Von zwei Theorien zu einer Innovation, die tatsächlich schon Fuß gefasst hat. Das Münchener Gründerunternehmen Multicon hat sich auf verschiedene Betonarten spezialisiert, doch besondere Aufmerksamkeit erlangt gerade das Herstellungsverfahren, mit dem sogar Feinsand für Beton verwendet werden kann.
Die Aufmerksamkeit ist gerechtfertigt, ist das große Ressourcenproblem der Bauwelt schließlich Sand. Nur fünf Prozent der weltweiten Vorkommen sind für die Betonproduktion überhaupt verwendbar – und werden schneller abgeschöpft als sie sich natürlich erneuern können. Wird nun Wüstensand plötzlich zur Ressource, würde das zwei Probleme auf einmal lösen. Erstens müssten Länder im Mittleren Osten und Nordafrika nicht mehr von weit her brauchbaren Sand importieren; zweitens wäre natürlich das große Ressourcenproblem in der Betonherstellung weltweit fürs erste gelöst – zumindest, bis auch die Wüsten leer werden.
Doch tatsächlich geht es bei den für die Produktionen zu kleinen Sandkörnern nicht einzig und allein um Wüstensand. „Es gibt auch in unseren Breiten genug Feinsande“, erklärt Leopold Halser, Geschäftsführer von Multicon gegenüber Solid.
Was Multicon mit dem Feinsand genau macht, klingt in zwei kleinen Schritten erklärt auf einmal sehr einfach, obwohl natürlich viel Wissen und Arbeit dahintersteckt. Erst wird der feine Sand zu Bausand gemacht und dann dieser zu Beton – dabei kann Zement eingespart werden, was den Beton wiederum kostengünstiger und umweltverträglicher macht. Und wer hätte gedacht, dass die Antwort auf das Problem zu kleiner Sandkörner dann ganz einfach in noch kleineren Körnern liegt. Der Feinsand wird nämlich noch weiter zerkleinert, regelrecht pulverisiert.
Das Sandmehl wird dann zu Pellets granuliert, die als Zusatzstoffe in der Betonproduktion eingesetzt werden können. Für die Pellet-Granulierung hat Multicon seine eigene Technologie entwickelt, die das Unternehmen auch weltweit vertreibt. In Saudi-Arabien und Ägypten sollen kommendes Frühjahr die ersten beiden Anlagen in Betrieb genommen werden.
https://youtu.be/L9f8fdvYjko
Was dieses Verfahren für Auswirkungen haben kann, muss nicht geschätzt werden – die Zahlen sprechen für sich. Bis zu 40 Prozent Zement und bis zu 30 Prozent CO2 können so eingespart werden. Auch auf die Materialkosten würde sich die Technologie dann positiv auswirken.
Und was die Recyclingmöglichkeit des Feinsand-Betons betrifft – „die ist nicht zu 100 Prozent gegeben, sondern zu 1.000 Prozent“, so Halser.
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