Industrie : Warum der Fachkräftemangel in der Schweiz ganz anders ist als jener in Österreich
Der Fachkräftemangel in der Schweiz hat sich dieses Jahr wieder etwas verstärkt und am meisten gesucht werden Fachkräfte nach wie vor in Ingenieursberufen. Das zeigen am Dienstag publizierte Zahlen des Stellenvermittlers Adecco Schweiz und des Arbeitsmarkt-Monitors der Universität Zürich.
Die Unterschiede zwischen den verschiedenen Berufsgruppen sind laut diesem Fachkräftemangel-Index teils erheblich. So gibt es in Ingenieursberufen zwar einen hohen Mangel, im Baugewerbe aber mehr Jobsuchende als freie Stellen. Im Bau sei auch die Personalfluktuation und damit die Konkurrenz unter den Stellensuchenden hoch.
Im Zuziehen von Fachkräften aus dem Ausland sieht Nicole Burth, Chefin von Adecco Schweiz, nicht die große Lösung, da es dafür viele Bewilligungen brauche und auch sprachliche Barrieren zu bedenken seien. Dass es sich beim Fachkräftemangel auch um ein Bildungsproblem handelt, glaubt Burth schon – allerdings anscheinend nicht in dem Ausmaß, dass die Schweiz-Chefin eines der größten Stellenvermittlers der Welt für eine Ausbildungsförderung in allen Verdienstschichten plädieren würde. So spricht sich Burth zwar für die Möglichkeit aus, dass etwa eine Polymechanikerin eine Fachhochschule besuchen kann, sagt aber auch: „Es ist natürlich eine Illusion, wenn man glaubt, man könne aus einer Reinigungskraft einen Ingenieur machen.“
Dass Bildung vererbt wird, ist allerdings ein Faktum, von dem auch die Schweiz nicht ausgenommen ist. Die Pisa-Studie 2015 machte 16 Prozent der Unterschiede zwischen den Schülerergebnissen für ihren soziökonomischen Hintergrund verantwortlich – der OECD-Durchschnitt beträgt 13 Prozent. Auch in Österreich wird Bildung überdurchschnittlich stark vererbt, wie ein im Oktober veröffentlichter Bericht der OECD zeigt.
In Österreich grassiert der Fachkräftemangel derweil ebenso. 162.000 Fachkräfte werden laut der WKO österreichweit gesucht, immer mehr Betriebe geben auch an, diesen Mangel zu spüren. WKO-Präsident Harald Mahrer will als Gegenmaßnahme mehr Lehrlinge aus dem Ausland anziehen.
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