Interview mit Christian Motz : "Das macht den Markt kaputt"
SOLID: Herr Motz, Sie sind im September 2007 zu einem Zeitpunkt als wirtschaftlich die Welt im Tiefbau noch in Ordnung war in den Vorstand der Teerag-Asdag eingetreten. Jetzt verdunkeln sich die Wolken. Was hat sich an den Managentaufgaben seither geändert?
Motz: Da hat sich vieles geändert. In den letzten Jahren haben wir durch das Wachstum der Teerag Asdag im Porr-Konzern Schnittstellen in Bezug auf Porr Technobau und Teerag Asdag optimiert. Unsere Auslandsgeschäfte sind etwa alle an die Porr Technobau und Umwelt gegangen. Wir konzentrieren uns im Tiefbau auf Österreich. Jetzt müssen wir uns als Konzern an die Märkte anpassen, da sich der Markt ja nicht an unserer Unternehmensstruktur anpassen wird. Wir arbeiten neue Strategien aus, suchen nach Möglichkeiten Kosten einzusparen und ändern weiter strukturell und organisatorisch den Konzern.
Öffentliche Auftraggeber gehen gerade mit dem dicken Sparstift über Neubauprogramme. Welche Strategie haben Sie in der Schublade?
Motz: Wir rechnen damit, dass die Neubauvorhaben weiter zurückgehen und konzentrieren uns auf die Erhaltung und Sanierung von Straßen. Nach unseren letzten Informationen werden die öffentlichen Budgets der Gemeinden und der Länder weiter um 15 Prozent reduziert. Da erschöpft sich natürlich einmal das Potenzial in der Organisation zu sparen.
Das heißt konkret Sie werden Mitarbeiter kündigen?
Motz: Wenn es nicht mehr anders geht, müssen wir Personal abbauen. Massiv. Heuer haben wir in Kärnten, wo der Baubedarf extrem rückläufig war, bereits 40 Prozent der Mitarbeiter abgebaut. Bis jetzt ist das erst ein Bundesland. Wenn es den Gemeinden nicht bald wirtschaftlich besser geht, löst das eine Kettenreaktion aus.
Revoltieren da nicht die Betriebsräte und Gewerkschaften?
Motz: Wir handeln im Einvernehmen mit den Belegschaftsvertretern. Sie setzen sich für die Mitarbeiter ein und nehmen zugleich auf die finanziellen Bedürfnisse des Unternehmens bedacht. Wenn wir rechtzeitig die Mitarbeiterzahl dem Markt anpassen, sind die verbleibenden Arbeitsplätze dafür gesichert. Die Teerag-Asdag bleibt damit schlank und schlagfertig aufgestellt.
Was macht die Konkurrenz denn schlechter als Sie?
Motz: Wir kalkulieren realistisch und haben ein fundiertes Know-How. In den letzten Jahren glaubten viele Kleinunternehmer, sie könnten den Tiefbau nebenbei mitmachen. Ausgestattet mit einem Bagger, zwei Mitarbeitern und einem gekauften Rohr boten und bieten sie zu billigsten Preisen einen Kanalbau an. Dass am Ende des Auftrags die Rechnung für den Unternehmer nicht aufgeht, sieht er allerdings erst nachher. Daraus folgt, dass die Kommunen glauben, der niedrige und unwirtschaftliche Preis sei ein Dauerpreis. Solch ein massiver Preiskampf macht den Markt kaputt und schadet letztendlich allen.
Aber der große Mitbewerb kann doch sicher realistisch kalkulieren.
Motz: Die anderen Großunternehmen sind zum Teil unflexibel. Wir sind in kleinste Betriebseinheiten aufgeteilt und pflegen österreichweit den direkten Kontakt mit unseren Auftraggebern. Nochdazu setzen wir seit Jahren auf andere Nischen wie Tunnelabdichtung und Bodenmarkierung. Wir haben uns international in Abdichtung mit Kunststoffen bei Wasserbecken, Deponien und Dachabdichtungen, ein Geschäftsfeld aufgebaut, das uns auszeichnet und das weiter wachsen wird.
2014 wird die Teerag-Asdag hundert Jahre alt. Die Kosten könnten doch beim Vorstand optimiert werden. Sehen Sie sich mitfeiern?
Motz: (lacht) Sicherheit im Job gibt es nie. Aber die Teerag-Asdag-Gruppe hat mit einem dreiköpfigen Vorstand, der jährlich eine Milliarde Umsatz managt, einen extrem schlanken Vorstand. Also: Warum nicht.