Österreich : Waagner-Biro nach Tochter-Insolvenz insgesamt gefährdet
*** dieser Artikel wurde am 23.10. um 16:30 upgedated ***
Die Waagner-Biro AG hat bekannt gegeben, dass heute eine ihrer Tochtergesellschaften, die SBE Alpha AG, die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt hat. Der Rest der Gruppe ist insolvenzgefährdet. Es wird angestrebt, das Fortbestehen einzelner Unternehmensteile zu ermöglichen.
Schon 2015 räumte Waagner-Biro-Miteigentümer und -CEO Thomas Jost bei SOLID ein, dass es in den Vereinigten Arabischen Emiraten und vor allem beim Louvre Abu Dhabi zu einer schwierigen Situation gekommen sei ("Unter diesen Umständen nicht mehr!" SOLID 06/2015)
Die 107 Mitarbeiter der SBE Alpha AG wurden laut Aussendung des Unternehmens im Zuge des Frühwarnsystems beim AMS Wien angemeldet. Etwaige Ansprüche und Forderungen der Mitarbeiter der SBE Alpha AG sind über den Insolvenz-Entgelt-Fonds (IEF) gesichert.
Dem Gläubigerschützer "Creditreform" zufolge soll das Unternehmen auf einem Großauftrag im Nahen Osten sitzengeblieben sein und habe nun keine freie Liquidität. Beschäftigt wurden zuletzt 107 Mitarbeiter, sie wurden beim Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) angemeldet. Die Gehälter wurden noch bis September ausbezahlt. 388 Gläubiger sind ebenfalls betroffen. Die Passiva liegen bei 77 Mio. Euro, die Aktiva bei 39 Mio. Euro.
Laut "Firmen Compass" machte SBE 2017 einen Umsatz von 51 Mio. Euro bei einem Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von 850.000 Euro. Der Cash Flow lag bei 5,77 Mio. Euro.
Bis zum 15. Oktober hieß die SBE nach Informationen der "Presse" noch Waagner-Biro Stahlbau AG und wurde bei einer außerordentlichen Hauptversammlung umbenannt. Das Unternehmen Waagner-Biro selber wollte zur Quelle dieser Informationen keine Stellungnahme abgeben.
Damit verbunden sein dürfte aber der Versuch, nach dem Muster einer Bad Bank negative Unternehmensteile auszugliedern und über eine Neuaufstellung der restlichen Teile einen möglichst unbelasteten Restart für das Unternehmen zu ermöglichen.
Die SBE kann auf eine beeindruckende Referenzliste mit ihrer Stahl-Glas-Technik blicken: die Berliner Reichstagskuppel, die Gebäudehülle des Yas Marina Hotels in Abu Dhabi, das Glasdach im British Museum in London, der Red Bull Hangar-7 in Salzburg oder die Überdachung des Sony Centers in Berlin.
Die Insolvenz soll aus Zahlungsausfällen bei der 2016 fertig gestellten Kuppel über den Louvre Abu Dhabi und schlechte Zahlungsmoral in anderen Fällen zurückzuführen sein.
Update 16:30: Während die Waagner-Biro-Tochter SBE Alpha Insolvenz angemeldet hat, gibt sich der Mutterkonzern durchaus fit. So lag die Eigenkapitalquote im Vorjahr bei 30 Prozent oder 61 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (EBT) lag mit 10,1 Mio. Euro über dem des Jahres 2015. Und auch der Cash Flow lag mit 14,2 Mio. Euro im Vorjahr über den Werten der Jahre zuvor.
Und auch die Auftragsbücher sind nach wie vor voll: 208 Mio. Euro verbuchte das Stahlunternehmen im Vorjahr an Auftragseingängen. Der Auftragsbestand lag bei 256 Mio. Euro, teilte das Unternehmen am Dienstagnachmittag mit. Weitere Details zur SBE-Insolvenz wurden auf APA-Anfrage keine genannt. (APA/red./TP)