Bürocheck : Zu Besuch bei Michael Walter
Auf der einen Seite die B7 samt Kreisverkehr, dem Lieblingsobjekt heimischer Verkehrsplanung. Auf der anderen Seite Weingärten, Fasane und Feldhasen. Und die nahe gelegene Autobahn nach Tschechien wird auch irgendwann fertig. Der Standort für die Österreichtochter des dänischen Velux-Konzerns ist gut gewählt – auch symbolisch. Setzt sich doch der Firmenname des Marktführers für Dachflächenfenster aus „Ventilation“ und „Lux“ zusammen. Licht gibt es hier im Süden von Wolkersdorf genug und Belüftung erst recht. Davon zeugen die Windkraftwerke am Horizont.„Licht und Luft sind auch für mich das Wichtigste, um mich bei der Arbeit wohl zu fühlen“, sagt Michael Walter, Geschäftsführer von Velux Österreich. Und damit sich möglichst viele eigene Produkte im Büro- und Schulungsgebäude unterbringen ließen, wurden Nord- und Südseite des Gebäudes als geneigte Dachflächen ausgeführt. Erst bei näherer Betrachtung fällt auf, dass das Haus nicht aus der Weinviertler Erde wächst, sondern auf Betonsäulen ruht.
Im Empfangsbereich wird man zunächst von einer Rauminstallation begrüßt. Im April wurden die Besucher von einem „Bambushain“ der japanischen Architektengruppe MoNo umweht. „Wir sind auch Förderer von ORTE, dem Architekturnetzwerk Niederösterreich“, erzählt Walter. „Und so präsentieren wir im Eingangsbereich verschiedene Ausstellungen und Installationen.“ Auch im Rest des Gebäudes gibt man der Kunst breiten Raum. „Wir haben uns Bilder von Künstlern mit Handicap in einer Caritas-Werkstätte ausgesucht. Das ist für uns auch ein sozialer Auftrag.“Produkte spürbar machen.Noch mehr als für die Kunst begeistert sich Walter für die technischen Stückerln, die das Interieur des Gebäudes spielt. Hier werden Dachfenster, Belichtungselemente, Sonnenkollektoren und Sonnenschutzsysteme nicht nur präsentiert, sondern auch deren fachgerechter Ein- und Ausbau vermittelt. Zielgruppe für Kurse und Präsentationen sind Architekten, Baumeister, Handwerker, Berufs- und HTL-Schüler sowie TU-Studenten. Die Handwerker können die Informationen in den Velux-Werkstätten selbst in die Tat umsetzen, bis zu drei Gruppen gleichzeitig. „Der Einbau ist das Wichtigste, damit das Produkt dicht ist und gut funktioniert“, erklärt Walter.Im Schauraum demonstriert der Hersteller, wie sich ein kalter Wintertag auf die Temperatur von Innenscheiben auswirkt – und dass die Wahl der besseren Isolierverglasung nicht nur rechnerisch, sondern auch fühlbar etwas bringt. Gleich daneben wird spürbar, wie sehr – oder wenig – sich Scheiben mit verschiedenen Sonnenschutzsystemen aufheizen. Dann lässt Walter eine schwere Metallkugel auf ein Fenster plumpsen. OK, die Dinger halten auch was aus. „Wir können hier auch die Wirkung von Schallschutzfenstern simulieren und einen BlowerDoor-Test durchzuführen“, ist Walter sichtlich begeistert.Wie wichtig ein Luftdichtheitstest ist, zeigte sich bei der Errichtung des Firmengebäudes. Erst nach dem dritten BlowerDoor-Test war wirklich alles dicht. Mit einer Energiekennzahl von 23 kWh/m2a kann sich das Gebäude auch in Sachen Energieeffizienz sehen lassen. Das Warmwasser wird solar produziert.Zwischendurch zurücklehnen.So richtig gemütlich wird es in Walters Chefbüro. Nicht nur, weil sich der kleine Besprechungstisch per Knopfdruck in ein wirbelsäulenfreundliches Stehpult verwandeln lässt, sondern vor allem wegen des knall-orangen Sitzmöbels mit Fußteil. Auf diesem lässt sich Walter gerne zum Relaxen nieder – und zum Nachdenken, wie man der Wirtschaftskrise ein Schnippchen schlagen könnte. „Die Auftragslage ist derzeit noch ganz gut. Für das nächste Jahr erwarte ich mehr Schwierigkeiten, denn da geht es um Finanzierungen. Wir sehen schon jetzt, dass größere, schon fertig geplante Objekte verschoben werden, weil die Finanzierung nicht gewährleistet ist“, hofft Walter, dass die Konjunkturmaßnahmen der Regierung möglichst bald greifen mögen. Und sind die wirtschaftlichen Aussichten gerade wenig angenehm, die Aussicht auf die Weinberge ist es jedenfalls. (Robert Koch)Facts zum Velux-Büro in Wolkersdorf:Baujahr: 2006/07Architekt: Werner ZitaInnenarchitektur: mohr steger architekturWandaufbau: Ortbeton mit WärmedämmungGebäudenutzung: Büros, Ausstellungs- und TrainingsräumeBezugsjahr: 2007Bürofläche: 1.750 m2Chefbüro: 30 m2Haustechnik: Pelletsheizung, solare Warmwasserbereitung, LüftungsanlageEnergiekennzahl: 23 kWh/m2a
Wertung: Selbstbild/ SOLID
Erscheinung: 4,5/ 4Funktionalität: 4,5/ 4Wohlfühlfaktor: 4,5/ 4Nachhaltigkeit: 4/ 4Stimmigkeit: 5/ 4,5*5=sensationell, 4=gut, 3=passt, 2=verbesserungswürdig, 1=abreißen