Portrait : Das alles ist Hans Peter Haselsteiner
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Ob man will oder nicht – Hans Peter Haselsteiner ist schwer auszuweichen. Ob in der Bauwirtschaft, bei der Westbahn, dort einem Start-up und hier einem Privatunternehmen; ob in der Kunst und Kultur; ob als Förderer verschiedener Parteien oder sogar als Politiker selbst – Hans Peter Haselsteiner ist wirklich überall. Und dabei wissen die meisten von vielen seiner Karrierestationen und auch aktuellen Beteiligungen gar nichts.
Die Anfänge
Hans Peter Haselsteiner wird am 1. Februar 1944 in Wörgl in Tirol geboren. Die Mutter ist Lehrerin, der Vater Innenarchitekt aus Deutschland. Er promiviert 1970 von der Wirtschaftsuniversität Wien und arbeitet zunächst in der Steuerberatung. 1972 kommt er zum 1929 gegründeten Kärntner Bauunternehmen Isola und Lerchbaumer. Er heiratet die Tochter des Besitzers, Ulrike, und übernimmt 1974 nach dem Tod des Schwiegervaters die Firmenleitung.
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Aufstieg in der Baubranche
In den darauf folgenden Jahrzehnten wächst das ursprünglich mittelständische Unternehmen stetig. 1998 übernimmt HPH die Mehrheit am deutschen Bauunternehmen Strabag aus Köln. Was sich in den Anfängen etwas chaotisch liest, - die Ilbau wird die AG der Isola und Lerchbaumer, die Bau Holding wird die Holdinggesellschaft der Ilbau, die BIBAG als Mehrheitseigentümerin der Bau Holding übernimmt die Mehrheit der deutschen Strabag – wird im Jahr 2000 zu einer einheitlichen Bauholding Strabag Gruppe. Die übernimmt 2005 große Teile der Walter-Bau-Gruppe und firmiert sich 2006 in die heute bekannten Strabag SE um.
In der Politik
Daneben macht HPH kein Hehl daraus, welche politischen Parteien ihm gefallen. Er sitzt sogar selbst von 1994 bis 1998 als Abgeordneter des Liberalen Forums im Nationalrat. Beim letzten Präsidentschaftswahlkampf unterstützte er Alexander Van der Bellen offen und finanzkräftig, seit einiger Zeit profitieren hier die Neos. Für die sitzt er seit etwa sieben Jahren im Stiftungsrat des ORF. Laut Rechnungshof hat Haselsteiner den Pinken außerdem schon 1,7 Millionen Euro gespendet. 2008 war er zudem Berater für die SPÖ Kärnten.
Mit der FPÖ kann HPH hingegen gar nicht – und sie nicht mit ihm. Das ist spätestens seit dem Ibiza-Video ganz Österreich bekannt. Dazu Haselsteiner lakonisch: „Dass die mir nun ans Leder wollen, überrascht mich nicht.“
Natürlich kunstaffin
In der Welt der Kunst und Kultur bewegt sich HPH auch nicht unauffällig. 2014 rettete er bekanntermaßen die private Kunstsammlung Essl in Klosterneuburg, indem er einen Anteil von 60 Prozent übernahm. Die Werke sind derzeit für 27 Jahre als Leihgabe in der Albertina, später sollen sie im Wiener Künstlerhaus hängen – das Haselsteiner gerade um 40 Millionen Euro renovieren lässt.
Die Liebe zur Kunst wird auch bisweilen mit der zur Bauwirtschaft vermischt, hat doch der Industrielle in den Neunzigern in der Strabag ein eigenes Kunstforum mit Sammlung und Art Award gegründet.
Daneben ist er noch Hauptsponsor und Präsident der Tiroler Festspiele Erl. Höchstpersönlich steckte er 20 Millionen Euro in das 2012 eröffnete neue Festspielhaus, in dem er vergangenen Februar auch seinen 75. Geburtstag feierte.
Sozial leben
Vom Wohltäter Hans Peter Haselsteiner wissen viele nur die Hälfte. Er ist Stiftungsvorsitzender der Hilfsorganisation Concordia, war einer der wichtigsten Unterstützer der Flüchtlingshelferin Ute Bock und investiert privat in das Sozialprojekt Cape 10 in Wien-Favoriten. Hier entsteht bis 2021 auf 5.000 Quadratmetern ein Objekt mit gemischter Nutzung – unter anderem auch für obdachlose Frauen. Und auch das Wiener Obdachlosenheim Vinzirast wäre so ohne Haselsteiners Hilfe nicht entstanden.
Andere Geschäftszweige
Die Haselsteiner Familien-Privatstiftung ist mit 49,9 Prozent der größte Anteilseigner an der 2011 gegründeten Westbahn, dem größten Konkurrenten der ÖBB. 2009 übernahm HPH die Semper Constantia Privatbank und verkaufte sie an die Liechtensteinische Privatbank weiter. Er investiert tatkräftig in das Wiener Proptech-Startup BIMspot, eine Softwarelösung für BIM. Außerdem hält er mit seiner Privatstiftung 20,1 Prozent an Christian Kerns Energiegesellschaft Blue Minds. Von der Stiftung gehen übrigens 51 Prozent an kulturelle und soziale Zwecke.
Und wie verlief es mit der Strabag?
Die gab es für Haselsteiner neben all diesen Investitionen und Verantwortungen ja auch noch. Unter ihm wurde der Baukonzern zu einem der fünf größten Europas. 2018 lag die Bauleistung bei 16,3 Milliarden Euro (zwölf Prozent über dem Vorjahr) und der Umsatz bei 15,2 Milliarden Euro (13 Prozent über dem Vorjahr). Während Deutschland die Hälfte des Geschäfts ausmacht und Österreich nur 16 Prozent, kommen hier 40 Prozent aus öffentlicher Hand. Von den insgesamt 75.000 Beschäftigten entfallen 11.000 auf Österreich.
2010 ging sie zum zweiten Mal an die Wiener Börse. 26,4 Prozent der Anteile (Stand Anfang 2019) gehören der Haselsteiner-Familie. 2013 verließ HPH den Chefsessel nach vielen Jahren, doch er ist nach wie vor Generalbevollmächtigter beim Konzern.
Was bringt die Zukunft?
Um Hans Peter Haselsteiner muss man sich wohl keine Sorgen machen – er hat immer noch alle Hände voll zu tun. Vielleicht hat der vierfache Vater aber seit 2013 mehr Zeit für Weinverkostungen oder seine zwei Wohnsitze am Millstätter See und in Bozen.
Ansonsten heißt es Next Generation: Mit 1. Januar 2020 kommt sein Sohn Klemens Haselsteiner in den Vorstand der Strabag, der damit von fünf auf sechs Mitglieder aufgestockt wird. Hier wird der Industriellen-Spross für das Ressort „Digitalisierung, Unternehmensentwicklung und Innovation“ verantwortlich sein. Die Strabag kennt er aber schon lange von innen – 2011 kam er zum Konzern in Russland, seit 2015 ist er bei der Tochter Ed. Züblin in Stuttgart. Ob das Erbe ein schweres wird, wird sich noch weisen. Auf jeden Fall wird Klemens Haselsteiner dann mehr mediale Aufmerksamkeit zukommen als bislang.
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