"Global Shopping Village" : Wie Einkaufszentren öffentliche Räume vernichten

In Europa hat sich die Shoppingcenterfläche in den vergangenen 20 Jahren verdreifacht, alle Zentren gemeinsam würden sich über ganz Liechtenstein erstrecken. Dass sich diese Entwicklung nicht mehr trägt, haben mittlerweile auch viele Regionalpolitiker und Städteplaner eingesehen - und dennoch gedeiht das Business weiter. "Global Shopping Village" widmet sich nun der Branche und ihren Seltsamkeiten.
Fast wie ein Horrorfilm für Architekten und Stadtplaner
Nach der Premiere im Rahmen des Festivals Crossing Europe kommt der Dokumentarfilm von Ulli Gladik am 24. Oktober in die österreichischen Kinos - und dürfte für Menschen, denen Stadtplanung und Raumplanung nicht gleichgültig sind, teilweise wie ein Horrorfilm wirken.
Unzählige Entwickler hierzulande träumen bei jeder freien Fläche, die sich bietet, von großen Shoppingcentern. Andere schwärmen von der Sicherheit und Bequemlichkeit der riesigen Konsumtempel, die sich meist an den Stadträndern ansiedeln.Öffentlichen Raum wird zum rundum kontrollierten RaumArchitekt und Stadtplaner Walter Brune ist da ganz anderer Meinung: "Shopping Center sollten verboten werden", konstatiert er, während er auf einem Blatt Papier das größte Problem der Geschäfteansammlungen skizziert: Sie ziehen Arbeitskräfte aus den städtischen und Ortszentren ab, zerstören die dortige Infrastruktur und tauschen den öffentlichen Raum in rundum kontrollierten Raum.
Die "zusätzlichen Arbeitskräfte", mit denen gern geworben wird, bleiben aufgrund von Profitgier und nicht an die Region angepasste Centergrößen zumeist Illusion, wie die Doku enthüllt.
"Zusätzliche Arbeitsplätze" bleiben meist eine Lüge
Und die immer gleiche Architektur mit den immer gleichen Geschäften machen das Einkaufserlebnis völlig austauschbar. Und dennoch: Die Shoppingcenter-Messe in Cannes boomt, die Strategien sind vielfältig, der Grat zwischen Boom und Blase offenbar schmal.Ulli Gladik hat viele Gespräche geführt, mit Entwicklern und Brancheninsidern ebenso wie mit Aktivisten und Städteplanern. Sie bleibt stets nahe an ihren Gesprächspartnern dran und unterbricht deren Ausführungen (die gerne bei Autofahrten durchgeführt werden) höchstens durch Totalen vor und in den Shoppingcentern in Österreich, Deutschland und Kroatien selbst.
Formal bleibt das recht unaufregend - aber inhaltlich tun sich in der Doku immer wieder tiefe Gräben auf.
(Von Daniel Ebner, APA /pm)