Finanzanalyse : Wienerberger unter der Lupe

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"Wienerberger („Ba1“ Negativ / „BB“ Stabil) veröffentlichte am 9. November seine 9M-Zahlen", schreiben die Spezialisten von Erste Group Research. Aufgrund von Konsolidierungseffekten (90,4 Mio. Euro in 9M 11) – Steinzeug Gruppe, Steenfabriek Heylen, EuroCeramic, Tondach Gruppe – und höheren Preisen stieg der Umsatz um 16 %. Dagegen schwächte sich das Wachstumstempo im Q3 etwas ab. Das höhere Preisniveau, Kosteneinsparungen sowie eine bessere Kapazitätsauslastung führen zu deutlichen Steigerungen beim Ergebnis – das EBIT stieg um 253 % j/j und das EBITDA um 33 % j/j. Für das Gesamtjahr geht das Unternehmen witterungsbedingt von einem EBITDA zwischen EUR 250-260 Mio. aus, was einer Steigerung gegenüber 2010 von 19 bzw. 23 % entsprechen wird. Laut dem CEO wird das Marktumfeld 2011 wahrscheinlich schwierig bleiben. Nichtsdestotrotz rechnet das Unternehmen mit weiteren Zuwächsen.

Wienerberger verfügt über ausreichende kurzfristige Liquidität. Infolge des Anstiegs des Working Capitals und der Akquisition von Tondach Gleinstätten erhöhte sich allerdings die Nettoverschuldung per 30. Sep 11 gegenüber 31. Dez 10 um 36 %. Wienerberger erwartet einen Abbau der Nettoverschuldung im Q4 11 um ca. EUR 30-40 Mio. Der Refinanzierungsbedarf des Unternehmens zeigt 2012 eine Ballung von ca. EUR 400 Mio. Um ausreichende Liquidität für diese Refinanzierung bereitzustellen, wurde eine neue Anleihe im Juli 2011 (EUR 100 Mio.) begeben. In Summe standen dem Unternehmen per 30. Sep 11 liquide Mittel von EUR 568,5 Mio. zur Verfügung. Laut Moody’s verfügte das Unternehmen per Ende Juni 2011 außerdem über nicht beanspruchte langfristige Kreditlinienvon EUR 340 Mio.

Wienerberger strebt die Erhaltung einer starken Bilanzstruktur und der finanziellen Disziplin an. Die Entschuldungsdauer (Nettoverschuldung / 12-Monats-EBITDA) lag am 30. September 2011 bei 1,9x und liegt somit deutlich unter den in den Kreditverträgen vereinbarten Schwellenwert von kleiner 3,5x. Als Ziel bei der Entschuldungsdauer wird ein Wert von unter 2,5x angepeilt.

Investment Grade Rating wird angestrebt, durch die erwartete Abschwächung der Konjunktur kann dies aber zeitlich nicht eingegrenzt werden. Wienerberger wird im Rahmen des angekündigten Aktienrückkaufprogramm, das voraussichtlich bis 22. 11. läuft, Mittel von ca. EUR 20 Mio. investieren. Aktuell bewertet Moody’s das Rating eine Stufe unter dem Investment Grade Bereich („Ba1“). Der negative Ausblick spiegelt das Risiko wider, dass sich die Kernmärkte von Wienerberger nicht ausreichend erholen werden, um weitere Verbesserungen bei der operativen Performance und den Kreditkennzahlen bis Ende 2011 unterstützen zu können. Um die starke Zyklizität des neuen Wohnungsbaus zu reduzieren, sollte die Position in den Segmenten Renovierung und Infrastruktur vorangetrieben werden.