Hausbau : Kommt das Tiny House bald ganz groß raus?
Aktive Mitgliedschaft erforderlich
Das WEKA PRIME Digital-Jahresabo gewährt Ihnen exklusive Vorteile. Jetzt WEKA PRIME Mitglied werden!
Sie haben bereits eine PRIME Mitgliedschaft?
Bitte melden Sie sich hier an.
Sie werden Tiny Houses genannt oder Small Houses, Mikrohäuser oder Minihäuser. Manche Menschen denken dabei an eine Form von Wohnwagen oder mobilem Eigenheim, andere an Mikrowohnungen mit einem einzigen Zimmer in einem Wohnhaus.
Tatsächlich muss das Tiny House – einigen wir uns auf diese Bezeichnung – keine Räder haben, sondern ist ein echtes Haus, alleinstehend und auf offiziellem Baugrund. Und es wird immer beliebter, bei Nutzern wie bei Architekten – das eine wohl begünstigt durch das andere.
Wie ein Tiny House definiert wird, hängt allerdings vom Land ab. Baugrund war schon einmal ein gutes Stichwort – denn den braucht man in unseren Breiten zur Errichtung auf jeden Fall, zusammen mit allen Genehmigungen.
Mit oder ohne Räder
In den USA verhält es sich lockerer und hier wird als Tiny House tatsächlich auch oft einfach der Wohnwagen gemeint, der als Hauptadresse gilt. Laut dem US-Handelsministerium leben etwa 20 Millionen Menschen – das sind sechs Prozent der Bevölkerung – in den sogenannten Trailer Parks.
Gemütlichkeit ist eher selten der Grund für diesen Umstand – eher Geldmangel und Wohnungsnot. So existieren in den Staaten zwei auseinanderdriftende Extreme. Einerseits stieg die Wohnfläche von Einfamilienhäusern über die letzten Jahrzehnte kontinuierlich an. War ein Haus 1978 noch durchschnittlich 165 Quadratmeter groß, waren es 2009 schon 226 Quadratmeter.
https://youtu.be/F5SL-X2PbFA
Auf der anderen Seite erfuhr das Small House Movement seit der Wirtschaftskrise in den Nullerjahren wieder sehr viel Aufmerksamkeit. Genaue Zahlen für den Anstieg in Tiny Houses zu nennen, ist schwer, da keine exakte Definition über die genaue Größe herrscht und es viele Bezeichnungen gibt.
Entdecken Sie jetzt
-
Lesen
- Vollständigkeitsgarantien – bis an die Grenze der Zulässigkeit 13.11.2024
- Klimafit mit Zement und Beton 13.11.2024
- Die besten Bau-Lieferanten Österreichs 12.11.2024
-
Videos
- SOLID Bau-TV | 11.07.2024 11.07.2024
- SOLID Bau-TV | 27.06.2024 27.06.2024
- SOLID Bau-TV | 06.06.2024 06.06.2024
-
Podcasts
- Bauen up to date #13 - 04.03.2024 04.03.2024
- Bauen up to date #12 - 13.9.2023 12.09.2023
- Bauen up to date #11 - 23.04.2023 23.04.2023
Haus mit Zeitverschiebung
Anbieter von kleinen Modulhäusern gibt es auch in Europa und auch Designer und Architekten sind auf den Zug aufgesprungen. Hier geht es meist aber nicht um Verlegenheitsunterkünfte – Baugrund kostet schließlich nicht zu knapp –, sondern oft um Anbauten zu bereits existierenden Häusern oder Ferienunterkünfte.
Trotzdem – auch als tatsächlicher Hauptwohnsitz könnte das Tiny House von beispielsweise 40 Quadratmetern noch eine relevante Zukunft vor sich haben.
Trends aus den USA finden mit einiger Zeitverschiebung oft den Weg nach Europa und gleichzeitig sind hier die Baukosten sehr viel höher. Laut Zahlen der OECD kostet ein Hausbau in Amerika pro Quadratmeter um 25 Prozent weniger als etwa in Dänemark. In den USA werden auch nur 18 Prozent des Privatvermögens für das Eigenheim ausgegeben. Noch weniger ist es im OECD-Vergleich nur in Norwegen und Korea. Österreich liegt hier mit 21 Prozent ziemlich im Mittelfeld. In Deutschland sind es 20 Prozent des Vermögens, in Großbritannien 23 Prozent. Wenn also schon Amerikaner vermehrt die Nase voll haben von hohen Baukosten und sich lieber dem Minimalismus zuwenden – wie lange wird es noch in Westeuropa dauern?
https://youtu.be/GF0EhdxZOYY
Anderswo könnte Platz Hauptgrund für ein kleineres Zuhause sein. Etwa in Japan, wo ein Mensch im Durchschnitt 1,9 Räume zur Verfügung hat, während es in den USA 2,4 Räume sind – von der Durchschnittsgröße der Räume natürlich gar nicht zu reden.
In Kanada sind es sogar 2,5 Zimmer, die im Schnitt einem Menschen zur Verfügung stehen. Doch auch hier frisst der Hausbau mehr vom Privatvermögen als im großen Nachbarland. Das kanadische Architekturstudio Altius Architects hat mit seinem Produkt Mini Homes schon viel Aufmerksamkeit erreicht. Sogar der bekannte Umweltaktivist David Suzuki hat das Studio für seine umweltfreundlichen Häuschen anerkannt. Altius Architecture konzentrieren sich auf ein Standard-Modul, das nach Kundenwunsch ausstaffiert, in der Fabrik gebaut und dann geliefert wird. Die Wohnfläche startet bei 40 Quadratmetern, der Durchschnittspreis liegt bei 175.000 Dollar – Lieferkosten nicht einberechnet.
Container-Leben
In Österreich gibt es Anbieter wie Commod Haus, McCube oder Microloft, die alle unterschiedliche Ansätze verfolgen. Mit dem Produkt McIron setzt McCube aus Niederösterreich wie viele Designer auf der ganzen Welt auf alte Schiffscontainer als Basis. Der umgebaute Kasten kommt auf 23,5 Quadratmeter Wohnfläche, wird für bis zu zwei Personen empfohlen und ist auch transportfähig – natürlich auch per Schiff. Auf Küche und Bad muss dabei nicht verzichtet werden.
https://youtu.be/OBI9qG5fZQU
Hinter der Container-Wahl stand natürlich auch der Recycling- beziehungsweise Upcycling-Gedanke, erklärt Oliver Pesendorfer, Gründer von McCube. Das Fertighausunternehmen setzt auch neben McIron auf kleine Wohnflächen, smarte Raumplanung und die Möglichkeit der Hausmitnahme – nur eben nicht in Containerform. „Die Akzeptanz, in Metall zu wohnen, ist natürlich nicht so groß wie bei Holz“, sagt Pesendorfer. „Aber würden wir jetzt etwa mit Sandwichplatten bauen, wäre das ökologisch überhaupt nicht, was wir wollen.“
Ob das Tiny House eine Lösung für den Wohnungsmangel in Großstädten ist, bleibt fraglich. Schließlich braucht es immer noch Platz, das Haus irgendwo hinzustellen. „Im Moment ist das Konzept in Österreich noch zu wenig bekannt und angenommen. Unsere Kunden sind eher an der Vermietung interessiert, zum Beispiel als Arbeiterunterkünfte. Und viele glauben, bei einem Tiny House ist die Rede von 60 Quadratmetern – das ist natürlich zu groß“, so Pesendorfer. Aber dass die Idee immer mehr im Kommen ist – davon ist er überzeugt.
Folgen Sie der Autorin auch auf Twitter!
Holen Sie sich jeden Morgen das Neueste aus der Branche – im Solid Morning Briefing!