von der EU gemachten Finanzierungsvorschläge zur Bekämpfung des Klimawandels seien von der G77-Gruppe der Entwicklungsländer bei der jüngsten Klimakonferenz in Bangkok als "unzulänglich" kritisiert worden. Nach den Vorschlägen der EU-Kommission würde der Finanzierungsbedarf für die Entwicklungsländer jährlich 100 Milliarden Euro bis 2020 ausmachen. Die G77-Gruppe verlange das zwei- bis dreifache, so Runge-Metzger. Der Experte betonte, er habe nichts anderes von der jüngsten Klimakonferenz in Bangkok erwartet. Derzeit würde jeder auf seiner Position beharren. "Bangkok ist noch weit weg von Kopenhagen."

Unzureichende Anpeilung

Trotz vereinzelter Zusagen von Staaten blieben die bisher angepeilten Emissionsreduktionen unzureichend, erklärte der EU-Kommissionsexperte. Die EU sei zu einer Reduktion ihres CO2-Ausstoßes um 30 Prozent gegenüber 1990 zwar bereit. Aber das nur, wenn die anderen Industriestaaten vergleichbare Zusagen machen würden und auch die fortgeschrittenen Entwicklungsländern "einen großen Beitrag" leisteten.

Die jüngsten Zusagen sind ein ambitioniertes Ergebnis in Kopenhagen. Japan spricht von minus 25 Prozent, Norwegen von minus 40 Prozent. Geknüpft ist dies allerdings an entsprechende Verpflichtungen seitens der USA und an Beiträge der Entwicklungs- und Schwellenländer. (APA/red)