Baustoffe : HeidelbergCement will den Gürtel enger schnallen
Der scheidende HeidelbergCement-Vorstandschef Bernd Scheifele rechnet in seinen letzten Monaten an der Spitze des deutschen Baustoffkonzerns mit konjunkturellem Gegenwind. "Wir sehen in unserem Geschäft weltweit, dass sich die Weltkonjunktur schon ziemlich synchron abschwächt", sagte der Manager am Donnerstag in einer Telefonkonferenz.
Scheifele übergibt im Februar nach dann 15 Jahren das Ruder an seinen bisherigen Stellvertreter Dominik von Achten. Im Oktober habe der Konzern keine Belebung gesehen. "Insgesamt gehen wir auch im vierten Quartal von einer eher verhaltenen Absatzentwicklung aus." Zu den schwächelnden Märkten gehörten Deutschland, Frankreich oder das mit dem Brexit ringende Großbritannien.
Im dritten Quartal stagnierte der Umsatz auf vergleichbarer Basis bei 5,06 Mrd. Euro. Die Absatzflaute vor allem bei Zement konterte HeidelbergCement mit Preiserhöhungen. Dazu kamen Einsparungen, sodass das bereinigte Betriebsergebnis von Juli bis September um zwölf Prozent auf 1,18 Mrd. Euro stieg. Weltweit baue der Konzern in Ländern wie etwa Australien rund 350 bis 500 Stellen in der Verwaltung ab. Am Heidelberger Hauptsitz sei der Personalbestand unter dem Strich aber stabil bei knapp 1.300 Vollzeitstellen. Sein Ziel, bis 2020 weltweit 100 Mio. Euro an Vertriebs- und Verwaltungskosten einzusparen, hat der Konzern über ein Jahr früher als geplant erreicht und will nun bis Ende 2020 weitere 30 Mio. Euro einsparen.
Für das Gesamtjahr bekräftigte der Anbieter von Zement, Sand, Kies und Beton seine Prognosen. Scheifele geht weiter davon aus, den Umsatz, den bereinigten operativen Gewinn und den Jahresüberschuss vor Einmaleffekten moderat - das heißt um drei bis neun Prozent - zu steigern. Der weltgrößte Zementhersteller LafargeHolcim hatte jüngst gute Geschäfte für das abgelaufene Quartal vermeldet und zeigte sich auch für das kommende Jahr optimistisch.
Beim Abbau seiner Schulden kommt das Heidelberger Unternehmen schneller voran als geplant. Das Nettoverschuldungsziel bis Jahresende passte Scheifele von bisher 7,7 auf 7,4 Mrd. Euro an. Das ursprünglich für Ende 2020 angepeilte Verschuldungsziel werde das Unternehmen schon im Verlauf des Jahres erreichen. Lampe-Analyst Marc Gabriel sprach von soliden Zahlen für das dritte Quartal, dennoch gab die Aktie fast drei Prozent nach.
Zum Klimapaket der deutschen Regierung äußerte sich Scheifele positiv. "Ob das der große Wurf ist, diese Einschätzung überlassen wir der Politik und der fachkundigen Wirtschaftspresse. Aber insgesamt unterstützen wir das." Es sei klar, dass im Bereich der Kohlendioxid(CO2)-Emissionen mehr gemacht werden müsse. Die Zementindustrie ist der Internationalen Energieagentur zufolge für sieben Prozent der weltweiten Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. HeidelbergCement bemühe sich die CO2-Emissionen zu reduzieren, sagte Scheifele. Der Konzern ersetze Kohle als Brennstoff durch Biomasse, fahre den Anteil an Zement und Klinker im Beton zurück und setze bei der Klinkerherstellung weniger Kalkstein ein.
HeidelbergCement hat sich zum Ziel gesetzt, bis spätestens 2050 den Kohlendioxid-Ausstoß bei der Beton-Produktion auf Null zu drücken. Damit reagiert der Konzern auch auf die steigenden Kosten für CO2-Zertifikate. (apa/red)
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