Eine Klimaanlage ist aber natürlich nicht nur eine Verlagerung des Problems, es ist sogar eine Verschlimmerung, sagen die Experten. Je kühler die Luft im Gebäudeinneren aufbereitet wird, desto mehr heiße Luft wird nach außen abgelassen. Ein Teufelskreis, sagt auch Johannes Gerstmann vom Bundesverband Sonnenschutztechnik. Ein grüner Zusatz zum ökologischen Bauen sei hingegen der Sonnenschutz. „Weil er eine passive Maßnahme ist – da ist kein Energieeinsatz notwendig.“ Im Einsatz von Jalousien, Markisen et al. gegen die Gebäudeerhitzung seien gerade die kleinen Bauherren schon sehr bewusst und vorbildlich unterwegs. „Es hakt eher bei den großen Glasbauten.“
Denn die Architektur der vergangenen Jahrzehnte und Gegenwart geht vermehrt in Richtung Transparenz. Riesige Glasflächen als neue Statussymbole? „Es ist die Frage, ob wir eine 100-prozentige Verglasung brauchen. Aber der Trend macht auch Sinn, verbringen wir doch viel mehr unserer Zeit in Räumen. Früher hat man sich in Häusern erholt, heute arbeitet man mehr drinnen.“ Aber gerade dafür gebe es ja Jalousien – im Winter über große Fenster möglichst viel Tageslicht lukrieren, im Sommer den Sonnenschutz herunterlassen. „Damit kann die Hitzeeinstrahlung um 90 Prozent oder mehr verringert werden“, so Gerstmann.
Die Sonneneinstrahlung macht mit tausend Watt pro Quadratmeter tatsächlich einen großen Teil der Erhitzung von Gebäuden aus. Aber sie ist nicht der einzige Faktor und Jalousien nicht die einzige Maßnahme, Gebäude so zu gestalten, dass ihre Bewohner nicht wie auf kleiner Flamme sieden. „Ein großes Umschwenken gibt es noch nicht,“, so Wirth, „aber eine Dynamik. Wir dürfen nicht ungeduldig sein, das ist das schwierigste an der Geschichte. Und im Neubau ist es ja auch relativ leicht möglich, wenn man richtig plant. Schwierig ist es im Altbestand.“