Ausbau und Neubau : Was geschieht 2020 in Österreichs Infrastruktur?

Das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie ist seit kurzem neu besetzt. Praktisch gleichzeitig startete auch ein neues Jahr. Welche großen Infrastrukturprojekte werden Ministerin Leonore Gewessler von den Grünen mit ihrer neuen Aufgabe erwarten? Klar ist: 2020 wird in Österreich an mehreren Stellen im großen Stil ausgebaut und erneuert.

Raus aus der Stadt – die S 1 Wiener Außenring Schnellstraße

Die Asfinag hat den geplanten Baubeginn für die S 1 Wiener Außenring Schnellstraße von 2019 auf 2020 verlegt. Konkret geht es um die Strecke Schwechat bis Süßenbrunn, die zusammen mit dem Tunnel Lobau den Regionenring um Wien schließen soll. Die Gesamtkosten für den Bau liegen bei 1,9 Milliarden Euro.

Von den 19 Kilometern Gesamtlänge entfallen 8,2 Kilometer auf den Tunnel. Ursprünglich rechnete die Asfinag damit, den Abschnitt Groß Enzersdorf – Süßenbrunn bereits 2021 fertigstellen zu können – jetzt sollen erst 2024 die ersten Autos fahren können. Das wird Wien wahrscheinlich angenehm zu spüren bekommen, denn mit dem Neubau wird viel Verkehr von der hochfrequentierten Südosttangente und auch aus dem 22. Bezirk abgeleitet.

https://youtu.be/S9nvn_eivQg

Die nächsten fünf Jahre – das Zielnetz 2025+

Mit ihrem Gesamtkonzept „Zielnetz 2025+“ definieren die ÖBB, wie sie die Infrastruktur der Bahn in Österreich und damit auch einen Teil des europäischen Netzes erweitern wollen. Der Plan geht aber über die kommenden fünf Jahre hinaus und soll laut den ÖBB die umweltfreundliche Mobilität der nächsten 100 Jahre sichern.

Dafür muss manches erweitert, anderes modernisiert werden. Hier herrscht eine enge Zusammenarbeit mit dem BMVIT – nicht zuletzt, da das Zielnetz auf Basis der Verkehrsprognose 2025+ des Ministeriums entstand. Allein in Wien, Niederösterreich und im Burgenland wollen die ÖBB dieses Jahr rund 670 Millionen Euro in die Schieneninfrastruktur stecken. Der Fokus auf die Ostregion macht Sinn, denn zwei Drittel der 250 Millionen Bahnfahrer pro Jahr nutzen diese Verbindungen.

Ein wichtiger Teil des Zielnetzes ist aber auch der Ausbau der Strecke Wien – Bratislava. Die Stärkung der Weststrecke unter dem Namen „Twin City Rail“ bedeutet gleichzeitig eine Stärkung des Rhein-Donau-Korridors. Passagiere sollen davon profitieren, wenn die Fahrzeit von 66 auf 40 Minuten verkürzt wird, aber auch der Güterverkehr.

https://youtu.be/x9VTrmiSquk

Im vergangenen Oktober wurde die Überführung L5 bei Raasdorf freigegeben, aktuell wird am Abschnitt zwischen Wien-Stadlau und Marchegg gebaut. Der teilweise zweigleisige Abschnitt wird elektrifiziert und soll 2023 fertig sein. Kreuzungen werden durch Unterführungen und Brücken ersetzt. Während 2020 im Zeichen des Ausbaus auf dem niederösterreichischen Abschnitt steht, soll der Vollausbau der gesamten Strecke bis Bratislava ab 2030 möglich sein.

Alles für 250 km/h – der Koralmtunnel, Baulos 3

Im Auftrag der ÖBB ist die Porr seit 2013 mit dem Baulos 3 beim Koralmtunnel in St. Paul im Kärntner Lavanttal beschäftigt. Ein „Schlüsselobjekt entlang des Baltisch-Adriatischen Korridors“ nennt das Bauunternehmen den Tunnel – und kommenden Juli soll dieser Teil der Arbeit abgeschlossen werden.

Dafür muss nichts geringeres als die Koralpe durchgraben werden. Der Tunnel selbst wird 32,9 Kilometer lang und das auf zwei Tunnelröhren – eine Herausforderung, denn das Gebirgsmassiv hat Überlagerungen von bis zu 1.200 Metern.

Eine zusätzliche Herausforderung sind laut Porr die unterschiedlichen geologischen Verhältnisse im Massiv, was zum Einsatz unterschiedlicher Bauverfahren führt. Für das Baulos 3 wird eine Vortriebsanlage von 240 Metern Länge eingesetzt, die auf verschiedene Gesteinszusammensetzungen eingestellt werden kann.

Bis die gesamte Strecke freigegeben wird und Züge mit 250 km/h die beiden Röhren passieren, könnte es wohl noch bis 2023 dauern.

Das Mega-Projekt schlechthin – der Brenner Basistunnel

2020 ist auch für andere Grabungsarbeiten von großer Bedeutung – nämlich für den Brenner Basistunnel. Seit letzten Oktober der Tunnelkilometer 1.000 bei den Grabungen geschafft wurde, wird ein Meilenstein nach dem anderen erreicht. Aktuell sind vier Baustellen aktiv, zwei auf österreichischem und zwei auf italienischem Boden. Anfang November waren 70 Prozent der Bauarbeiten für das südliche Los abgeschlossen – hier sind die Baugesellschaft Salini Impregilo zusammen mit der Strabag, Konsortium Integra und Collini beauftragt.

Das Baulos H51 Pfons-Brenner – das größte und südlichste auf österreichischer Seite – ging vor knapp zwei Jahren an die Porr. Hier werden 52 Kilometer Tunnel gegraben, die Bauzeit beträgt sechs Jahre. Das Auftragsvolumen misst eine Milliarde Euro. Aktuell wird unter anderem am 37 Kilometer langen Haupttunnel gearbeitet. Während andere Tunnelabschnitte im Sprengvortrieb erstellt werden, kommen hier mehrere Bohrmaschinen zum Einsatz. Mit dieser Woche liegt der Vortrieb im Haupttunnel bei rund 1.400 Metern.

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