Haselsteiner will verkaufen : Milliardengebot für conwert ist da - Aktionäre skeptisch

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Die Deutsche Wohnen AG hat am Mittwoch das offizielle Übernahmeangebot für die österreichische Wohnimmo-Firma conwert und die zu über 95 Prozent der conwert gehörende Eco Business Immobilien vorgelegt. Offeriert werden wie schon bekannt 11,50 Euro je conwert- und 6,35 Euro je Eco-Aktie. Für die Übernahme des österreichischen Immobilienhändlers muss Deutsche Wohnen tief in die Tasche greifen. Nach Angaben des Finanzvorstands Andreas Segal beträgt das Investitionsvolumen 1,2 Mrd. Euro. Nach dem Deal will das Unternehmen sich das Geld wieder von den Aktionären zurückholen: Bis Ende 2015 ist eine Kapitalerhöhung geplant. In welcher Höhe, hänge auch vom Verlauf des conwert-Deals ab, sagte Segal.Deutsche Wohnen: "Keinen Cent mehr""Wir bieten 11,50 Euro je Aktie und keinen Cent mehr", behauptet Deutsche-Wohnen-Vorstand Segal im Gespräch mit der APA. "Wir halten das für einen sehr fairen Preis."Eine Erhöhung des Offerts "ist definitiv ausgeschlossen", so Segal. Es habe im Vorfeld der Angebotslegung "eine ganze Menge Geräusche" gegeben, was "sehr ungesund" sei. 11,50 Euro je Anteilsschein seien angesichts der Entwicklung der conwert in den vergangenen fünf Jahren - Stichwort: Managementwechsel - nicht zu wenig. Vor dem Deutsche-Wohnen-Angebot sei der empfohlene Kurs bei knapp 10 Euro gelegen. "Kein Analyst hat vorher den Kauf empfohlen, man hat nur auf Verkauf oder Halten gesetzt", so Segal.Haselsteiner hat dem Deal schon zugesagtDie Deutsche Wohnen muss bei der conwert mindestens eine Schwelle von 50 Prozent plus 1 Aktie erreichen, sonst platzt der 1,2 Mrd. Euro schwere Deal. Im Moment sieht es gut aus für den Kaufwilligen. Vor allem dank Hans Peter Haselsteiner haben die Deutschen bereits Zusagen von conwert-Aktionären für einen Anteil von mehr als 30 Prozent an der conwert. Der Baulöwe will knapp 19 seiner 24 Prozent abgeben. Haselsteiner könnte in der Folge auch noch seine restlichen fünf Prozent verkaufen - außer, die Deutsche Wohnen schafft eine 95-Prozent-Mehrheit. Für diesen Fall wurde - aus steuerlichen Gründen - vereinbart, dass Haselsteiner die 5 Prozent behält. Auch die deutsche Ehlerding-Familie will ihre rund sechs Prozent weiterreichen. Die Details zum Angebot an Aktionäre Allein das Angebot für conwert beläuft sich auf 977 Mio. Euro, hieß es bereits Anfang März. Die Annahmefrist für das Bar-Offert für conwert läuft nach Angaben von Mittwoch bis 15. April um 17 Uhr MESZ, die Angebotshöhe entspricht einer Prämie von rund 21,4 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen volumengewichteten Börsenkurs der vergangenen sechs Monate vor Bekanntgabe des Übernahmeofferts. Bei Eco läuft das Offert bis 24. April 17 Uhr MESZ, der Kursaufschlag hier beträgt 27,42 Prozent. Eine Erhöhung der Angebote schließt die Deutsche Wohnen aus.Deutsche Wohnen voll des Lobes über ihre OfferteDeutsche-Wohnen-CEO Michael Zahn erklärte am Mittwoch, man sei überzeugt, dass das Angebot eine attraktive Chance für alle conwert-Aktionäre darstelle: "Conwert braucht einen strategischen Neuanfang mit einem starken Partner an seiner Seite. Deutsche Wohnen ist hierzu hervorragend positioniert". Der "attraktive Preis" reflektiere den inneren Wert des Unternehmens, "aber auch Restrukturierungsrisiken sowie die Aufwendungen zur Umsetzung der Transaktion und Optimierung des Portfolios angemessen".

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Für Aktionäre der conwert bestehe "überhaupt keine Eile", sofort über das Angebot entscheiden zu müssen, meint dagegen Kleinaktionärsvertreter Wilhelm Rasinger. "Das Angebot läuft noch ein Monat. Es gehört einfach zum Ritual dazu, dass man nicht vorweg die Brieftasche aufmacht, sondern schaut, wie man mit dem Angebot ankommt."Rasinger weiter: Wenn man den conwert-Aktienkurs in der Vergangenheit betrachte, scheinen die 11,50 Euro je Aktie, die die Deutschen bieten, attraktiv. "Aber wenn man die Entwicklung der letzten Wochen nimmt und die Erwartungshaltungen, relativiert sich das." Zumal auch die Hoffnung gehegt werde, dass "endlich ein gutes Management kommt und bei der conwert die Potenziale hebt, die in ihr vermutet werden"."Der Preis ist viel zu niedrig"Diese Hoffnung hat auch conwert-Aktionär Alexander Proschofsky. Für ihn wäre die Deutsche Wohnen "der richtige Käufer", jedoch sei der Preis viel zu niedrig. Er, Proschofsky, kritisiere seit zwei Jahren, dass bei der conwert "keine befähigten Menschen am Werk sind, die je irgendwas mit Immobilien gemacht haben". Wenn hingegen qualifizierte Leute das Ruder übernähmen, "bleibe ich gerne Aktionär. Proschofsky hielt zuletzt über seine Cube Invest rund 1,5 Prozent an der conwert. Mit seinem Versuch, in den Verwaltungsrat des Immobilienkonzerns einzuziehen, war Proschofsky 2014 gescheitert.Sprecher: Um den Preis wird es keinen Deal gebenUm 11,50 Euro je Aktie werden die Deutschen die conwert aber nicht bekommen, ist Proschofsky überzeugt. Man werde sich zwischen Buchwert (12,50 Euro) und NAV (15,34 Euro) einfinden müssen. Dass die Deutsche Wohnen am Mittwoch betonte, das Anbot nicht nachbessern zu wollen, sei irrelevant, denn das Übernahmegesetz erlaube sehr wohl eine Erhöhung des Offerts - mit Zustimmung der Übernahmekommission.Sehr seltsame Bedingungen wegen Anklagen zu StraftatenWas Proschofsky am vorliegenden Angebot amüsiert: Als aufschiebende Bedingung haben die Deutschen explizit festgeschrieben, dass bis spätestens vier Börsentage vor Ablauf der Annahmefrist keine "Verurteilung oder Anklageerhebung wegen einer Straftat" eines conwert-Managers bekanntwerden darf. Sollte dem so sein, wollen die Deutschen ihr Angebot zurückziehen. Als Straftaten werden Bestechungsdelikte, Korruption, Untreue, Kartellverstöße, Geldwäsche oder Verstöße gegen das Börsegesetz genannt. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagte Proschofsky zur APA. (apa/pm)