SOLID: Herr Rhomberg, haben Sie schon einen Traktorführerschein?Hubert Rhomberg: Sie spielen auf meine viereinhalb Hektar Pacht im Kloster Gwiggen anSie haben sich dort eine kleine Landwirtschaft gepachtet, heißt es. Das ist keine große Sache. Mir geht es vor allem um die Erhaltung alter Obst- und Getreidesorten. Die Züchtungen von Leistungs- und Hybridsorten verdrängen jahrhundertalte Gattungen jeder Art. In Gwiggen schauen wir, dass für die Zukunft noch was übrig bleibt. Aber das ist eine rein private Initiative.Woher kommt Ihr Einsatz für Themen wie Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz?
Rhomberg: Ich habe eine andere Vorstellung von der Welt. Die früheren Kategorisierungen in schwarz-weiß, links-rechts, Arbeitgeber-Arbeitnehmer, oben und unten, das gibt es doch gar nicht mehr. Die Interessen ziehen sich quer durch die Gesellschaft. Der Erhalt der Umwelt muss den Generaldirektor genauso interessieren wie seinen Portier. Das mündet in Interessenlagen, die sich von den früheren sozialen Mustern völlig unterscheiden.Glauben Sie an Veränderung?Rhomberg: Sonst würde ich mich nicht exponieren. Ich bin zutiefst überzeugt, dass jeder Einzelne etwas für die gesicherte Zukunft seiner Umwelt tun kann. Man muss aber aufstehen. Nur jammern und die Fehler der anderen kritisieren, das wird nicht reichen.Was bedeutet Nachhaltigkeit für einen Vorarlberger Bauunternehmer?Rhomberg: Ich sehe den Begriff der Nachhaltigkeit sehr kritisch, auch wenn ich die Ziele seit 12 Jahren mit Nachdruck verfolge. Aber der Ausdruck wurde sehr inflationär verwendet. Ein Terminus wie nachhaltiges Investementbanking meint einfach was anderes als das, was ich unter Nachhaltigkeit verstehe. Da ist eine ganze Nachhaltigkeitsindustrie entstanden, in der sich Berater, Verlage und was weiß ich was engagieren. Die Ziele gehen in Richtung Eigenversorgung dieser Industrie und lassen die eigentlichen Intentionen in den Hintergrund rücken. Und das geht mir gründlich auf die Nerven.Werden Sie als Spinner angesehen?Rhomberg: Immer seltener. Es ist meist eine Generationenfrage. Ich bin Jahrgang 67. Alles, was jünger ist, und viele ältere setzen sich mit der Zukunft unserer Welt auf die eine oder andere Weise auseinander. Nur die wenigsten glauben, dass alles so bleiben kann wie es ist.Was sind die dringendsten Probleme eines Vorarlberger Unternehmers?Rhomberg: Der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften nimmt massiv zu. Wir holen heute schon jede qualifizierte Fachkraft von der Straße. Die heutige Generation will wissen, ob das Arbeitsumfeld okay ist oder ob der Chef mit der sprichwörtlichen Peitsche durch die Büros geht. Früher hieß es, dass man froh sein solle, überhaupt einen Job zu haben. Das ist vorbei. Das Bild kippt.Die Arbeitslosenzahlen beschreiben eine andere Realität…Rhomberg: Weil wir ein Qualifizierungsproblem haben. Der Zusammenhang zwischen Ausbildung und Job ist evident. Und da rede ich nicht nur von einem AMS-Kurs.Ihr Rückschluss?Rhomberg: Ein Unternehmen, das nachhaltig wirtschaftet, wird für einen Arbeitnehmer immer attraktiv sein. Und das schlägt sich nicht nur auf dem Gehaltszettel nieder. Nachhaltigkeit bedeutet, das Überleben des Unternehmens langfristig zu sichern.Herr Rhomberg, sind Sie ein Gutmensch?Rhomberg: Ich bin Unternehmer und kein Träumer. Und ich bin extremer Anhänger der Marktwirtschaft, solange die Regeln und Kosten für alle gleich sind. Ich will eine bessere Welt hinterlassen. Und wenn ich das mit dem Unternehmensziel verbinden kann, den Bestand der Firma langfristig zu sichern, dann bin ich wohl auch ein bisschen ein Gutmensch.