Interview : „Wir sind ein Fossil"
Worin unterscheidet sich das Atelier Hayde von der Konkurrenz?
Dieter Hayde: Architektur war früher ein wesentlich universelleres Berufsbild. Wir verlieren aber diese Position immer mehr, weil sich viele Kollegen mit den Kosten und der Abwicklung von Bauprojekten nicht mehr auseinandersetzen. Dadurch verliert unser Berufsstand deutlich an Boden - den Bauingenieuren glaubt man heutzutage mehr. Unser Unternehmen versucht hier gegenzusteuern - wir übernehmen bei vielen Projekten auch die Bauleitung. Aber mit dieser Auffassung sind wir im Jahr 2013 ein Fossil.
Warum wehren sich die Architekten nicht gegen diese Trends?
Die Probleme beginnen schon bei der Ausbildung. Ich habe den Eindruck, dass die Studierenden oft gar nicht bauen, sondern lediglich Entwürfe machen wollen. Dabei gibt es schon jetzt deutlich zu viele Architekten.
Setzen sich denn nicht die Besten durch?
Heute wird vorausgesetzt, dass überall Wettbewerbe stattfinden - nicht nur im öffentlichen sondern viel zu oft auch im privaten Bereich. Bei einem zweistufigen Wettbewerb bekommt der Auftraggeber rund 20 Entwürfe gratis auf den Tisch, drei Bewerber kommen in die engere Wahl und 17 Kollegen bekommen gar nichts. Ich muss aber dazusagen, dass ich auch nicht wirklich weiß, wie man dieses Problem lösen kann. Höchstens dadurch, dass jede Teilnahme voll bezahlt wird.
Woran krankt's noch beim Bauwesen?
Ganz klar an den gesetzlichen Vorgaben. Es muss nicht jede Wohnung barrierefrei realisiert werden und den Notkamin im Passivhaus halte ich schlicht gesagt für unnötig.
Auch andere Kostentreiber-Elemente sind zu hinterfragen. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, speziell bei Investitionen die sich nicht über den Lebenszyklus amortisieren.
Sind nicht auch die vielen Normen und Zertifikate ein Problem?
Wir haben uns schon 2009 auf energieeffiziente Projekte spezialisiert und waren damals das erste Architekturbüro in Österreich, das mit einem Umweltmanagementsystem gemäß der internationalen Umweltmanagementnorm EN ISO 14001 ausgestattet und nach EMAS* zertifiziert wurde.
Das macht schon Sinn, z. B. für eines der aktuellsten und auch bekanntesten energieeffizienten Projekte, nämlich das Raiffeisen Klimaschutzhochhaus. Hier handelt es sich um das erste Passiv-Bürohochhaus der Welt, das nach den strengen Kriterien des Passivhausinstituts Darmstadt zertifiziert wurde - ein energieoptimiertes Vorzeigebürohaus, das mit einer doppelschaligen Klimafassade für den effizienten Umgang mit Energie sorgt. Darauf sind wir schon stolz, wenn Energieeffizienz-Maßnahmen künftig für eine Halbierung der verbrauchten Energie sorgen.
Zur Person
Architekt Wolf-Dieter Hayde gründete 1994 mit damals zwölf - heute sind es 32 - Mitarbeitern die heutige Atelier Hayde, Architekten, Ziviltechniker GmbH. Das Aufgabenspektrum des Büros umfasst neben städtebaulichen Leistungen alle Gebiete des Hochbaus wie u. a. Industrie- und Verwaltungsbauten, Wohnbau, Althaussanierungen und Hotels. „Um die gestellten Aufgaben mit architektonischer Qualität und den wirtschaftlichen Prämissen entsprechend termingetreu sicherstellen zu können, legen wir besonderes Augenmerk auf Büroorganisation, strukturierte Abläufe bei der Projektabwicklung und Dokumentation."
* EMAS = EU-System für Umweltmanagement