Europa : Fachkräftemangel in Nachkrisenzeit besonders problematisch
Der Fachkräftemangel werde in der Zeit nach der Coronakrise wieder der limitierende Wachstumsfaktor in Deutschland werden. "Die Deutsche Wirtschaft könnte bis 2040 aufhören zu wachsen", sagte die Expertin Fritzi Köhler-Geib.
Die Coronakrise werde den Strukturwandel in vielen Branchen noch weiter vorantreiben - etwa bei der Digitalisierung vieler Berufsfelder oder bei mehr Klimabewusstsein. Zwei Drittel aller Berufe wiesen bereits jetzt Fachkräfteengpässe auf, viele offene Stellen seien länger als 160 Tage unbesetzt, weil die Unternehmen keine passenden Bewerber fänden, so das Ergebnis einer KfW-Studie zum Thema.
Die gegenwärtige Krise bedeute auch eine Gelegenheit, gewohnte Ansichten und Herangehensweisen zu hinterfragen, sagte Köhler-Geib. "Wir sehen, dass sich die Unternehmen notgedrungen neu erfinden." Jedes zweite Unternehmen habe seine Produktpalette oder sein Geschäftsmodell angepasst. In der Zeit vor Corona sei die Innovationsrate in Deutschland stark gefallen.
Ziel müsse es nun sein, das Potenzial an Fachkräften, vor allem in Mangelberufen wie etwa auf dem Bau, in Berufen der Digitalisierung oder in der Altenpflege voll auszunutzen. "Die Herausforderung ist groß, deshalb müssen wir alle Optionen in Betracht ziehen." Dazu gehöre es, etwa die Beteiligung von Frauen am Berufsleben weiter zu erhöhen. "Wenn sich die Lücke zwischen Männern und Frauen schließen würde, hätten wir zwei Millionen Arbeitskräfte mehr", sagte die Volkswirtin. Es müssten zudem weitere Arbeitskräfte aus dem Ausland angeworben werden. "Auch über das Renteneintrittsalter kann man nachdenken", sagte Köhler-Geib.