Globale Märkte : Japanische Baumaschinenbranche ist optimistisch

Die japanische Baumaschinenbranche hat ein gutes Jahr 2011 hinter sich. Wie die Japan Construction Machinery Manufacturers Association (CEMA) meldet, verkauften die heimischen Hersteller von Jänner bis Dezember 2011 Maschinen, Teile und Zubehör im Wert von schätzungsweise etwas über 2,23 Bill. Yen (20,1 Mrd. Euro; 1 Euro = rund 111 Yen). Gegenüber dem Vorjahr war dies ein Anstieg um 20,8%.

In Japan selbst setzten die Unternehmen Maschinen sowie Teile und Zubehör für 597,0 Mrd. Yen (+17,8%) um. Mit Maschinen wurden 502,3 Mrd. Yen und damit 20,7 % mehr als im Jahr zuvor erwirtschaftet. Hydraulikbagger waren mit 168,1 Mrd. Yen (+24,8 %) das größte Produktsegment. Teile und Zubehör kamen auf einen Umsatz von 94,8 Mrd. Yen (+4,4 %).

Grund für das gute Inlandsgeschäft war in erster Linie, dass der Wiederaufbau nach der Dreifachkatastrophe aus Erdbeben, Tsunami und Atomunfall, die am 11. 3. 2011 den Nordosten Japans heimsuchte, den Baumaschinenbedarf stark anregte. Gerade Hydraulikbagger waren sehr gefragt. Ihr Umsatz stieg im 2. Halbjahr 2011 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um etwa die Hälfte auf 117,3 Mrd. Yen.

Vermutlich hat sich auch die allgemeine Belebung der Baukonjunktur auf die Maschinennachfrage ausgewirkt. Nach Schätzungen des regierungsnahen Research Institute for Construction and Economy (RICE) ist im Fiskaljahr 2011 (1. 4. bis 31. 3.) zum Beispiel mit dem Bau von fast 842.000 Häusern und Wohnungen begonnen worden; das waren 2,8 % mehr als im Vorjahr. Insgesamt stiegen die inländischen Hoch- und Tiefbauinvestitionen um 5,5% auf 41,45 Bill. Yen. In fünf Jahren war das zum ersten Mal wieder ein Plus.

Die Ausfuhrerlöse erreichten im Kalenderjahr 2011 eine Höhe von rund 1,64 Bill. Yen. Dies waren 21,9 % mehr als 2010. Auf das Fiskaljahr gerechnet, stiegen die Exporte 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 15 % auf schätzungsweise 1,49 Bill. Yen. Abnehmer japanischer Baumaschinen sind neben den USA und Europa vor allem die VR China und andere asiatische Schwellenländer. Hier wird die Nachfrage unter anderem durch große Infrastrukturprojekte getrieben.

Besonders im 2. Halbjahr 2011 hat sich offenbar die Exportnachfrage abgeschwächt. Die CEMA gibt den Ausfuhrwert mit 783,9 Mrd. Yen an. Dies waren zwar 13 % mehr als in der zweiten Jahreshälfte 2010, doch deutlich weniger als das Plus der ersten sechs Monate 2011 (+17 %). Gründe für diese Entwicklung waren unter anderem die starke Verteuerung des Yen sowie die Kreditverknappungsmaßnahmen der chinesischen Regierung, unter denen besonders die Nachfrage nach japanischen Hydraulikbaggern litt.Für das neue Fiskaljahr 2012 ist der Branchenverband insgesamt optimistisch. Die CEMA prognostiziert, dass die in- und ausländische Nachfrage nach Baumaschinen insgesamt um 10 % auf knapp 2,24 Bill. Yen wächst. Der heimische Bedarf (605,8 Mrd. Yen, +11,3 %) wird vor allem von den Wiederaufbaumaßnahmen gestützt. Im Hinblick auf die Exporte (1,63 Bill. Yen, +9,5 %) erwartet der Verband Impulse aus der Nachfrage von Schwellenländern und ressourcenreichen Staaten sowie von der sich erholenden Konjunktur in den USA und Europa.

Obwohl sich die Konjunktur in China abkühlt, wird das Reich der Mitte für Japans Baumaschinenbranche weiterhin der wichtigste überseeische Markt bleiben. Allerdings sorgen die Unternehmen vor, sollte die Abschwächung in China länger und stärker ausfallen. Vor allem die rohstoffreichen Länder sind in den vergangenen Jahren für die großen Baumaschinenproduzenten zu wichtigen Kunden geworden. Gerade im Bergbau sehen Firmen wie Komatsu und Hitachi Construction Machinery viele Chancen. Komatsu beispielsweise wird bis 2015 mehr als 150 unbemannte Muldenkipper an den britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto liefern. Sie sollen in einer Eisenerzmine in der westaustralischen Pilbara-Region eingesetzt werden. Der Auftrag hat ein Volumen von über 60 Mrd. Yen.

Ein anderer Diversifizierungsschritt ist, sich mehr auf das Ersatzteilgeschäft zu konzentrieren. Nach einem Bericht der Wirtschaftszeitung "Nikkei" hat Hitachi Construction im Fiskaljahr 2011 mit Komponenten und Teilen schätzungsweise 166 Mrd. Yen umgesetzt. Bis zum Fiskaljahr 2013 sollen es 240 Mrd. Yen werden. Hiervon sollen 60 % auf Teile für Bergbaumaschinen und 40 % auf Komponenten für Baumaschinen entfallen. Bislang liegt das Verhältnis bei 50 zu 50 %.

Die Anfang Februar 2012 gemeldete Übernahme des deutschen Betonpumpenherstellers Putzmeister durch die chinesische Firma Sany hat in der japanischen Presse unmittelbar nur für vergleichsweise wenige Schlagzeilen gesorgt. Ein Grund hierfür ist wahrscheinlich, dass Sany vielen Japanern vollkommen unbekannt ist.

Die japanischen Baumaschinenproduzenten jedoch sehen in Sany einen ihrer größten Konkurrenten. Komatsu verlor 2011 seine Marktführerschaft in China bei Hydraulikbaggern an Sany. Der "Nikkei" zufolge waren ein sehr aggressives Marketing und günstige Zahlungsbedingungen ein Hauptgrund hierfür. Demgegenüber hätten Komatsu und auch Hitachi Construction ihre China-Preise um durchschnittlich 1 bis 2% erhöht. Auch in Japan will Sany seine Präsenz in Zukunft verstärken. Der Schwerpunkt liege auf Betonpumpen und Hafenausrüstungen, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Sany-Holding, Tang Xiuguo, in einem Mitte Januar 2012 veröffentlichten Interview mit der japanischen Zeitschrift "Nikkei BP".