Baustoffe : Wer verwendet eigentlich LD-Schlacke?
Einprägsam ist der Name ArcelorMittal Eisenhüttenstadt ja nicht gerade; das Vorhaben des integrierten Hüttenwerks dafür umso mehr.
Zwei Fakten machen dieses Werk nämlich aus. Zum einen fällt hier LD-Schlacke als Nebenprodukt bei der Stahlherstellung an; zum anderen ist es in Brandenburg situiert. Und in diesem Bundesland taucht LD-Schlacke in Bau-Ausschreibungen noch nicht auf.
Das Nebenprodukt ist in Frankreich bereits ein beliebter Baustoff und auch in einigen deutschen Bundesländern wird es bereits verwendet. Befürworter einer ausgedehnteren Verwendung der Schlacke sprechen ihr viele Möglichkeiten zu – beispielsweise im Straßenbau.
Zehn Meter hohe Referenz
Deswegen will ArcelorMittal jetzt ein Referenzobjekt auf dem eigenen Betriebsgelände erschaffen. Ein zehn Meter hoher und 317 Meter langer Wall soll zeigen, dass sich der Stoff ideal für Lärm- und Staubschutzwälle an Autobahnen eignen würde. Die Höhe des Beispielwalls orientiert sich auch bereits an den tatsächlichen Dimensionen solcher Schutzwälle.
Für den Straßenbau eignet sich LD-Schlacke – ihren Namen hat sie vom Linz-Donawitz-Stahlherstellungsprozess – eigentlich nur bei geringem Kalkgehalt. Eine andere Verwendungsmöglichkeit ist die Weiterverarbeitung zu Düngern. Nachdem 2012 der österreichische Umweltdachverband eine mögliche Gesundheitsgefährdung durch den Einsatz von LD-Schlacke in den Raum stellte – konkret ging es um das krebserregende Chrom VI –, gaben Greenpeace Österreich und die Asfinag beim Umweltbundesamt eine Analyse in Auftrag. Die selbige ergab, dass die her geltenden Grenzwerte lange nicht erreicht würden und die Verwendung daher unbedenklich sei. Wäre es anders, wäre Schlacke deponiepflichtig und dürfte nicht weiterverarbeitet werden.
Ein Drittel von 150 Kilo
Ein guter Ausgang also für Fans des Nebenproduktes. LD-Schlacke ist bei der Stahlerzeugung nämlich unvermeidlich – bis zu 150 Kilogramm Schlacke fallen in etwa pro Tonne Stahl an – und viele sehen in der Weiterverwendung eine Chance auf erfolgreiche Ressourcenschonung.
In Österreich wird etwa ein Drittel der anfallenden Schlacke tatsächlich schon seit einigen Jahrzehnten im Straßenbau als Alternative zu Hartgestein verwendet, wie auch in vielen anderen Ländern Europas. Wird übrigbleibende Schlacke richtig deponiert, kann sie auch später noch als Baustoff verwendet werden. Auf werkseigenen Deponien der Voestalpine sind solche vorsorgenden Lagerungen der Fall.
400 Fußballfelder an Rohstoffen
In Deutschland werden etwa 40 Prozent des Nebenproduktes – das sind zwei Millionen Tonnen – als Baustoff eingesetzt. Eine Studie des Clausthaler Umwelttechnik Instituts vor einem Jahr ergab, würde auf die Schlacke verzichtet, bräuchte man stattdessen im Bau in Deutschland bis zu 35 Hektar mehr an Primärrohstoffen im Jahr – das entspricht der Größe von 400 Fußballfeldern. Bloß, in Brandenburg hat man den Weg zur Schlacke noch nicht gefunden. Vielleicht ändert sich das nun mit dem anschaulichen Referenzobjekt in Eisenhüttenstadt. Und dem einen oder anderen Verweis auf jahrzehntelange Beweise der Verwendbarkeit im Um- und Ausland.