Corona Virus : „Die Bauarbeiten sind normal im Gang“

Heimo Scheuch Wienerberger 2017
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„Mir ist das wichtig, dass sie wissen, dass sie mich im Büro erreichen, dass in unseren Werken Vollbetrieb ist, dass wir ausliefern und dass auch vor meinem Fenster die Bauarbeiten normal im Gang sind,“ sagt Wienerberger-CEO Heimo Scheuch, als wir ihn am Mobiltelefon erreichen, um ihn nach seiner Einschätzung zur Corona-Lage zu fragen.

Vor einigen Tagen – in Zeiten wie diesen einer gefühlten Ewigkeit - war der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, der sich nicht mehr nur als Weltmarktführer für Ziegel, sondern als Komplettanbieter von Lösungen im Baubereich sieht, beim US-amerikanischen Sender CNBC zu Gast gewesen. Er sähe keine großen Probleme für Wienerberger durch Corona, sagte er da. Schließlich wären die Lieferketten sehr kurz und lokal.

Dieses Bild hat sich nicht verändert, sagt Scheuch heute, aber etwas anderes tritt in den Vordergrund: das generelle Aufrechterhalten der Arbeitsstimmung in unserem Land: „Es ist extrem wichtig, dass wir Vertrauen in die arbeitende Bevölkerung haben. Wir können uns nicht alle unter die Erde zurückziehen, das geht nicht.“ Würde man gerade in der Bauwirtschaft Maßnahmen setzen, die zu Stillständen führen, wäre das für das Vertrauen in der Gesamtwirtschaft eine Katastrophe.

„Gerade jetzt arbeiten“

Am selben Tag hat die Asfinag bekannt gegeben, alle nicht notwendigen Baustellen vorerst zu stoppen und der Chef der Baugewerkschaft, Josef Muchitsch, fordert einen sofortigen Baustellenstopp aufgrund der Gesundheitsgefährdung. Bei der Asfinag wäre das aufgrund der Eigentümerstruktur logisch, sagt Scheuch - und: „Aber wenn man logisch mitdenkt, dann sollten sie gerade jetzt arbeiten, weil weniger Verkehr ist.“

Und dann bricht der Wienerberger-CEO noch eine Lanze für „einen ganz pragmatischen Hausverstand. Man kann ja nicht ein ganzes Land kaputt machen.“

Kurzarbeit derzeit kein Thema

Wenn diese Situation überschaubar bleibt und nicht allzu lang andauert, könne das jeder durchstehen. „Aber wenn sich Unsicherheit breit macht und sie auf Monate ganze Industriezweige stilllegen, werden wir alle ein Problem bekommen, das so massiv ist, dass es gar niemand einzuschätzen wagt.“ Kurzarbeit ist im Konzern derzeit kein Thema und es läuft alles wie geplant. „Aber wenn das in zwei Monaten auch noch so ist, dann haben wir ein Problem. Man spielt da schon mit dem Feuer.“

Wienerberger produziert derzeit ganz normal an allen Standorten in Europa, darunter auch in italienischen Werken. Die unternehmensinternen Vorschriften dort seien weit schärfer als die staatlichen und „die Menschen wollen arbeiten! Wo sollen sie denn hin?“

Als Problem, um das es tatsächlich geht, sieht Scheuch die Angst davor, dass die Gesundheitsversorgung nicht ausreicht, weil man jahrzehntelang zu wenig investiert hat. Auch hier plädiert er für den Hausverstand, den man generell bei Krankheitswellen anzuwenden hat. „Wenn wir uns einfach ordentlich verhalten mit Hygiene und Abstand halten, funktioniert das auch. Die Risikogruppe muss man natürlich schützen – aber wir müssen schauen, dass die Wirtschaft aufrecht bleibt, sonst wird das Problem richtig groß.“ Die größte Gefahr sei also eine Panikmache. „Ich appelliere dringend an alle, die arbeitenden Menschen nicht an der Arbeit zu hindern! Wir müssen die Arbeitenden loben und sie nicht verunsichern. Das Vertrauen muss im System bleiben.“