In 100 Jahren soll London so aussehen wie heute vor 150 Jahren – so ungefähr stellt sich das Londoner Architekturstudio D Haus Company die Zukunft vor. Was nostalgisch klingt, ist nur der schmucke Part des neusten Designs des Studios. „The Kenthish Classic“ heißt die Idee für erhöhte Häuser, denen Überschwemmungen nichts anhaben können sollen.
Auf die Idee kam die D Haus Company durch einen Wettbewerb des Architekturmagazins Dezeen, der Living Future Urban Home Competition. Die Teilnehmer mussten sich eine Herausforderung überlegen, mit der Städte in 100 Jahren konfrontiert sein werden und architektonisch darauf reagieren. „Für unsere Idee waren die Hinweise auf steigende Wasserpegel durch die globale Erwärmung ausschlaggebend, die wir jetzt bereits kennen. Der Meeresspiegel steigt an und sogar in London hatten wir bereits Probleme mit Überflutungen“, erklärt Architekt David Ben-Grunberg auf Anfrage. Sein Design gemeinsam mit dem Architekten Daniel Woolfson umfasst ein Fertighaus aus Sperrholz auf einer Plattform und dadurch über dem Wasserspiegel. Das Besondere an der Plattform – sie soll aus dem 3D-Drucker kommen. Das soll in der Konstruktion viel Zeit sparen. Weitere Zeiteinsparungen und Nachhaltigkeit sehen die Architekten in der Holzkonstruktion, bei der die CNC-Technologie zum Einsatz kommen soll, also computerisierte numerische Steuerung. Ganze Stücke der Häuser, wie beispielsweise riesige Treppen, sollen demnach automatisch und trotzdem mit hoher Präzision hergestellt werden.
Den Grund, warum sich die D Haus Company beim Wettbewerb aber gegen die über 400 Mitbewerber aus 56 verschiedenen Ländern durchsetzen konnte, sieht Ben-Grunberg allerdings auch im Look der Häuser. Der ist von Häusern im Stil des 18. und frühen 19. Jahrhunderts inspiriert, Londons älteste Häuser, von denen schöne Exemplare noch in Kentish Town, Primrose Hill und Notting Hill zu finden sind. Pastelltöne, Alkoven und dekorative Motive zeichnen diese zweistöckigen Häuser aus. „Den Juroren hat das gefallen, denke ich – während alle anderen apokalyptisch dachten, war unser Design nostalgischer“, so Ben-Grunberg. Ganz nostalgisch natürlich nicht, denn die Original-Häuser sind aus Ziegelstein, die neuen eben aus Nutzholz.