Wenn der Flughafen wie geplant im Oktober 2023 fertiggestellt wird, wird er mit einer Terminalfläche von 40.000 Quadratmetern, 4.000 Metern Rollbahn und einer Kapazität von acht Millionen Fluggästen jährlich der zweitgrößte Hub des Landes sein – und das fast 4.000 Meter über dem Meeresspiegel. Der größte Flughafen wird weiterhin Jorge Chávez International Airportbei Lima sein, der 2017 über 22 Millionen Passagiere abfertigte.
Derzeit erreichen die meisten Touristen Machu Picchu noch über den alten Flughafen Cusco. Der ist allerdings doppelt so weit von der Inkastätte entfernt und hat nur eine einzige Rollbahn. Während hier fast nur Flieger aus Lima und näheren Städten landen können, würde der neue Flughafen auch Direktflüge aus ganz Lateinamerika und den USA möglich machen.
Für die Menschen, die bereits die aktuellen Touristenströme für kaum mehr tragbar halten, sind diese Aussichten nicht nur unerfreulich, sondern auch paradox. Denn für den Flughafen wird eine Fläche überbaut, die zwar nicht von der UNESCO geschützt ist, aber als Tor in das Heilige Tal von Machu Picchu gilt. „Hier gibt es Terrassen und Routen, die von den Inkas geschaffen wurden“, sagt Peruanische Kunsthistorikerin Natalia Majluf von der Universität Cambridge. Und der in Cusco arbeitende Antropologe Pablo Del Valle bezeichnet es als ironisch und widersprüchlich, hier einen Flughafen hinzubauen – „genau auf die Region, für die die Touristen kommen“.
Doch viele Menschen, die dem zwar zustimmen würden und die Folgen für die Region und das Weltkulturerbe fürchten, profitieren auch aus der Situation. So hat die indigene Gruppe der Yanacona ihr gesamtes Land für das Projekt verkauft – für rund 35 Millionen Dollar. 2.500 Arbeitsplätze sollen durch die Bauarbeiten geschaffen werden. Und bereits jetzt entstehen in der Region viele neue Häuser und Hotels.
Der neue Flughafen sei eine Notwendigkeit, meint Joan Stoessel, ortsansässiger Hotelier und Vizepräsident der Tourismusagentur in Cusco. Denn der alte Flughafen sei „unmöglich erweiterbar und wird in drei bis vier Jahren die Grenzen seines Betriebs erreichen.“
Wenn das stimmt, so hat es für Machu Picchu wohl nur zwei Optionen gegeben: in ein paar Jahren sehr viel weniger Touristen empfangen, oder in ein paar Jahren sehr viel mehr Touristen empfangen. Und der Mensch entschied sich für zweiteres.
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