Sanierungen : Vom 60er-Jahre-Wohnblock zu "Plus-Energie"-Haus
Eine Wohnhausanlage aus den 1960er-Jahren wurde in der obersteirischen Stadt Kapfenberg so saniert, dass sie mehr Energie erzeugt als verbraucht. Das bisher österreichweit einzigartige "Plus-Energie"-Sanierungsprojekt wurde im Rahmen des Forschungs- und Technologieprogramms „Haus der Zukunft Plus“ realisiert und von Forschern der TU Graz und dem Gleisdorfer AEE INTEC-Institut begleitet, meldete die TU Graz.Der vormals schmucklose viergeschoßige Wohnblock in der Johann-Böhm-Straße hat sich nicht nur optisch außerordentlich verändert. Vor allem wurde er energietechnisch auf die höchste Effizienzstufe gehoben.Der Projekttitel „e80 hoch 3-Gebäude“ steht für die Ziele des Sanierungskonzepts: Reduktion des Energiebedarfs um 80 Prozent, ein Anteil von 80 Prozent an erneuerbaren Energien und die Senkung der CO2-Emissionen um 80 Prozent. Um diese Ziele zu erreichen, wurden mehrere Maßnahmen gesetzt: Allen voran eine eigens entwickeltes, vorgefertigtes Fassadensystem mit einer 30 Zentimeter dicken thermische Außenhülle, wodurch die Heizkosten drastisch gesenkt wurden.Leitungen in der FassadeZusätzlich wurden Solarzellen und Photovoltaikmodule für die Strom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Eine weitere Innovation des Projekts: „Die Haustechnik-Elemente wie Strom- und Wasserleitungen wurden nach außen in die Fassade des Gebäudes verlegt. So sind sie jederzeit schnell und einfach zugänglich, etwa für Reparaturen“, erklärte Alexander Passer von der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeitsbewertung des Instituts für Materialprüfung und Baustofftechnologie der TU Graz. Sein Team hat das von AEE INTEC entwickelte Projekt seit 2010 begleitet.Die neue Fassade der Wohnanlage wurde jüngst fertiggestellt. „Im fertig sanierten Gebäude wird der Energieverbrauch um 85 Prozent reduziert sein. Da das Haus zusätzliche Energie erzeugt, haben wir gemeinsam die Zertifizierung als Plus-Energie-Haus erreicht“, sagt Passer.Das Projekt wird im Rahmen des „Haus der Zukunft Plus“-Programms des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie realisiert. Dazu Forscher der TU Graz und Projektmanager Karl Höfler von AEE INTEC: „Wir wollen, auf Basis des erfolgreichen Bauprojekts in Kapfenberg, Fertigteile für eine serienmäßige energiesparende Sanierung von Wohnbauten entwickeln“. Außerdem ist ein siedlungsweites Netz für Strom und Wärme geplant, um noch mehr Energie zu sparen: Wenn eines der Gebäude zu viel Strom oder Wärme produziert, fließt der Überschuss ins Netz und kann bei Bedarf später oder von einem anderen Gebäude verwendet werden. (red)